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Geflügelwirtschaftsverband Brandenburg e. V.

Geflügelprodukte am Markt zu halten, wird immer schwerer

Das vergangene Jahr war kein einfaches für die Brandenburger Geflügelhalter. Neben der Geflügelpest beschäftigten Themen wie die TA Luft, das Puteneckpunktepapier und die Weiterführung des Brandenburger Tierschutzplans die Branche.

Veröffentlicht am
Tobias Winnige, Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes Brandenburg e. V. 
Tobias Winnige, Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes Brandenburg e. V. Nemitz
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Das vergangene Jahr war kein einfaches für die Brandenburger Geflügelhalter. Neben der Geflügelpest beschäftigten Themen wie die TA Luft, das Puteneckpunktepapier und die Umsetzung des Brandenburger Tierschutzplans die Branche.

Rückblick aufs erste Jahr

Im vergangenen Jahr hatte Tobias Winnige den Vorsitz des Geflügelwirtschaftsverbandes (GWV) Brandenburg e. V. von Anette Gensch übernommen. Zur Mitgliederversammlung am 17. Oktober 2023 blickte er nun auf sein erstes Jahr als Vorsitzender des GWV Brandenburg zurück. Er betonte, dass sich die Brandenburger Geflügelhalter für die Arbeit, die sie täglich in ihren Ställen verrichten, nicht schämen müssen. Hier sei, so führte er weiter aus, Öffentlichkeitsarbeit wichtig. Diese habe der Verband auf der Brandenburger Landwirtschaftsausstellung (BraLa) im Mai 2023 erfolgreich verrichtet. Die Resonanz am Stand des GWV sei durchweg positiv gewesen, berichtete er.

Insgesamt war das vergangene Jahr aber wieder kein einfaches für den GWV Brandenburg. Es werde immer schwerer, so Winnige weiter, Eier und Geflügelfleisch bei ständig steigenden Kosten am Markt zu halten. Dazu komme die Politik, die komplett an der Landwirtschaft vorbei agiere. Nun drohe zudem das Puteneckpunktepapier mit deutlich verringerten Besatzdichten. „Sollte das Papier durchgesetzt werden, werden wir weitere Tierplätze verlieren“, sagte der Masthähnchenhalter aus dem Oderbruch. Das wiederum hätte zur Folge, dass sich die einheimischen Geflügelprodukte weiter verteuern. „Wir sind dann im EU-Bereich nicht mehr wettbewerbsfähig“, warnte Winnige und forderte flächendeckend einheitliche Produktionsbedingungen und keine politischen Alleingänge.

Nutztierstrategie: Interessengruppen sollten Input liefern

Neben der Geflügelpest, die nach wie vor in der gesamten EU grassiert, waren auch die TA Luft und die geplante Brandenburger Nutztierstrategie Themen, die die Brandenburger Geflügelhalter beschäftigen. Laut Koalitionsvertrag hatten sich die Koalitionspartner darauf geeinigt, bis 2021 eine Nutztierstrategie zu entwickeln, Tierschutzstandards zu erhöhen und den Tierschutzplan des Landes, der seit Ende 2017 vorliegt, unter Einbeziehung von Arbeitsgruppen aus der Wissenschaft und Berufspraxis weiterzuentwickeln. Zuletzt war der Eindruck entstanden, dass dieser Prozess zum Stillstand gekommen ist.

Die Arbeitsgruppen stünden dem Ministerium als beratende Gremien weiter zur Verfügung, jedoch sei die entsprechende Fachabteilung im Ministerium derzeit personell knapp besetzt, weswegen die Arbeit hinsichtlich Nutztierhaltungsstrategie nur sehr langsam vorankomme, ordnete Dr. Katharina Standke, Geschäftsführerin des GWV Brandenburg, die aktuelle Situation ein und baute damit die Brücke zur Stellungnahme von Hartmut Aust, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz (MLUK) Brandenburg.

Zur Entwicklung der Nutztierstrategie habe man unterschiedliche Interessengruppen um Input gebeten. „Davon hätten wir uns etwas mehr gewünscht“, sagte Aust. Dennoch habe das Ministerium schließlich einen Entwurf für eine Nutztierstrategie geschrieben und an die Arbeitsgruppen des Tierschutzplans verschickt. „Wir werden die daraufhin eingegangenen Hinweise bei der weiteren Bearbeitung der Nutztierstrategie beachten“, versicherte Aust. Erste strategische Ziele seien bereits festgelegt worden. So soll die Tierhaltung auf Niveau 2020 (0,4 Großvieheinheiten pro ha) aufrechterhalten bleiben, das Tierwohl weiter verbessert und der Ökoanteil ausgebaut werden. Die Bestände, so wie sie sind, sollen erhalten bleiben. Eine Erhöhung der Geflügelbestände werde aber nicht gefördert. Eine gesunde Kreislaufwirtschaft ist das, was man anstrebe, betonte Aust.

Prof. Dr. Timm Harder, Leiter des Nationalen Referenzlabors für Aviäre Influenza am Institut für Virusdiagnostik des Friedrich-Loeffler-Instituts. © Nemitz

Impfung ist „kein Ruhekissen“

Im Anschluss daran eröffnete Prof. Dr. Timm Harder den Vortragsteil der Mitgliederversammlung des GWV Brandenburg. Der Leiter des Nationalen Referenzlabors für Aviäre Influenza am Institut für Virusdiagnostik des Friedrich-Loeffler-Instituts sprach über das aktuelle Geflügelpestgeschehen in der EU und über den aktuellen Stand der Entwicklung einer Impfung gegen die Tierseuche. Die Impfung – sollte sie denn kommen – sei kein Ruhekissen, warnte Harder. Eine sterile Immunität werde damit nicht erreicht. Deshalb müsse in jedem geimpften Bestand parallel ein Monitoring laufen, in dessen Rahmen regelmäßig geprüft wird, ob die Tiere das Vogelgrippevirus in sich tragen. Das allein sei schon aufwendig und kostenintensiv, erklärte Harder. Dazu kommt, das betroffene, geimpfte Bestände nach wie vor gekeult werden müssten.

Geeignet sei die Impfung vorwiegend für Geflügel, das im Freiland gehalten wird, wie Enten, Gänse oder Legehennen in Auslaufhaltung. Für kurzlebige Masttiere ist sie eher ungeeignet. Auch gelte es, eventuelle Handelsbeschränkungen im Auge zu behalten, führte Harder weiter aus. So haben die USA und Japan ihren Markt für französisches Geflügel gesperrt, nachdem Frankreich begonnen hat, Gänse- und Entenbestände zu impfen, um das Nationalgericht, die Stopfleber (Foie gras) erhalten zu können.

Dr. Helmar Hentschke, Fachanwalt für Umwelt- und Planungsrecht, sprach zur Mitgliederversammlung am Seddiner See über die TA Luft. © Nemitz

BImSchV - was kommt auf die Landwirte zu?

Dr. Helmar Hentschke sprach danach über die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft, kurz TA Luft. Deren neueste Version ist am 1. Dezember 2021 in Kraft getreten und nun umgesetzt werden soll. Für die Geflügelhaltung bedeute das, so erläuterte Hentschke, dass ab 40.000 Plätzen für Geflügel – die sogenannten G-Anlagen nach Anlage 1 der Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchV) – eine Abluftreinigung vorgeschrieben ist. Bei bereits bestehenden Ställen muss eine Abluftreinigung nachgerüstet werden, soweit das technisch umsetzbar und finanziell verhältnismäßig ist.

Für die Geflügelhaltung rechne sich Abluftreinigung generell nicht, führte der Fachanwalt für Umwelt- und Planungsrecht weiter aus. Dazu komme der Punkt, dass Abluftreinigung nicht Stand der Technik in der Geflügelhaltung ist. Für die Schweinehaltung konnten über den Rechtsweg viele teure Stallumbauten verhindert werden, machte Hentschke den Brandenburger Geflügelhaltern Mut.

Nachfrage nach Geflügelfleisch steigt weltweit

Wolfgang Schleicher, Geschäftsführer des ZDG, rundete mit seinem Vortrag die Veranstaltung am Seddiner See ab. Wie Tobias Winnige bekleidet auch er seinen Posten seit einem Jahr und konnte in Brandenburg eine erste Rückschau halten. Die Berliner Zentrale sei personell inzwischen gut aufgestellt, berichtete er. Sein Ziel ist, dass der ZDG als Dienstleister wahrgenommen wird. „Unser Job ist es, für Sie da zu sein“, betonte er. Denn schließlich seien es die gleichen Themen, die die gesamte Branche und somit auch den ZDG bewegen. Auf Wunsch des Auditoriums erläuterte Wolfgang Schleicher ausführlich die aktuellen Markdaten der MEG, denn diese lassen vorsichtigen Optimismus zu, da die Nachfrage nach Geflügelfleisch und Geflügelprodukten weltweit steigt

 

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