"Wir brauchen einen nationalen Tierwohlkonsens"
Anfang April des vergangenen Jahres hat Bundesagrarministerin (BMEL) Julia Klöckner das „Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung“ eingesetzt – unter Vorsitz des ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministers Jochen Borchert. Vernetzt wurden hierzu Entscheidungsträger und Fachleute aus Politik, Wissenschaft, Praxis, Wirtschaft sowie Verbänden. Heute (Dienstag, 11. Februar 2020) hat das Netzwerk seine Empfehlungen an das BMEL übergeben.
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Aufgabe des Gremiums war es, die aktuellen Entwicklungen und Herausforder-ungen in der Nutztierhaltung zu analysieren, Lösungswege für den Umbau der Nutztierhaltung zu erarbeiten, die ein Mehr an Tierwohl, Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit für die Bauern vereinen sowie Ansätze für die Verbesserung der gesellschaftlichen Akzeptanz der Nutztierhaltung in Deutschland aufzuzeigen und mögliche Finanzierungsmodelle zu durchdenken.
„Damit die Nutztierhaltung in Deutschland eine gute Zukunft und gesellschaftliche Akzeptanz hat, wird sie sich verändern müssen. Wie das gelingen kann, ist eine der zentralen Fragen für die Landwirtschaft. Um die Nutztierhaltung im Land zu halten, braucht es einen Dreiklang: Sie muss sich wirtschaftlich rechnen. Gleichzeitig geht es um Akzeptanz, darum, die Bevölkerung mitzunehmen. Mehr Tierwohl und Umweltschutz sind dabei Voraussetzungen. Deshalb habe ich eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt, deren Empfehlungen ich nun entgegennehme. Sie basieren auf unserem staatlichen Tierwohlkennzeichen, dessen Einführung das Gremium unterstützt", sagte die Bundesministerin bei der Übergabe der Empfehlungen in Berlin.
Landwirte benötigen Planungssicherheit
Soll der Schritt in Richtung Umbau gegangen werden, so Klöckner, koste das Geld. Die höheren Erwartungen der Gesellschaft verursachten Mehrkosten. Ställe müssten umgebaut, die Produktion angepasst werden. "Hierfür brauchen die Bauernfamilien einen Ausgleich und Planungssicherheit. Zudem soll Fleisch kein Luxusgut werden", machte sie deutlich. Die Belange verschiedener Verbrauchergruppen müssten bei der Finanzierung entsprechend im Blick gehalten werden.
Die vorliegenden Empfehlungen sollen hierfür in einem nächsten Schritt sorgfältig geprüft werden. Letzlich, so Klöckner, soll ein Konsens darüber entstehen, was bessere Bedingungen für Nutztiere der Gesellschaft wert seien. "Wir brauchen nichts weniger als einen nationalen Tierwohlkonsens, der Vorbild für Europa ist", betonte sie.
Zu den Empfehlungen soll es nun Gespräche mit den Abgeordneten des Deutschen Bundestages und den Ländern, ebenso Konsultationen mit der EU-Kommission geben. Das Bundesministerium plant zudem, zügig eine Machbarkeitsstudie sowie eine sorgfältige Folgenabschätzung auf den Weg zu bringen.
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