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Bioland Geflügeltagung

Alles auf Öko

Die neue EU-Öko-Verordnung stand auf der diesjährigen Internationalen Bioland-Geflügeltagung im Mittelpunkt der Diskussionen. Themen wie die Jungtieraufzucht, eine komplett biologische Fütterung und die Rohwarenbeschaffung stellen die Ökobranche vor weitere Herausforderungen.

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MBE-Photography
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Um zu verstehen, welche Bedingungen junge Hühner brauchen, um sich wohlzufühlen, muss man wissen, wo sie herkommen, erklärt Dr. Christiane Keppler, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH). Das Bankiva-Huhn, die Ursprungsform unserer Haushühner, ist ein Dschungeltier, also ein sehr scheuer Vogel mit großem Sicherheitsbedarf, so Keppler. Es hat einen Aktionsradius von 150 bis 600 Meter und flüchtet bei Gefahr. Die Glucke bildet mit ihren Küken eine eigene Einheit im Harem und wärmt ihre Küken, daher suchen die Küken im Stall nach einer dunklen geschützten Wärmequelle als „künstliche Glucke“. Außerdem fangen die Küken früh an zu fliegen und üben von der 2. bis zur 8. Lebenswoche die Flugkoordination ein, um dann ihren Müttern auf die sicheren Plätze in den Bäumen folgen zu können. Stangen oder andere erhöhte Plätze im Stall helfen dabei und dienen auch als wichtige Rückzugsorte, um während des Tages zu ruhen.

Verhaltensweisen werden in der Aufzucht erlernt

In der freien Natur besteht die Nahrungssuche der Hühner aus vielen unterschiedlichen Techniken: Scharren, Klettern, Fliegen, Absuchen, Jagen. Sie nimmt etwa zwei Drittel des Tages ein. Rund 50 % der Nahrung besteht in den ersten acht Lebenswochen aus Insekten und Würmern. Dabei lernen die Küken aus ihrer Erfahrung: Sie picken auf alles, was glänzt, und lernen so was Wasser ist oder wie Insekten schmecken. Im Stall picken sie aber auch Schnäbel oder Stroh, ebenso auf die glänzenden Federfollikel und Federhülsen. Lernen sie, dass diese fressbar sind, da sie mit Flüssigkeit und Blut gefüllt sind, haben sie gelernt „Würmer an anderen Küken zu finden“, beschreibt Dr. Keppler. Aus dem angeborenen wird dann erlerntes Verhalten, was die Hühner wahrscheinlich ein Leben lang beibehalten.

Von den 10.000 bis 15.000 Pickschlägen, die ein Huhn am Tag durchführt, sind nur 15 % sozial bzw. geschehen im Rahmen von Rangordnungsauseinandersetzungen, der Rest dient der Futtersuche- und -aufnahme. In reizarmer Umgebung wird jedoch alles bepickt. Wenn die Tiere ihre Nahrung aus dem Futtertrog aufgenommen haben, werden auf dem Boden Sand, Einstreu oder Kot bepickt und gefressen. Oder die Tiere bepicken Objekte wie Wände, Einrichtungsgegenstände oder Betreuer, weist Keppler auf Beobachtungen hin, die wohl die meisten Tierbetreuer schon mehr oder weniger oft gemacht haben. Ob die Stallumwelt stimme, würde man meist am gut abgearbeiteten Schnabel erkennen, so die Geflügelfachberaterin.

Wenn die Stallumwelt nicht viel Pickbares bietet, lernen die jungen Hühner schnell, dass Federn und blutgefüllte Federfollikel fressbar sind. Eindeutige Zeichen seien:

  • angefressene Ränder der Schwung- und Stoßfedern
  • beschädigte Federfollikel und
  • wenige Federn in der Einstreu.

Letzteres sei allerdings in der Hauptjungendmauser schwierig zu beurteilen. „Wenn frisch eingestallte Junghennen schon geringe Gefiederschäden zeigen, dann habe ich ein Problem mitgeliefert bekommen“, betont Keppler und fasst die Risiken für Federpicken und Kannibalismus zusammen:

  • In der 2. und 3. Lebenswoche (LW) verleiten hohe Pickaktivität und glänzenden Federhülsen zum Picken.
  • In der 8. bis 12. LW findet die Jugendmauser statt. Hier liegen viele Federn auf dem Boden und die Tiere haben einen hohen Nährstoffbedarf, vor allem an Methionin, Cystein und Mineralstoffen, für ihre körperliche Entwicklung und Federbildung.
  • Von der 15. LW bis zur Umstallung steigt die Besatzdichte. Die Tiere haben also weniger Platz im Einstreubereich und daher weniger Beschäftigung.
  • In der Umstellungsphase bis zur Legespitze besteht das Risiko zu verminderter Futteraufnahme, weil sich die Tiere an einen neuen Stall und anderes Futter gewöhnen müssen und gleichzeitig die Legeleistung steigt.

Mit der Stallumwelt schon früh natürliches Verhalten ermöglichen

Was kann der Aufzüchter tun, um diese Risiken zu vermeiden? Neben Wärme, Wasser und Futter sollten weitere Dinge angeboten werden:

  • Manipulierbares Material ab der 1. LW, zum Beispiel Luzernebriketts oder Picksteine
  • trockene strukturierte Einstreu – ab dem 7. Lebenstag löst sich die Kükenpappe auf und es ist nur noch wenig Scharrmaterial da,
  • Staubbad ab der 1. LW,
  • Magensteine und Sand anbieten, die werden für die Verdauung im Muskelmagen gebraucht,
  • Sitzstangen und erhöhte Ebenen,
  • überdachter Auslauf.

In der Aufzucht müssen die Küken sich viel aneignen um sich später im Legestall zurechtzufinden. Hierzu gehört unter anderem Futter und Wasser auf erhöhten Standorten zu finden und auf erhöhten Standorten zu schlafen. Wichtig sei aber auch, dass sie lernen würden, keine Furcht vor Störungen und Geräuschen und vor dem Menschen zu haben, betont Keppler, um Schreckreaktionen zu vermeiden und eine intensive Tierkontrolle zu vereinfachen. Alle diese Maßnahmen hätten zwei Ziele: dass die Junghenne körperlich gut entwickelt sei, und viel Futter aufnehmen könne, und dass Federpicken und Kannibalismus vermieden würden.

Der Struktur des Aufzuchtstalles komme dabei eine besondere Bedeutung zu: Er müsse sowohl dem Eintagsküken als der fast legereifen Junghenne gerecht werden und sollte zum Ende der Aufzucht weitgehend dem Legestall entsprechen. Bei den verschiedenen Aufzuchtmodellen für Junghennen und Bruderhähne müsse darauf geachtet werden, dass die Tiere mindestens ein Drittel ihres Lebens Zugang zu Außenklima hätten. Bei der Entscheidung für ein System müssten Tierhalterinnen und Tierhalter zwischen den Vor- und Nachteilen der Nutzung des Stallplatzes, des Einsatzes ungesexter Küken und der Notwendigkeit, während der Aufzuchtphase umzustallen abwägen.

Die Gewichtsentwicklung der Junghennen wird durch ein entsprechendes Lichtprogramm und das Futter gesteuert, das an das jeweilige Entwicklungsstadium angepasst ist. Wichtig sei faserreiches Futter gegen Ende der Aufzucht, damit die Tiere lernen, viel Futter aufzunehmen, und damit der Muskelmagen entwickelt wird, aber in dieser Phase nicht „gemästet“ werden. Die Gewichtsentwicklung sollte wöchentlich kontrolliert werden, und zwar vom Einstallen bis nach der Legespitze, empfiehlt Keppler. Der Mittelwert der Herde sollte mindestens den Angaben der Zuchtfirmen entsprechen.

EU-Öko-Verordnung bringt neue Auflagen für die Aufzucht

Im Januar 2022, ein Jahr später als ursprünglich festgelegt, tritt die neue EU-Öko-Verordnung in Kraft. Damit gelten dann die Bestimmungen der EU-Öko-Basisverordnung VO (EG) Nr. 2018/848 vom 30. Mai 2018 sowie die ergänzende Durchführungsverordnung vom 26. März 2020. Welche Vorgaben dann in der Biobranche für die Aufzucht von Junghennen und Bruderhähnen gelten, erklärt Bioland-Berater Dr. Friedhelm Deerberg.

Wichtig zum Verständnis seien die in der der Verordnung verwendeten Begriffe:

  • Mastgeflügel sei Geflügel, das zur Fleischerzeugung bestimmt sei;
  • eine Herde, im Zusammenhang mit Stallabteilen in Geflügelställen, sei eine Gruppe von Tieren, die zusammen gehalten, nicht mit anderen Geflügelarten gemischt würden und die über ihre eigenen Stall- und Außenflächen verfügten;
  • ein Bruderhahn sei ein männliches Tier von Legelinien, das zur Fleischerzeugung bestimmt sei;
  • als Junghennen werden Jungtiere der Art Gallus gallus definiert, die jünger als 18 Wochen sind.

Für die Haltung von Geflügel schreibt die Verordnung unter anderem allgemein vor, dass die Haltungspraktiken und Unterbringung den Bedürfnissen der Tiere entsprechen müssen, die Stallabteile durch feste oder halbgeschlossene Wände abgetrennt und mindestens ein Drittel der Bodenfläche befestigt und eingestreut sein muss. Bei der Herdengröße gilt für Junghennen eine Obergrenze von bis zu 10.000 Tieren pro Stallabteil. Bei Bruderhähnen ist die Obergrenze mit 4.800 Tieren pro Stallabteil deutlich niedriger, weil hier die Bestimmungen für die Fleischerzeugung gelten, erklärt Dr. Deerberg. Bei der Geflügelmast gibt es auch eine Flächenbegrenzung, die Gesamtnutzfläche von Ställen darf hier bei keiner Produktionseinheit größer als 1.600 m2 sein, während es bei der Junghennenaufzucht zum Beispiel keinerlei Flächenbegrenzung gibt.

Gestaltung von Stalleinrichtungen und Freiflächen

Wie sollen oder können demnächst die Ställe aussehen? Mehretagensysteme, besser bekannt als „Voliere“, sind erstmals in der Ökoverordnung genannt und dürfen nur für Legehennen, Elterntiere, Junghennen und Bruderhähne verwendet werden und, so schreibt es die Verordnung vor, einschließlich der Bodenfläche nicht mehr als drei Ebenen nutzbarer Fläche aufweisen. Natürlich gibt es auch verschiedene Anforderungen an die Volierensysteme, wie automatische Entmistung, gute Durchlässigkeit zwischen den Ebenen, gute Einsehbarkeit der Anlage und keine Behinderung für die Auslaufnutzung, zählt Dr. Deerberg beispielhaft auf. Zusätzlich kann ein Kaltscharrraum (Veranda) angeboten werden, der definiert wird als überdachter, nicht isolierter Außenbereich mit natürlicher und ggf. künstlicher Beleuchtung und eingestreutem Boden. Dieser, so betont Deerberg, darf nicht bei der Berechnung der Besatzdichte, Mindeststallflächen oder Mindestaußenflächen berücksichtigt werden.

Weiter gibt die Verordnung vor, dass ein „zusätzlicher überdachter Außenbereich“, der so isoliert ist, dass dort kein Außenklima herrscht, bei der Berechnung der Besatzdichte und Mindeststallflächen berücksichtigt werden kann, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Unter anderem muss er rund um die Uhr zugänglich sein.

Die Besatzdichte und Mindeststallfläche beträgt laut Verordnung in der Jungtieraufzucht und Mast 21 kg Lebendgewicht pro m2 nutzbarer Stallfläche in stationären Ställen. Im Freigelände gilt eine Besatzdichte und Mindestaußenfläche von 1 m2 pro Bruderhahn oder Junghenne. Im Stall sind Sitzstangen oder erhöhte Sitzebenen oder auch eine Kombination davon vorgeschrieben. Dabei muss gewährleistet sein, dass mindestens 10 cm Sitzstange pro Tier oder mindestens 100 cm2 erhöhte Sitzebenen pro Tier vorhanden sind. Sie müssen den Tieren schon ab einem jungen Lebensalter zur Verfügung gestellt werden.

Für das Freigelände gilt, dass die Tiere ständig Zugang dazu haben müssen, solange der physiologische Zustand der Tiere, die jahreszeitlichen Bedingungen und der Zustand des Bodens dies erlauben. Der Bewuchs des Freigeländes muss regelmäßig gepflegt werden, damit kein Nährstoffüberschuss entsteht. Es muss eine ausreichende Anzahl an Unterschlupfmöglichkeiten - Unterstände, Sträucher, Bäume - vorhanden und gleichmäßig verteilt sein, damit die Tiere das gesamte Freigelände nutzen.

Unter bestimmten Bedingungen, gemeint ist hier die nationale seuchenrechtliche Regelung mit Einhausungsgeboten (EU-VO 2018/848 Anhang II, Teil 1.9.4.4), müssen die Ställe von Elterntieren und Junghennen unter 18 Wochen, die am Zugang zum Freigelände gehindert werden, mit Veranden (gem. Definition) als Auslaufersatz mit Maschendraht ausgestattet sein, um andere Vögel am Zugang zu hindern.

Das Freigelände darf einen Radius um die nächstgelegenen Ein- und Ausflugklappen von 150 m nicht überschreiten, es sei denn, es sind genügend Unterstände vorhanden, die gleichmäßig verteilt sind, und zwar mindestens vier Unterstände je Hektar.

Offene Fragen zu den Details der Vorgaben

Aus Sicht der Tierhalter sind bei der Umsetzung der Verordnung in die Praxis noch viele Fragen offen, mit denen sich die Länderarbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (LÖK) noch beschäftigen sollte. Da geht es unter anderem um den Zeitpunkt des Zugangs zum Auslauf, um Zeitdauer für das Füttern mit konventionellen Futteranteilen und ab welchem Alter Sitzstangen oder Ruhe ebenen angeboten werden sollen, so Deerberg. Auch die Einbeziehung des isolierten Außenbereichs bei der Berechnung der Stallkapazität oder die Besonderheiten der gemischten Aufzucht von Henne und Bruderhahn sind nach Meinung der Praktiker noch nicht genügend geklärt.

Saatwicken am besten gekeimt

Was ist zu beachten, wenn man seine Hühner zu 100 % biologisch füttern möchte? Dr. Lisa Baldinger vom Thünen-Institut stellte einige Versuchsergebnisse aus dem Versuchsbetrieb Trenthorst-Wulmenau vor. Hier gibt es unter anderem 320 Hennen- oder 640 Mastplätze in mobiler Haltung und 400 Tierplätze im Feststall. Viele der eingesetzten Futtermittel werden selbst angebaut und in der eigenen Futtermühle verarbeitet. Im ersten vorgestellten Versuch wurde der Frage nachgegangen, wie attraktiv Keimgut für Legehennen ist und ob Keimgut einen Teil des Legefutters ersetzen kann. Sieben Wochen lang bekam die eine Gruppe der Lohmann Dual-Legehennen nur Legefutter ad libitum, die andere bekam zusätzlich dazu täglich frisches Keimgut ad libitum. Gekeimt wurde eine Mischung aus gleichen Teilen Weizen und Saatwicken vier Tage lang in einem Keimrad. Durch das Keimen sollte der Vitamingehalt der Ration gesteigert werden. Der Energiegehalt von Weizen und Saatwicke sank durch das Keimen etwas ab. Es zeigte sich, dass die Hennen die gekeimten Körner gern fraßen. Das Keimgut verdrängte einen Teil des Legefutters, der Gesamtfutterverbrauch änderte sich nicht, auch bei Legeleistung und Lebendmasse gab es keine Unterschiede, berichtete Baldinger.

Unbehandelt, gekeimt, siliert?

Saatwicken in verschiedenen Darreichungsformen wurden 16 Wochen lang Lohmann-Braun-plus-Hennen angeboten. Es wurde untersucht, ob sich die Saat-wicken unbehandelt, gekeimt oder siliert als Eiweißkomponente eignen. Die Hennen waren zu Versuchsbeginn 20 Wochen alt. Die Kontrollgruppe bekam Legefutter ad libitum, die Versuchsgruppen Ergänzer ad libitum plus 15 Prozent der jeweiligen Saatwickenvariante. Dr. Baldinger beobachtete, dass Wicken für die Hühner nur wenig attraktiv waren, gekeimte Saat-wicken wurden besser aufgenommen als silierte, die rohen Saatwicken wurden am wenigsten gern gefressen. Die gekeimten Wicken verdrängten einen Teil des Legefutters, Unterschiede in der Legeleistung konnten nicht beobachtet werden. Die Lebern wurden auf Veränderungen wie zum Beispiel Verfettung untersucht, es wurden aber keine auffälligen Lebern gefunden, berichtete Dr. Baldinger. Über eine volle Legeperiode wurde an vier Lege-hennengruppen untersucht, ob sie sich für eine energiereiche oder eine eiweißreiche Mischung entscheiden, wenn sie die Wahl haben. Verglichen wurden ÖTZ Coffee und ÖTZ Cream als Versuchsgruppen mit Bresse und Lohmann Sandy als Kontrollgruppen. Es wurde beobachtet, dass ÖTZ Coffee und ÖTZ Cream bei gleichem Gesamtverbrauch an Futter weniger Eiweißergänzer auswählten als die beiden Kontrollgruppen, dadurch war die Methionindichte in der Gesamtration geringer. Die Legeleistung in den beiden Versuchsgruppen war deutlich niedriger als bei Lohmann Sandy, gleichzeitig war der Futteraufwand höher. Eine angepasste Fütterung, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftlerin, helfe, die geringere Leistung abzufedern.

Der Futterverbrauch steigt

Saatwicken in gekeimter und silierter Form wurden auch an Broilern getestet, diese Ergebnisse stellte Anja Höhne vom Thünen-Institut in Trenthorst vor. Saatwicken seien deutlich eiweißreicher als Körnererbsen oder Ackerbohnen, könnten aber wegen ihres Gehaltes an antinutritiven Faktoren in rohem Zustand nur in geringen Mengen an Monogastrier verfüttert werden, begründete sie die Behandlungsmethoden. Nach Prüfung der Verdaulichkeit – Keimung führte zu höheren, Silierung zu niedrigeren Verdaulichkeiten der Aminosäuren – wurden zwei Versuche mit Masthühnern gemacht. Die Saatwicken wurden täglich separat vorgelegt. Höhne fasste die Ergebnisse zusammen: Die gekeimten Saatwicken wurden auch hier deutlich lieber gefressen als die silierten. Mast- und Schlachtleistung waren bei allen Saatwicken-Gruppen höher als bei der Kontrollgruppe, aber auch der Futterverbrauch stieg, sodass insgesamt die tierische Leistung gleich war wie in der Kontrollgruppe. In einem weiteren Versuch mit verschieden hohen Anteilen an rohen Saatwicken zeigte sich, dass ein Anteil in der Ration von bis zu 12,5 Prozent möglich ist.

Herausforderung Rohwarenbeschaffung bei 100 % Biofütterung

Ab 2022 soll das eingesetzte Futter zu 100 % biologisch sein. Dadurch und durch die Aufzucht der Bruderhähne steigt der Futteraufwand pro Henne um rund 10 %, prognostiziert Rudolf Joost-Meyer zu Bakum. Eine Herausforderung sei, den Methioninbedarf der Tiere zu decken. Als Quelle kämen Soja, Sonnenblumen, Raps und Lein sowie Spezialprodukte oder Hochkonzentrate infrage. Mit „leicht“ verfügbaren Ölkuchen könnten 2,8 g Methionin pro 10 MJ-ME in der Ration erreicht werden, zur Bedarfsdeckung müssten die Hennen 133 g/Tag fressen. Rudolf Joost-Meyer zu Bakum erwartet, dass der Bedarf an Sonnenkuchen um 30 %, der an Raps- und Leinkuchen um 40 % und der an Sojakuchen um 50 bis 90 % steigen wird. Die Nachfrage nach Körnerleguminosen, die eigentlich nur noch als Energielieferanten dienen würden, würde stark nachlassen. Bei Sesamkuchen, Reisprotein, Biokartoffelprotein und anderen Spezialprodukten sieht er einen Verteilungskampf auf die Halter verschiedener Tierarten zukommen.

 

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