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Heidemark Konferenz

Experten diskutierten über zukunftsgerechte Nutztierhaltung

Um „Zukunftsgerechte Tierhaltung“ ging es auf einer Konferenz in Berlin, zu der Putenspezialist Heidemark eingeladen hatte. 

Veröffentlicht am
NRW Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen gemeinsam mit Christopher Kalvelage, dem geschäftsführenden Gesellschafter von Heidemark bei der Konferenz „Zukunftsgerechte Tierhaltung“ im F.A.Z. Atrium, Berlin.
NRW Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen gemeinsam mit Christopher Kalvelage, dem geschäftsführenden Gesellschafter von Heidemark bei der Konferenz „Zukunftsgerechte Tierhaltung“ im F.A.Z. Atrium, Berlin.Tim Wegner
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Christopher Kalvelage, Geschäftsführer von Heidemark, eröffnete im F.A.Z. Atrium eine Diskussionsrunde mit Regierungsvertretern, Abgeordneten, NGOs, Wissenschaftlern, Tierärzten und Vertretern aus Landwirtschaft, Handel und Medien. Über vier Stunden tauschten Experten ihre Ansichten über Agrarpolitik, Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und die geplante Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung aus.

Christopher Kalvelage offenbarte direkt in seiner Begrüßungsansprache, wo seiner Meinung nach der Kern des Problems in der Transformation der Nutztierhaltung hin zu einer tiergerechten und nachhaltigen Tierhaltung zu finden sei. „Theorie und Praxis klaffen weit auseinander“, sagte er. „Das zeigen ja ganz deutlich die Bauernproteste in diesen Wochen.“ Wenn die Politik das umsetze, was das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft auf seiner Website aufschreibe, sei man ja auf dem richtigen Weg. „Aber leider passiert nichts oder genau das Gegenteil“, so Kalvelage. Um mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft zu erreichen, sei für ihn „die Kreislaufwirtschaft der Kern der Nachhaltigkeit“.

Nutztierbestand reduzieren, aber nicht vegan ernähren

Klimaschutz und Landwirtschaft war das Thema von Christian Rehmer (Denkfabrik Agora Agrar). Eine Klimaneutralität, wie sie Deutschland schon 2045 erreichen möchte, sei für die Produktionsprozesse in der Landwirtschaft nicht zu erreichen. Aber die Tierhaltung könne für die CO2-Reduktion viel dazu beitragen. „Der Nutztierbestand muss auf jeden Fall reduziert werden“, so seine Forderung und sprach dabei im Wesentlichen von Wiederkäuern. Eine Abkehr von Fleisch hin zu veganer Ernährung stehe allerdings nicht auf seiner Agenda. „Es geht nicht darum, den Menschen vorzuschreiben, was sie essen!“

Kreislaufwirtschaft braucht die Nutztierhaltung

Nachfolgeredner Prof. Dr. Wilhelm Windisch von der Technischen Universität München (TUM) plädierte für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. „Für ein Kilogramm biologische Lebensmittel werden vier Kilogramm nicht essbare Biomasse produziert.“ Windisch sagte: „Effizient ist es, diese gewaltige Biomasse in der Biogasanlage zu verwerten oder an Nutztiere zu verfüttern. Wir brauchen dazu Wiederkäuer.“

Eine komplette vegane Landwirtschaft benötige 50 Prozent mehr Ackerfläche, und mehr Wasser sowie Dieseltreibstoff für die Traktoren. Das könne nicht das Ziel sein. Eine solche Fläche stünde in Deutschland auch gar nicht zur Verfügung. „Wir wären von Importen abhängig, um die rein pflanzliche Ernährung der Menschen zu gewährleisten.“

Gesetzliche Regelungen gefährden heimische Betriebe

Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) zeigte sich besorgt um die Zukunft der Landwirte und warnte vor den Gefahren der aktuellen Landwirtschaftspolitik. „Es ist 5 vor 12“, sagte die NRW-Ministerin. Die Sorgen der Bauern um ihre Zukunft in Deutschland nehme sie ernst. Gorißen: „Landwirte brauchen Planungssicherheit, sonst verlieren wir unsere Betriebe.“

In Richtung der Putenhalter sagte sie unter Hinweis auf die geplante Novelle der Nutztierhaltungsverordnung nach dem Eckpunktepapier Putenhaltung aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium: „Es ist keinem damit gedient, wenn das Geflügelfleisch demnächst aus dem Ausland importiert wird“, wo die Tiere möglicherweise unter schlechteren Bedingungen aufwachsen.

Wohin theoretisch aufgesetzte gesetzliche Regelungen in der Tierhaltung nach Umsetzung führen können, beschrieb die Ministerin am Beispiel des Gesetzes zum Verbot des Kükentötens. „Kükentöten ist ethisch nicht akzeptabel“, sagte die Ministerin, aber wie die Geschlechtsbestimmung vor der Geburt dann in Deutschland angegangenen worden ist, sei „gut gedacht, aber schlecht gemacht“ gewesen. Heute sei es so, dass die Brütereien ins Ausland verlagert würden, in Nordrhein-Westfalen sei nach der gesetzlichen Regelung von ursprünglich 15 Betrieben nur noch einer übriggeblieben.

Tierwohl verbraucherorientiert voranbringen

Der Tierarzt und Putenexperte Dr. Hartmut Meyer setzte an diesem Punkt an: „Das Eckpunktepapier ist ein Regelwerk, das seinesgleichen sucht in Europa.“ Er fände es bedenklich, wenn Politik versuche, Markt zu machen. Dr. Alexander Hinrichs, Geschäftsführer von QS (Qualität und Sicherheit) und ITW (Initiative Tierwohl), der sich mit seinen Organisationen seit Jahren für das Tierwohl in deutschen Ställen einsetzt, stellte eine Frage offen in den Raum: „Reicht das nicht aus, was wir haben? Wir wollen das Tierwohl in kleinen Schritten voranbringen, damit die Verbraucher sich ökonomisch anpassen können.“

Dr. André Vielstädte, Vorstand der EW-Group, stützte seinen Kurs: „Die ITW ist ein Erfolgsmodell. Diesen Weg sollten wir heute mit den richtigen Anreizen fortsetzen.“ Hinrichs äußerste Bedenken darüber, dass die Politik die Erzeugung tierischer Produkten unter solchen Standards fordere, die der Kunde nicht bezahlen könne und wolle. „Wir brauchen keinen Bio-Standort.“ Gastgeber Christopher Kalvelage nahm in seinem Schlusswort die Vorlage auf und sagte: „Wir müssen produzieren, was der Kunde verlangt.“

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