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Grünlandtag in Pfalzgrafenweiler

Im Spagat zwischen intensiv und extensiv

Wiese ist nicht gleich Wiese. Auf der einen Seite steht das intensiv genutzte Wirtschaftsgrünland, das möglichst energie- und eiweißreiches Futter liefern soll für hochleistende Milchkühe. Auf der anderen Seite sind es die blumenbunten, artenreichen Flächen, die mehr den Erholungssuchenden als den Landwirt freuen. Schließlich muss der Bewirtschafter solche FFH-Flächen erhalten, was nicht immer einfach ist. Mit diesem Spagat an Nutzungsausrichtungen befasste sich der diesjährige Grünlandtag in Pfalzgrafenweiler, der damit zugleich das 25. Jubiläum seines Bestehens feierte. Wir haben drei Landwirte nach dem Stationenrundgang auf den Flächen der Braun KG nach ihren Eindrücken von der Veranstaltung gefragt.
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Hansjörg Keck aus Oberiflingen
Hansjörg Keck aus OberiflingenWerner-Gnann
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Drei Gründe nenne Hansjörg Keck als Antriebsfeder, den Grünlandtag zu besuchen. Zum einen waren es die angekündigten Versuche zur Nach- und Übersaat, die den Oberiflinger Landwirt interessierten. „50 Prozent des Grundfutters kommen als Grobfutter aus dem Grünland“, erläutert er und unterstreicht damit die Notwendigkeit einer guten Futterqualität auf seinem Milchvieh- und Ackerbaubetrieb. Durch verstärktes Nachsäen will er den Aufwuchs weiter verbessern. Auch mehr Eiweiß von den Wiesen zu holen – auch das ein Aspekt auf dem Grünlandtag – sei auf seinem Betrieb ein Thema. Künftig will er auf seinen kalkhaltigen Böden dabei mehr auf Rotklee setzen. „Die Ergebnisse aus den vierjährigen Versuchen haben mich darin bestärkt“, erklärt er.

Wenig Begeisterung für die neue Gülletechnik

Und schließlich war es die angekündigte Vorstellung der Gülletechnik, die ihn interessierte. „Begeistert hat mich das allerdings nicht“, macht er deutlich. Einen Riesennachteil sieht er in der teuren Technik, die wohl überwiegend überbetrieblich zum Einsatz kommen wird. „Doch nach gutem Erntewetter wollen alle gleich im Anschluss güllen und ein Lohnunternehmer kann nun mal nicht überall gleichzeitig sein“, befürchtet der 63-jährige Landwirtschaftsmeister Engpässe bei der Ausbringung des Wirtschaftsdüngers.
Die fürs Grünland favorisierte Schleppschuhtechnik ist auf dem Betrieb von Felix Schwenk in Dornstetten-Aach bereits heute im Einsatz. Für die Versuche hat er seine Technik zur Verfügung gestellt und da lag es nahe, bei der Vorstellung der Versuchsergebnisse auch mit vor Ort zu sein. Ferner interessierten den 24-jährigen Landwirtschaftsmeister mit Milchviehhaltung und Ackerbau das Thema Nachsaat, wobei er auch hier mit einem Vredogerät einen Teil der Technik für die angelegten Versuche zur Verfügung stellte. „Nachsaat ist auf unserem Betrieb schon länger ein Thema und mich hat es einfach interessiert, wie die Versuchsparzellen sich zeigten“, erklärt er. Doch leider waren nach der kurzen Versuchslaufzeit keine eindrücklichen Unterschiede auszumachen. Auf seinem Betrieb hat er mit dem Vredogerät bislang gute Erfahrungen gemacht. Deshalb will er auch künftig weiter damit nachsäen.

Kritik an Ausweisung von FFH-Flächen

„Hinter den gezeigten Versuchen steckt schon ein enormer Aufwand, auch wenn nicht jedes Ergebnis augenscheinlich und nachvollziehbar war. Dafür war manche Versuchslaufzeit einfach zu kurz“, findet Falko Roth aus Freudenstadt lobende Worte für die Ausrichter des Grünlandtages. Zu denen zählten neben dem LAZBW Aulendorf das Regierungspräsidium Karlsruhe, der Kreis Freudenstadt mit dem Landwirtschaftsamt Horb sowie der Landschaftserhaltungsverband. Für den Gülleversuch hat der Landwirt und Lohnunternehmer seinen Gülleinjektor zur Verfügung gestellt. Doch eigentliche Antriebsfeder für seinen Besuch in Pfalzgrafenweiler war ein anderer. Schon länger treibt das Stichwort FFH-Mähwiesen den Landwirt mit Ackerbau und Grünland um. Dabei hält er mit seiner Kritik nicht hinterm Berg. „Ich sehe diese Entwicklung sehr kritisch, denn nach der Offenlandkartierung im vergangenen Jahr im Kreis Freudenstadt sind viele Flächen in der Nutzung stark eingeschränkt. Ich betrachte das als enormen Eingriff in das Grundstückseigentum, denn das entwertet Flächen mit diesem Status. Das kommt einer Enteignung gleich. Dort können sie nicht mehr frei über die Nutzung entscheiden“, kritisiert er offen. Seine Bedenken gründet er dabei unter anderem auf den Zeitpunkt der Kartierung nach zwei extremen Trockenjahren, die die Bestände massiv verändert haben. Kartierungen seien sowieso stets Momentaufnahmen. Und Einfluss auf einen Bestand hätten viele Faktoren, nicht nur die Bewirtschaftung. „Der Vortrag zu den FFH-Mähwiesen ging aber leider nicht so ins Detail, dass ich nützliche Informationen hätte mitnehmen können“, bedauert der Freudentstädter Landwirt das zeitlich eng gestrickte Programm am Grünlandtag. Dabei wäre ihm das wichtig gewesen, denn zum einen befürchtet Roth, dass durch die FFH-Ausweisung so mancher Betrieb in seiner Entwicklung stark eingeschränkt wird. Zum anderen nennt er das Stichwort Giftpflanzen, das zunehmend auf FFH-Wiesen zum Problem wird. Dort wo Aufwüchse mit Herbstzeitlose oder Kreuzkräutern versetzt sind, dürfen diese nach der Futtermittelverordnung nicht an Tiere verfüttert und auch nicht verkauft werden. „Wir stehen dann in der Verantwortung“, macht der 39-jährige Landwirt seinem Unmut Luft. Dabei habe der Grünlandtag auf der anderen Seite deutlich gemacht, wie wichtig eine ertragsorientierte Bewirtschaftung ist. Nicht zuletzt auch deshalb, um heimisches Eiweiß auf den Flächen zu erzeugen und damit Sojaimporte zu reduzieren. „Grünland als wichtiger Rohprotein-Lieferant – das passt nicht zur FFH-Wiesen-Ausweisung. Hier zeigt sich der Spagat: einerseits gewollter Naturschutz, andererseits Abbau des Eiweißimports. Das ist keine schlüssige Logik“, macht Roth deutlich.

Mehr zu den Inhalten der Vorträge am Vormittag sowie über die Versuche beim Stationenrundgang lesen Sie im nächsten Heft, das am Freitag, 23. Juni, erscheint.

 

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