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DBV-Situationsbericht

Landwirtschaft mit stagnierenden Gewinnen

Laut dem aktuellen Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) stagnieren die wirtschaftlichen Ergebnisse der Landwirtschaft im zurückliegenden Wirtschaftsjahr 2024/25. Das Unternehmensergebnis der Haupterwerbsbetriebe lag im Zeitraum vom 1. Juli 2024 bis 30. Juni 2025 im Schnitt bei 78.500 Euro je Betrieb. Das entspricht dem Vorjahresniveau. Abgesehen von der Milcherzeugung war bei fast alle Betriebsformen das Ergebnis rückläufig.

von Redaktion/Matthias Borlinghaus Quelle DBV erschienen am 11.12.2025
Die Landwirtschaft steht unter Druck: Den aktuellen DBV-Situationsbericht hat Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands, am 11. Dezember 2025 der Presse in Berlin vorgestellt. Rukwied sieht die wirtschaftliche und agrarpolitische Lage weiterhin als äußerst herausfordernd an: „Die Betriebsergebnisse zeigen eine Seitwärtsbewegung und können mit der allgemeinen Preissteigerung nicht Schritt halten. Im Durchschnitt aller Betriebe reicht das Einkommen nicht aus, um Arbeit, Kapital und Boden angemessen zu vergüten.“ © DBV
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Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, sieht die wirtschaftliche und agrarpolitische Lage daher weiterhin als äußerst herausfordernd an: „Die Betriebsergebnisse zeigen eine Seitwärtsbewegung und können mit der allgemeinen Preissteigerung nicht Schritt halten. Im Durchschnitt aller Betriebe reicht das Einkommen nicht aus, um Arbeit, Kapital und Boden angemessen zu vergüten.“ „Der Motor stottert,“ so Rukwied. Dieser Motor drohe auszugehen, falls sich die wirtschaftliche Situation nicht verbessert, meinte Rukwied mit Blick auf das laufende Wirtschaftsjahr.

Blick auf die Ergebnisse

Ackerbau: Hier liegt der Rückgang der Unternehmensergebnisse deutschlandweit im Schnitt bei 36 Prozent auf 50.800 Euro. Für eine Familienarbeitskraft wären das rund 40.000 Euro pro Jahr.

Milchviehhaltung: Nach einem Rückgang im Vorjahr habe es einen deutlichen Anstieg von 46 Prozent auf 115.300 Euro pro Unternehmen gegeben, was für eine nicht entlohnte Arbeitskraft knapp 79.000 Euro bedeutet.

Veredlung (Schweinemast und Ferkelerzeugung): Rückgang um 28 Prozent auf 98.500 Euro Unternehmensergebnis was 74.000 Euro pro nicht entlohnter AK entspricht.

Ökobetriebe: Hier gab es eine leichte Verbesserung der Ergebnisse um 3,6 Prozent auf 96.000 Euro beziehungsweise 64.000 Euro pro nicht entlohnter AK entspricht.

Weinbau: Hier lag der Rückgang bei 16 Prozent auf 60.000 Euro beziehungsweise nur noch 31.000 Euro pro nicht entlohnter AK entspricht.

Diese Ergebnisse seien in Summe „nicht zufriedenstellend“. Zur Faktorentlohnung wären Unternehmensergebnissen über 80.000 Euro erforderlich gewesen.

Trübe Aussichten

Im laufenden Wirtschaftsjahr, das am 1. Juli 2025 begonnen hat, verstärke der massive Einbruch der Erzeugerpreise bei zentralen pflanzlichen und tierischen Produkten sowie der Anstieg der Lohnkosten den Druck auf die landwirtschaftlichen Betriebe zusätzlich. Rukwied mahnt daher zu weiteren strukturellen politischen Reformen: „Ohne weitere entschlossene politische Reformen droht ein beschleunigter Strukturwandel, der die Wertschöpfung im ländlichen Raum schwächt und dringend notwendige Zukunftsinvestitionen ausbremst. Die Politik muss verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, die Wettbewerbsfähigkeit stärken, Bürokratie abbauen und Leistungen für Klima-, Biodiversitäts- und Tierwohl angemessen honorieren.“

Kosten steigen und Erzeugerpreise fallen

„Wir haben weiterhin mit enormen Kostensteigerungen zu kämpfen, bei den Dienstleistungen und bei den Löhnen. Auch die Betriebsmittel werden angesichts der CO2-Besteuerung teurer und steigende Energiekosten belasten die Produktion“, so Rukwied. Weiter meinte er: „Die Kosten steigen, steigen und steigen. Die Erzeugerpreise fallen, fallen und fallen.“ Gab es beispielsweise in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts noch 48 DM pro dt für den Weizen, (umgerechnet wären das heute 240 Euro pro t), liegen die Notierungen für den Weizen heute bei 180 Euro pro t. Das zeigt den Preisverfall und mit jeder Tonne Weizen, die ein Landwirt erzeugt, verliert er aktuell richtig Geld und fährt Verluste ein. Bei den anderen Ackerkulturen wie Raps, Mais oder Zuckerrüben sehe es nicht viel besser aus. Die Gewinne seien rückläufig, ebenso wie in der Schweinehaltung mit aktuellen Preisen von 1,60 Euro pro Kilo Schlachtgewicht. Unlängst waren es noch über zwei Euro. Vor diesem Hintergrund würden für das laufende Wirtschaftsjahr weitere Rückgänge in den Unternehmensergebnissen erwartet.

99 Cent sind schlichtweg inakzeptabel

„99 Cent für das Päckchen Butter. Sorry, wenn ich das so deutliche sage, aber so kann man kein hochwertiges Lebensmittel verramschen“, kritisierte Rukwied die Preispolitik der Discounter scharf. Markt hin oder her: Aus Sicht der Milcherzeuger sei dies völlig inakzeptabel. Entsprechend hätten viele Betriebe große Sorgen, dass sich der bereits erfolgte Preisrückgang der Erzeugerpreise noch weiter fortsetzen könnte. „Ich appelliere an den Lebensmitteleinzelhandel, dass er seiner Verantwortung den hochwertigen Lebensmitteln und den Bauernfamilien gegenüber gerecht wird“, so Rukwied.

In der größten Krise seit Jahrzehnten befände sich der Weinbau. Rebflächen würden gerodet. Der Preis sei massiv unter Druck. „Wir gehen aufgrund der Preissituation am Markt von weiteren Rückgängen aus“, so Rukwied. Er appellierte an die Mitbürgerinnen und Mitbürger: „Trinken Sie etwas mehr deutschen Wein. Das würde der Branche sehr helfen.“

Wirtschaftskraft stärken

Rukwied zeigte sich bei der Vorstellung des Situationsberichts auch in Sorge um die wirtschaftliche Lage in Deutschland insgesamt. „Die Wirtschaft schmiert leider ab. Arbeitsplätze werden abgebaut, Investitionen gestoppt und ins Ausland verlagert.“ Gefragt sei eine Politik, die Wachstum ermöglicht und die Arbeitsplatzschaffung und -sicherung in den Fokus nehme. Hierfür müsse es zu einer „echten Entbürokratisierung“ kommen, die nicht unbedingt gleich mit einer Motorsäge, aber vielleicht mit einem Rasenmäher möglich werden könnte.

Enttäuscht zeigte er sich von der Brüsseler Politik: „Die Ziele des Green-Deal verfolgen wir weiterhin, die sind wichtig, aber der Weg dahin ist gescheitert. Ich hoffe, dass diese Erkenntnis in Brüssel auch einkehrt“, so Rukwied. Bei der Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik müsse man die Ernährungssicherung ernst nehmen. Eine Kürzung des Finanzrahmens um 20 Prozent würde die Ernährungssicherung in Europa gefährden. „Wir brauchen ein größeres Budget“, so Rukwied. Wichtig sei, dass die Agrarpolitik weiter gemeinsam europaweit verankert bleibt und Europa zusammensteht.

In Deutschland seien dringend Lösungen beim Umbau der Tierhaltung gefragt. Erforderlich sei eine stabile Finanzierung, die dürfe aber nicht die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) organisiert werden, weil es sonst in jedem Bundesland unterschiedlich laufen würde. Hier sei der Bund gefragt. Und letzter Punkt: Insbesondere für das Überleben der Sonderkulturbetriebe müsste es für den Mindestlohn eine Sonderlösung für die deutschen Landwirte geben, weil sie sonst gegenüber anderen europäischen Ländern nicht mehr wettbewerbsfähig wären.

Hintergrund

Der Sektor Landwirtschaft steht für 80 Mrd. Euro Umsatz pro Jahr, rechnet man die vor- und nachgelagerten Bereiche mit ein, liegt die Branche bei 330 Mrd. Euro und bei 5,4 Mio. Arbeitsplätzen. Damit sind rund elf Prozent aller Arbeitsplätze in Deutschland mit der Agrar- und Ernährungswirtschaft verbunden. „Die Grundlage dafür ist die Landwirtschaft“, so Rukwied. Die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem im Sektor Land-, Forstwirtschaft und Fischerei betrug im Jahr 2024 nach Angaben des Statistisches Bundesamt 70.060 Euro. Das sind 10,6 Prozent weniger als 2023.

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