Ferkel sind gesünder dank Tanninen
Wissenschaftler an der Schweizer Forschungsanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (Agroscope) sind einen Schritt weiter bei der Suche nach vorbeugenden Massnahmen, um den Einsatz von Antibiotika bei Ferkeln zu reduzieren. Sie konnten einen weit verbreiteten Krankheitserreger isolieren und in einer Testreihe verfolgen. Ein Futterzusatz von Kastanientanninen verminderte das Auftreten von Absetzdurchfall bei Ferkeln deutlich.
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Die Ferkel gesund aufzuziehen, ist für Schweinezuchtbetriebe eine grosse Herausforderung. Verschiedene Krankheitserreger – darunter am häufigsten das sogenannte Coli-Bakterium ETEC F4 – können bei geschwächten Tieren leicht Durchfall auslösen.
Dabei ist für Ferkel das Absetzen die schwierigste Entwicklungsphase. Sie werden von der Muttersau getrennt, können keine Muttermilch mehr trinken und bekommen ein neues Futter auf pflanzlicher Basis. Dadurch werden die Ferkel krankheitsanfällig. Gemäss den Forschern ist der Versuchsbetrieb von Agroscope mit demselben Problem wie viele Schweinezuchtbetriebe in der Schweiz und der ganzen Welt konfrontiert.
„Seit Jahrzehnten beobachten wir diesen Absetzdurchfall, welcher hauptsächlich durch das Bakterium ETEC F4 hervorgerufen wird. Auf dem Agroscope- Versuchsbetrieb in Posieux ist dieses Bakterium natürlicherweise vorhanden. Daher eignet er sich perfekt als Modellbetrieb, um dieses Tiergesundheitsproblem anzupacken“, meint der Agroscope-Mikrobiologe Nicolas Pradervand.
Schattenseiten von Antibiotika bekämpfen
Üblicherweise wird der Ferkeldurchfall auf der Basis einer tierärztlichen Verordnung mit Antibiotika behandelt. Jeder Einsatz von Antibiotika fördert jedoch das Auftreten von Antibiotikaresistenzen. Als Konsequenz davon verlieren Antibiotika ihre Wirksamkeit. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern sind 70 Prozent der krankheitserregenden E. coli-Bakterien von Schweinen mit Durchfall resistent gegen mindestens ein Antibiotikum und rund 30 Prozent gegen mehr als drei Antibiotika.
Eine einfache und sichere Lösung
Die Agroscope-Forscherin Marion Girard testete in ihrem Versuch Pflanzenextrakte, die eine gesundheitsfördernde Wirkung haben. Dem Absetzfutter für Ferkel gab sie zwei Prozent Kastanienbaumtannin-Extrakt bei. Diese Mischung verfütterte sie drei Tage vor dem Absetzen und dann während zwei Wochen. „Die Resultate waren vielversprechend. Wir konnten eine deutliche Verbesserung der Ferkel-Gesundheit feststellen“, bilanziert Girard. Im Gegensatz dazu zeigten Ferkel, die das Standardfutter erhielten, stärkere Krankheits-symptome. Im Agroscope-Versuchsbetrieb wird seither das Tannin-haltige Absetzfutter für alle Ferkel verwendet. Der Futterzusatz mit Tanninen verteuert das Futter um rund acht Franken pro Dezitonne beziehungsweise pro Ferkel im Durchschnitt um circa 30 Rappen (1 Schweizer Franken entspricht 0,88 Euro).
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