Bauerntag sorgt für volles Zelt
Der Ukrainekrieg hat die Bedeutung der Landwirtschaft zur Ernährungssicherung wieder in den Fokus gerückt. Gleichzeitig haben die baden-württembergischen Familienbetriebe massiv mit den Auswirkungen des Krieges zu kämpfen. Nicht genug – die Pläne der EU-Kommission zum Pflanzenschutzmitteleinsatz gefährden den kooperativen baden-württembergischen Weg, der vor zwei Jahren im Biodiversitätsstärkungsgesetz gemündet ist. Joachim Rukwied, Präsident des Landesbauernverbandes (LBV), sparte auf dem traditionellen Bauerntag während des Landwirtschaftlichen Hauptfestes am 29. September 2022 in Stuttgart nicht mit klaren Worten an die Politik.
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„Die EU-Pläne bedrohen die Zukunft unserer heimischen Familienbetriebe. Diese Politik muss dringend korrigiert werden. Nicht zuletzt führt auch der Krieg in der Ukraine auf dramatische Weise vor Augen, dass Versorgungssicherheit keine Selbstverständlichkeit ist.“, erklärt Joachim Rukwied.
Wie in vielen Wirtschaftsbereichen sind die Produktionskosten in der Landwirtschaft aufgrund des Ukrainekrieges in die Höhe geschnellt. „Dünger und Energie haben sich massiv verteuert“, betont Rukwied. „Land- und Ernährungswirtschaft müssen in dieser schwierigen Zeit Vorrang haben, damit die Lebensmittelversorgung bei uns gesichert bleibt.“ Die Politik sei hier gefordert, den entsprechenden Rahmen zu setzen.Der Schutz von Umwelt, Klima und Biodiversität ist nach wie vor weit oben auf der Agenda der baden-württembergischen Bauern. „Das von der EU-Kommission vorgeschlagene pauschale Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten bedroht die regionale Landwirtschaft existenziell. Anstatt Ordnungsrecht zu verschärfen, muss gemeinsam mit der Landwirtschaft der Artenschutz gestärkt und Perspektiven für die Familienbetriebe geschaffen werden“, fordert Rukwied. Mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz im Land haben Landwirtschaft, Naturschutz und Landesregierung 2019 einen Kompromiss gefunden. „Dieser baden-württembergische Weg setzt auf Kooperation statt Verbote.“ Die Rinder- und Schweinehaltung geht seit Jahren im Land zurück. „Für die Tierhaltung brauchen wir die richtigen Weichenstellungen“, betont Rukwied. „Das Baurecht muss angepasst werden, die Haltungs- und Herkunftskennzeichnung muss endlich eingeführt und die Finanzierung des Umbaus der Haltungssysteme muss schnellstens gesichert werden.“
In die Zukunft der Bauern investieren Die Landwirtschaft steht vor riesigen Herausforderungen, der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit in vielen Bereichen der Branche bedeutet für die Bäuerinnen und Bauern einen riesigen Kraftakt. Ein Baustein für die Zukunftsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe ist die Ausbildung der nachfolgenden Generationen von Landwirtinnen und Landwirten. „Um die Ausbildung der jungen Menschen zu verbessern, muss die Landeregierung spürbar in die Qualität einzelner Fachschulstandorte investieren. Wir benötigen eine Konsolidierung der Bildungslandschaft in Baden-Württemberg“, erklärt LBV-Präsident Rukwied. „Bildung ist Zukunft. Wir brauchen gut ausgebildete und motivierte junge Betriebsleiter.“
In Grußworten bestätigten Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk, dass die Ernährungssicherung an erster Stelle stehen müssen.
Özdemir bekräftigt, dass er sich dafür einsetzen wird, dass die mittelständische und bäuerliche Landwirtschaft erhalten bleiben kann und auch Hauk setzt darauf, dass der angestossene Strategiedialog in Baden-Württemberg hier Lösungen bringe.
Landwirt Stefan Kerner und Landwirtin Birgit Locher überreichten anschließend dem Bundeslandwirtschaftsminister wichtige Forderungen, damit die Landwirtschaft in Deutschland eine Chance hat.
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