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Humusanlage von Witterra

Erstes System in Deutschland in der Genehmigungsphase

Seit dem ersten Mai gilt die neue Düngeverordnung und sie hat ihren Preis – die Gülleverbringkosten werden steigen. Schon seit Jahren beschäftigt viele Landwirte mit Tierhaltung sowie Betreiber von Biogasanlagen ein Problem: Bei ihnen fällt mehr Gülle oder Gärrest an, als auf vorhandenem Land aufgebracht werden kann. Das werde sich, so die Meinung von Experten, mit dem neuen Gesetz noch verschärfen.

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Humusanlage in Betrieb.
Humusanlage in Betrieb.Witterra
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Das Gesetz sieht vor, die Anwendung von Mineraldüngemitteln auf Feldern zur Senkung der Nährstoffüberschüsse und Nitratbelastung in Boden beziehungs-weise Grundwasser deutlich zu reduzieren. „Daher lohnt es sich heute mehr denn je, flüssige Reststoffe aus der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie aufzubereiten, anstatt sie teuer zu entsorgen“, sagt Valerio Witte von Witterra, einem Unternehmen der rovi energie AG und der Witte Group in Lastrup.

Vier Jahre hat Witte mit einem interdisziplinären Team an der Weiterentwicklung eines solchen Verfahrens gearbeitet und eine Anlage entwickelt, die Gülle und Gärreste mithilfe natürlicher Synthese in Humusdünger verwandelt. In Italien und Frankreich komme, so Witte und seine Mitstreiter, das mittlerweile ausgereifte System bereits erfolgreich zum Einsatz. Eine erste Anlage in Deutschland ist derzeit in Rheinland-Pfalz in Planung. Ihre Genehmigung wird für diesen Sommer erwartet. Ziel der Anlage ist die Veredelung von jährlich 17.000 Tonnen der flüssigen Phase (circa fünf Prozent Trockensubstanz) separierter Gärreste in einen Humusdünger. Einziger Output werden rund 6000 Tonnen Humusdünger im Jahr sein mit einer Trockensubstanz von circa 50 Prozent.

Aus Gärresten wird ein Humusdünger

„Unser dezentrales System kann in jedem landwirtschaftlichen Viehbetrieb und jeder Biogasanlage unkompliziert installiert werden. Es basiert auf einem einfachen Vorgang, der seit Millionen Jahren im Wald oder auf der Wiese stattfindet: Aus organischem Material wird über Humifizierung fruchtbarer Humus“, erklärt Valerio Witte. Dafür benötige man neben Gülle oder flüssigen Gärprodukten trockene Grundmaterialien wie Stroh, Grünschnitt, Holzschnitzel oder Pferdemist mit Einstreu.

Eingeführt über einen Laufkran werden die Materialien im Herzstück der Anlage – dem Aufbereitungsbecken – zusammengeführt und in regelmäßigen Abständen über mechanische Mixerschnecken durchmischt. Einmal täglich bringt ein Gebläse zusätzlich Luft ein. Dadurch werde ein biologischer Prozess in Gang gesetzt, der vergleichbar mit dem in einem Gartenkomposter sei. Ohne dass zusätzlich Wärme oder Chemikalien zugeführt werden müssten, entstünden Temperaturen von rund 65 Grad, die es natürlich vorkommenden Mikroorganismen ermöglichten, ihre volle Wirkung zu entfalten.

Am Ende der zwei bis drei Monate dauernden Reifung stehe als Ergebnis ein wertvoller Dünger, der geruchsneutral sei und weitere Vorteile aufweise: Ein Großteil des anfänglich im Gülle- und Gärgemisch enthaltenen Stickstoffs gehe als unschädliches, klimaneutrales N2 in die Luft über. Der Rest an Stickstoff ist chemisch gebunden, so dass er nicht ausgewaschen werden könne. „Dadurch findet das viel diskutierte Nitrat keinen Weg mehr ins Grundwasser“, betont Valerio Witte.

Gefragt: Humus ohne Konzentrate

„Mit diesem Verfahren können wir Betrieben aus Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie ein besonderes Konzept anbieten: Eines, das den Vorgaben der novellierten Düngeschutzverordnung Rechnung trägt und gleichzeitig wirtschaftlich ist. Den entstandenen hochwertigen Humusdünger können Anlagenbetreiber gewinnbringend weiterverkaufen“, ergänzt Heinz Karlein, Produktmanager im Unternehmen BayWa AG, das die Anlage von Witterra in Süddeutschland vertreibt. Abnehmer des Humus sind zum Beispiel Baumschulen, Obstbau- und Gemüsebetriebe, aber auch Firmen, die das Endprodukt als hochwertigen Torfersatzstoff einsetzen. „Die Abnahme kann über Langzeitverträge mit unseren Partnerunternehmen im In- und Ausland sichergestellt werden“, erläutert er.

BayWa übernimmt als Vertriebspartner von Witterra den Aufbau der Anlage – von der Planung und Unterstützung beim Genehmigungsverfahren bis hin zur Inbetriebnahme. Je nach aufkommender Menge an Gülle oder Gärresten ist das System mit Aufbereitungsbecken in verschiedenen Maßen erhältlich. In einer Anlage mit 120 Meter Länge, 20 Meter Breite und 1,75 Meter Höhe werden pro Jahr rund 20.000 Tonnen flüssiger Reststoffe zusammen mit 2800 Tonnen Feststoff zu etwa 8000 Tonnen Humusdünger verwertet. „Ein Fertigprodukt ohne Konzentrate, Wasser oder weitere Stoffe“, erläutert Valerio Witte. Auch deshalb eigne sich die Anlage seines Unternehmens für Biobetriebe, sofern ausschließlich für den Ökolandbau zugelassene Inputstoffe eingesetzt würden. Die Anschaffungskosten für die Maschinentechnik liegen zwischen 200.000 und 400.000 Euro. Heinz Karlein: „Bei voller Auslastung des Systems hat sich die Investition nach etwa vier Jahren amortisiert.“

Weitere Informationen: www.witterra.de.

 

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