
Tierleid, Eier und Importe
Ich bin kein Freund der Behauptungen von Tierschutzorganisationen. Meistens besitzen diese kein fachliches Fundament. Doch unlängst brachte mich eine Forderung von „Compassion in World Farming“ ins Grübeln.
von Anja Nährig erschienen am 22.10.2024Die Tierschutzorganisation Compassion in World Farming appellierte an die EU-Politik, den seit 2023 überfälligen Gesetzesentwurf vorzulegen und ein europaweites Käfigverbot für Legehennen bis spätestens 2026 umzusetzen – um gleiche Wettbewerbsbedingungen für die Unternehmen zu schaffen und das Tierwohl nachhaltig zu verbessern. Mich begeisterte die Meldung, denn wichtige ökonomische Zusammenhänge wurden einfach und richtig dargestellt.
Ohne Begeisterung beobachte ich den europäischen Handel mit der Ukraine. Die EU-Kommission hatte im Frühjahr die Aussetzung von Einfuhrzöllen und Kontingenten für ukrainische Exporte in die EU bis zum 5. Juni 2025 erneut verlängert. Die ukrainischen Geflügelfleischimporte sind laut MEG in 2023 um 42 % angewachsen. Bei Eiern stiegen im vergangenen Jahr die Einfuhren aus der Ukraine über 100 % an. Nicht nur Bulgarien kritisiert die aktuell hohen Eierimporte des Drittlandes und fordert, diese komplett zu stoppen. Auch Ungarn drängt die EU-Kommission zum Handeln. Polen, Rumänien und die Slowakei äußerten ebenfalls Verständnis für die Forderung nach einem Importstopp ukrainischer Eier zu Dumpingpreisen.
Bisher wurde es nicht geschafft, EU-weit gleiche Haltungs- und Wettbewerbsbedingungen für die Geflügelerzeugung herzustellen. Gleichzeitig formiert die Agrarholding Avangardco mit Unternehmenssitz in Kiew zum größten Eiererzeuger Europas. Der ukrainische Agrarkonzern Krupets investiert in 400.000 Haltungsplätze für Legehennen in der Westukraine – die mit Käfigen im „europäischen Stil“ ausgestattet sein werden. Schlussendlich drängt sich bei mir die Frage auf, wer hilft hier eigentlich wem und wer profitiert wirklich von den derzeitigen Regelungen?