Bioeier knapp und gesucht
Bioeier sind knapp und gesucht. Ganz gleich, ob die Eier dem Endkunden in der Direktvermarktung oder dem Handel über eine Eierpackstelle angeboten werden: der Einstieg in die Bio-Legehennenhaltung bietet eine attraktive Chance, den Hof wirtschaftlich weiterzuentwickeln.
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In den vergangenen zwei Jahren hat sich der Markt für Bioeier rasant entwickelt. Das Angebot kann die Nachfrage nicht decken. Besonders groß ist der Bedarf im regionalen und qualitätsorientierten Lebensmitteleinzelhandel. „Wir könnten ohne Weiteres sofort zwei- bis dreimal so viele Bioland-Eier vermarkten, wie wir derzeit geliefert bekommen“, sagt Wolfgang Müller, Warenbereichsleiter im Einkauf der Edeka Südwest.
Ein Hektar für 230 Hennen
Wichtige Voraussetzung für den Einstieg ist, dass der Betrieb ausreichend mit Fläche ausgestattet ist. So muss laut EG-Öko-Verordnung für 230 Legehennen mindestens ein Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche zur Verfügung stehen. 20 Prozent des Futters muss vom eigenen Betrieb stammen, alternativ von Biobetrieben in der Region.
Bei Bioland können je Hektar 140 Legehennen gehalten werden. 50 Prozent des Geflügelfutters muss auf dem eigenen Betrieb oder im Rahmen einer regionalen Kooperation mit anderen Biobetrieben erzeugt werden. Generell gilt: Biogeflügel bekommt Biofutter. Allerdings dürfen bis zum 31. Dezember 2017 als Ergänzer noch bis zu fünf Prozent konventionelle Eiweißfuttermittel in der Geflügelhaltung eingesetzt werden.
Mobile Ställe für Direktvermarkter
Biolegehennen werden in der Regel in Boden- oder Volierenhaltung aufgestallt. Pro Stall-Quadratmeter dürfen nach EG-Öko-Verordnung bis zu sechs Legehennen gehalten werden. Je Stallabteil dürfen im Biobetrieb maximal 3000 Legehennen gehalten werden. Den Tieren muss außerdem zu jeder Jahreszeit ein Grünauslauf von vier Quadratmeter je Legehenne zur Verfügung stehen. Biolandbetriebe stellen ihren Tieren zusätzlich noch einen sogenannten Kaltscharrraum oder Wintergarten zur Verfügung (siehe Bild). Alternativ werden Biolegehennen – insbesondere bei direktvermarktenden Betrieben – zunehmend in Mobilställen gehalten. Diese Haltungsform erfreut sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit und wird insbesondere vom Verbraucher sehr geschätzt. Mobilställe sind in der Regel für kleinere Herden im Umfang von 200 bis 1000 Tieren ausgelegt.
Ab 3000 Hennen interessant
Mit 6000 Biolegehennen ist es möglich, ein Familieneinkommen je nach Vermarktungsweg zwischen 35.000 und 50.000 Euro zu erwirtschaften. Dabei bieten sich verschiedene Möglichkeiten der Vermarktung an. Bio-Eier können sowohl im Rahmen einer in der Regel sehr wirtschaftlichen Direktvermarktung abgesetzt oder über eine Eier-Packstelle an den Handel vermarktet werden.Die Vermarktung an die Packstelle hat den Vorteil, dass der Landwirt sich auf die Erzeugung und Haltung konzentrieren kann. Die Eier werden zu einem Preis von etwa 0,18 Euro je Ei an einen Abnehmer verkauft, der sich um alle weiteren Schritte wie Verpackung und Absatz kümmert. Damit dieser Absatzweg ökonomisch lukrativ ist, sollten die gelieferten Stückzahlen jedoch einen entsprechenden Umfang haben, in der Regel wird dieser mit rund 3000 Legehennen erreicht. Die Kosten für Stallbau, Junghennen und Futter lassen sich durch erfahrene Berater relativ exakt kalkulieren. Legehennen werden in der Regel ein Jahr lang gehalten und dann wieder neu eingestallt.
Generell ist die Geflügelhaltung ein Betriebszweig, der sich hinsichtlich Arbeitsaufwand und gesamtwirtschaftlichen Abläufen sehr gut in den landwirtschaftlichen Betrieb eingliedern lässt: Man hat feste Arbeitszeiten, planbare Arbeitsspitzen und durch die Entkoppelung von Erzeugung und Vermarktung keine oder nur geringe Vermarktungsrisiken.
Attraktive Förderprogramme
Bei einem Stallneubau für 3000 Legehennen ist mit Kosten von etwa 90 bis 120 Euro je Stallplatz zu rechnen. Ein Mobilstall für Legehennen kostet in etwa 140 Euro pro Tierplatz. Stehen Altgebäude zur Verfügung, lohnt es sich häufig, deren Umbau für eine Legehennenhaltung zu prüfen. Die derzeitige Niedrigzinsphase, attraktive Förderprogramme mit bis zu 40 Prozent Zuschuss bei den Investitionskosten in Baden-Württemberg und die gute Nachfrage nach Bio-Eiern sind attraktive Voraussetzungen, um in den Betriebszweig zu investieren. Die Nachfrage nach Bioeiern macht es lohnenswert, über eine Umstellung oder den Einstieg in die Bio-Legehennenhaltung nachzudenken. Baulichen Investitionen stehen gute Erlöse gegenüber. Interessenten sollten sich in jedem Fall umfassend über den Wirtschaftszweig informieren.
Hinweis: „So gelingen Einstieg und Umstellung in die Biolegehennenhaltung – Praktiker und Experten berichten“ – am 18. Juni 2015 ab 10 Uhr in Bad Saulgau-Bondorf mit anschließendem Betriebsbesuch. Anmeldung beim Bioland-Landesverband Baden-Württemberg, Telefon 0711-550939-0, Fax: -50, E-Mail: http://info-bw@bioland.de
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