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Ställe für Mastgeflügel

So fühlen sich Puten im Stall wohl

Wie muss ein Maststall für Puten aussehen, damit diese sich rundum wohlfühlen? Dieser Frage gingen Expert:innen und Praktiker:innen auf der Öko-Mastgeflügeltagung der Verbände Naturland und Biokreis Ende November 2021 nach.
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Richard
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Dass Puten gerne hoch sitzen, weiß jeder Putenhalter, der schonmal einen Strohballen in den Stall gestellt hat: die Tiere nehmen eine zweite Ebene gerne an. Erhöhtes Sitzen ist Teil ihres natürlichen Verhaltens. Ursprünglich ein Waldrandbewohner, baumen Puten zum Ruhen auf Ästen auf. Hier schärft die neue EU-Öko-Verordnung nun nach und schreibt ab dem 1. Januar 2022 erhöhte Sitzmöglichkeiten für Puten vor. Diese können als Ebenen oder Sitzstangen angeboten werden.

Auf dem Betrieb des Putenvermehrers „Moorgut Kartzfehn“ wird untersucht, wie diese erhöhten Sitzmöglichkeiten ausgestaltet sein müssen, damit sie gut von den Tieren angenommen werden, im Betriebsablauf nicht stören und keine Verletzungsgefahr für die Tiere darstellen. Dr. Henrike Glawatz, Leiterin der Forschungsabteilung Kartzfehn, stellte auf der Öko-Mastgeflügeltagung der Verbände Naturland und Biokreis Ende November 2021 erste Ergebnisse vor.

Wie sollten die Sitzstangen gestaltet sein?

Sitzstangen im Putenstall sollten möglichst griffig für die Tiere sein. Holz eignet sich deshalb ideal als Material, Kunststoff oder Metall weniger. Der Durchmesser der Stangen sollte mindestens 8 cm betragen, damit die Puten die Stange gut greifen können. Das gelingt den Tieren besser auf Kanthölzern, auf runden Stangen rutschen sie leicht ab. Allerdings sollten bei Kanthölzern die Ecken abgerundet oder zumindest gebrochen werden. Im Teststall werden auch in 60 cm Höhe montierte Sitzstangen bis zum Ende der Mast von den Puten angenommen.

Neben herkömmlichen Sitzstangen werden in der Praxis häufig A-Reuter genutzt. Auch hier gilt, dass die Kanten der Querlatten abgerundet werden sollten, um Fuß- und Brustverletzungen vorzubeugen. Der Abstand zwischen den Sprossen darf nicht zu groß gewählt werden, besonders gegen Ende der Mast besteht sonst die Gefahr, dass die Tiere zwischen die Sprossen treten und sich verletzen. Dr. Henrike Glawatz empfiehlt einen Abstand von 8 cm, ein Abstand von 16 cm ist zu groß. Ergänzend können die Sprossen von hinten mit einem Gitter hinterlegt werden, das den Tieren Halt bietet. Eine Sitzfläche auf dem A-Reuter erhöht die Attraktivität zusätzlich.

Worauf sollten Sie bei erhöhten Ebenen achten?

Als Alternative oder Ergänzung zu Sitzstangen können den Puten erhöhte Ebenen angeboten werden. Ideal ist eine Höhe von 50 bis 60 cm und eine Breite von mindestens 30 cm. Das Obermaterial sollte ausreichend perforiert sein, damit sich keine Kotplatte auf der Ebene bildet. Gut geeignet ist eine ovale Lochgröße von 2 cm, ein Durchmesser von 3 cm belastet die Füße der Puten zu stark. Metallgitter sind nicht zu empfehlen, sie bergen erhöhtes Risiko für Fußverletzungen und Hämatome an der Brust. Gut geeignet sind Kunststoffplatten, die sich außerdem gut reinigen lassen und mit einem geringen Gewicht punkten. Unter den Ebenen kann normal eingestreut werden, sodass hier keine feuchte Einstreu zu befürchten ist. Im Testbetrieb wurde kein erhöhter Kotanfall um die herum Ebenen beobachtet, dieser konzentriert sich auf die Bereiche in denen Futter und Wasser angeboten wird.

Rampen als Aufstiegshilfen sind von der EU-Öko-Verordnung nicht vorgeschrieben und auch nicht zwingend notwendig, da die Puten aus eigener Kraft auf die Ebenen flattern können. Dadurch lassen sich die Ebenen relativ frei gestalten: als Tische zum Aufstellen, von der Decke hängend oder als wandgehaltene Ebene. Auch Strohballen erfüllen die Anforderungen der EU-Öko-VO. Ideal ist, wenn sich Tische platzsparend stapeln und wandgehaltene Ebenen wegklappen lassen. Zu beachten ist, dass auch der Aufstellort einen Einfluss darauf hat, wie gut die Ebenen von den Puten angenommen werden. So berichtet Dr. Glawatz, dass die Puten im Sommer Sitzmöglichkeiten an der Außenwand bevorzugen, im Winter jedoch Ebenen an der wärmeren zugfreien Innenwand besser annehmen. 

Gegenüber Sitzstangen erfüllen erhöhte Ebenen einen Zusatznutzen, da unter den Ebenen ein Rückzugsraum entsteht, der gerne von schwächeren Tieren genutzt wird. In diesem Zusammenhang betonte Naturland Putenmäster Henning Schweinebraden, dass dieser Effekt durch die Rampen verstärkt wird. Er nutzt in seinen Ställen sowohl Ebenen mit als auch ohne Rampe und würde in Zukunft die Version mit Rampe bevorzugen. Beachtet werden muss beim Einsatz von Rampen jedoch, dass keine toten Ecken entstehen, in denen die Tiere keinen Fluchtweg haben. Um die Verletzungsgefahr zu minimieren, müssen erhöhte Ebenen vor dem Ausstallen der Tiere entfernt werden.

Fazit

Sowohl Sitzstangen als auch erhöhte Ebenen werden von Puten sehr gut angenommen und insbesondere in der Nacht zum Ruhen genutzt. Sie können auf vielfältige Weise ausgestaltet und für die Erfüllung der Vorgaben der EU-Öko-Verordnung frei miteinander kombiniert werden. Bei der Umsetzung sollte besonders auf Material und Beschaffenheit der Stangen und Oberflächen geachtet werden. Gegenüber Sitzstangen haben erhöhte Ebenen den Zusatznutzen, dass die Fläche unter den Ebenen von den Tieren als Rückzugsraum genutzt werden kann.  

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