Häusernetz überspannt Deutschland
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Wer in Deutschland im Wald steht, der hält sich nur vermeintlich in abgelegener Natur auf. Egal, an welchem Ort man sich befindet – das nächstgelegene Haus ist nur wenige Kilometer entfernt. Einigermaßen sicher ist, dass es sogar mehrere Häuser sind. Denn auf 99 Prozent des Gebäudebestandes in Deutschland trifft zu: Das nächste Haus befindet sich in maximal 1,5 Kilometern Abstand.
„Deutschland ist von einem dichten Netz zusammenhängender Gebäudebestände bedeckt. Je nachdem, welchen maximalen Abstand zwischen Gebäuden wir bei den Berechnungen zugrunde gelegt haben, konnten wir für das Bundesgebiet mehr oder weniger große Gebäude-Cluster sichtbar machen“, erläutert Martin Behnisch, Wissenschaftler im Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung und Leitautor der Studie. „Bereits bei einem Abstand von maximal 840 Metern zeigte sich ein zusammenhängendes Gebilde, das sich über die gesamte Republik erstreckt“, ergänzt Mitautor Diego Rybski vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.
Gebiete ohne Gebäude kaum noch zu finden
Auch der umgekehrten Frage gingen die Wissenschaftler nach: In welchen Gebieten lassen sich überhaupt keine Gebäude finden und wie groß sind solche Freiflächen? Die Ergebnisse zeigen: Das größte gebäudefreie Gebiet misst gerade einmal 12,6 Kilometer im Durchmesser. Der maximale Abstand zum nächstgelegenen Gebäude beträgt damit nur etwas mehr als sechs Kilometer. Besonders überraschend für das Forscher-Team: Entgegen der Erwartungen sind die größten Freiflächen nicht etwa in Naturschutzgebieten zu finden. Stattdessen zeigte sich, dass noch genutzte oder ehemalige Truppenübungsplätze die am wenigsten mit Gebäuden bebaute Fläche aufweisen. Die fünf abgelegensten Gebiete sind die Truppenübungsplätze Bergen im Süden der Lüneburger Heide , Baumholder in Rheinland-Pfalz, Hohenfels in der Oberpfalz und Oberlausitz im Nordosten von Sachsen sowie Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg
Flächenschutz dringend erforderlich
„Unsere Ergebnisse machen deutlich, wie dringlich es ist, in Deutschland mehr für den Flächenschutz und auch für die Entsiegelung von Böden zu unternehmen“, so Martin Behnisch vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung. Deutschland sei trotz einer Vielzahl politischer Strategien, gesetzlicher Regelungen und planerischer Instrumente, die auf eine sparsamere Flächennutzung abzielten, noch weit von einer tatsächlichen Trendwende entfernt.
Nicht nur in Deutschland und Europa ist das Thema Flächennutzung zentral, wenn es um nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz geht. „Fast drei Viertel der bewohnbaren Fläche weltweit werden bereits vom Menschen genutzt. Es wird deshalb immer wichtiger, die Siedlungsentwicklung kontinuierlich zu beobachten und mit Blick auf Fragen nachhaltiger Entwicklung zu bewerten“, erläutert Diego Rybski.
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