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Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Allgäu Kaufbeuren

Allgäuer Kühe sind gefragt

Positive Zahlen präsentierte Berthold Kirchmaier, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Allgäu w.V. Kaufbeuren, auf der Gebietsversammlung am 7. März 2019 in Kisslegg. Wie berichtet wurde, befindet sich der Rindfleischmarkt in Deutschland mit einem Selbstversorgungsgrad von 94 Prozent in einem ruhigen Fahrwasser. Die Schlachthöfe in Kempten und Buchloe ihrerseits wollen 2019 laut Kirchmaier die Schlachtungen erhöhen, was den Erzeugerpreisen zu Gute kommen dürfte.
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Positive Zahlen präsentierte Berthold Kirchmaier, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Allgäu w.V. Kaufbeuren, auf der Gebietsversammlung am 7. März 2019 in Kisslegg.
Positive Zahlen präsentierte Berthold Kirchmaier, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Allgäu w.V. Kaufbeuren, auf der Gebietsversammlung am 7. März 2019 in Kisslegg.Borlinghaus
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"Wenn die Auszahlungspreise für die Kühe in der zweiten Jahreshälfte 2018 nicht so stark gefallen wären, hätte die EG drei bis fünf Mio. Euro mehr Umsatz gemacht. Doch trotz der nicht zufriedenstellenden Preise schaffte die EG mit 51 Mio. Euro den höchsten Umsatz (+1,7 Mio. Euro gegenüber Vorjahr) in ihrer 45-jährigen Geschichte. Die Schlachtzahlen 2018 sind die höchsten die die EG je gehabt hatte“, blickte Geschäftsführer Berthold Kirchmaier stolz auf das vergangene Geschäftsjahr zurück. Über die Erzeugergemeinschaft einschließlich dem dazugehörenden Bio Allgäuhof und der Allgäu Schlachtvieh GmbH wurden 2018 insgesamt 58.125 Rinder geschlachtet. Das waren rund sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

Ein Schwerpunkt der Vermarktung sind nach wie vor die Kühe

Im Einzelnen handelt es sich um 31.881 Kühe, 8436 Färsen, 8442 Bullen sowie 9366 Kälber und Fresser. Schwerpunkt der Vermarktung der EG sind seit je her die Kühe. Wegen der Trockenheit im Sommer 2018 lagen hier die Schlachtzahlen im Juli und August deutlich über Vorjahr. „Die Trockenheit war spürbar, allerdings nur gebietsweise und nicht flächendeckend“, so Kirchmaier. Kälber habe man 2018 weniger zum Schlachten gebracht. Vielmehr wurden viele zu Fressern aufgezogen oder zur Bullenmast einegsetzt. Die Jungbullen sowie die Färsenmast und die Fresser hätten das Vermarktungsgeschäft der EG in den vergangenen Jahren immer weiter wachsen lassen, hieß es. „Wir haben heute über 2500 Bullen auf Stroh, vertreten sind alle Rassen,“ so Kirchmaier. Gekauft werden die Kälber ausschließlich aus Bayern oder Baden-Württemberg und dann versucht, sie zur Mast zu bringen. In der Regionalität mit kurzen Wegen und einer tiergerechten Haltung sieht die EG bereits seit Jahren ihre Chance in der Vermarktung. An Schweinen wurden 2018 über die EG rund 49.400 Tiere vermarktet, fast 1000 Tiere weniger als im Vorjahr. Bei den Lämmern waren es 401 Tiere (Vj: 383).

Best-Beef-Programm ist ein Aushängeschild für die EG

Eine wichtige Absatzschiene für die EG ist mit rund 16.000 Tieren (2018) das Best Beef-Programm von McDonald’s. Neue Unterlagen dazu lagen auf der Versammlung aus. Sie mussten von den Programm-Teilnehmern betriebsindividuell ausgefüllt und aktualisiert werden. Hier gibt es einen Zuschlag von 6 bis 9 Cent pro kg auf die Notierung. Künftig soll es bis zu 10 Cent mehr geben, je nach Einhaltung der neu angepassten Kriterien. Am Best Beef-Programm nehmen insgesamt 3267 Landwirte teil, fast die Hälfte davon seien Mitglieder der EG.

Bio wächst weiter, teilweise Angebotsüberhang

Weiter gewachsen ist auch die Bioschiene der EG. So sind die Vermarktungszahlen bei der Bio Allgäuhof von 4435 im Jahr 2017 auf 5187 im Jahr 2018 gestiegen. Von den 4948 Mitgliedern der EG sind mittlerweile fast 20 Prozent Biobetriebe (899). Gleichwohl konnten durch ein sehr starkes Bioangebot 2018 nicht alle Fleischteile komplett als bio vermarktet werden. „Der Druck bei Bio ist hoch“, so Kirchmaier. Am Schlachthof in Buchloe mussten die Biozuschläge zeitweise nach unten korrigiert und ein Teil der Ware konventionell vermarktet werden, berichtete Edgar Gärtner, stellvertretender Betriebsleiter der A. Moksel GmbH in Buchloe.

Jede Menge Druck auf die Tierhaltung – immer weniger Metzger

Viele landwirtschaftlichen Betriebe stellen ihre Tierhaltung ein und steigen komplett auf Ackerbau um, berichtete Kirchmaier. Besonders im Großraum München und Augsburg sei die landwirtschaftliche Produktion insgesamt oftmals zu teuer geworden, weil die Grundstückspreise zu stark gestiegen und die Flächen sehr knapp geworden seien. Durch diesen Strukturwandel in der Tierhaltung nimmt die Zahl der Mitglieder in der EG tendenziell ab. Kontrollen und Vorschriften für die Tiertransporte nehmen zu. Das Verladen müsse unbedingt tiergerecht, also möglichst stressfrei für die Tiere, erfolgen. Wichtige für die Abrechnung sei die Angabe korrekter Mehrwertsteuersätze. Hier komme es immer wieder zu Fehlern. Gewerbliche eingestufte Unternehmen liegen bei 19 Prozent Mehrwertsteuer, am verbreitetsten sind die 10,7 Prozent für Pauschalierer. Optierer sind bei sieben Prozent eingestuft. Die wichtigsten Abnehmer der EG sind die Schlachthöfe der Firma A. Moksel GmbH (Vion) in Buchloe und A.F.G. Allgäu Fleisch GmbH in Kempten (Tönnies). Weitere Schlachthöfe sind in Crailsheim, Landshut, Waldkraiburg sowie Bauer in München und Müller Fleisch in Ulm. Ebenfalls auf der Liste der Abnehmer stehen rund ein Dutzend verschiedene Metzgereien. Laut Kirchmaier seien die Aussichten für den Fortbestand des Metzgerhandwerks ziemlich düster. Hier dürften in den nächsten Jahren wegen zunehmender Auflagen und steigender Kosten viele Betriebe aufgeben, sagt Kirchmaier voraus. Kurt Schlagenhauf, zweiter Vorsitzender der EG, sieht in noch weiteres Vermarktungspotenzial. Er bedankte sich bei den Mitgliedern für die Liefertreue.

Blick auf den Rindfleischmarkt 2018

Wie Edgar Gärtner berichtete, haben außerhalb von Deutschland die Rinderschlachtungen 2018 zugenommen (+2,3 Prozent) in der EU. Darunter in Frankreich +1,1 Prozent, England +2,0 Prozent, Italien +8,3 Prozent. Der EU-Verbrauch an Rindfleisch blieb insgesamt ziemlich stabil. In Deutschland ging er von 2017 auf 2018 um zwei Prozent zurück. Lag der Selbstversorgungsgrad bei Rindfleisch 2015 in Deutschland noch bei 104 Prozent, waren es 2018 zuletzt nur noch 94 Prozent. Gefallen sind auch die Rinderbestände in Deutschland zwischen 1999 und 2018 um 18,5 Prozent. Im laufenden Jahr wird die Schlachtrinderproduktion wird in Deutschland um 2,3 Prozent fallen, so die Prognose. Wegen der Dürre haben die Schlachtungen im Sommer 2018 deutlich zugenommen im Vergleich zum Vorjahr. Mit einem Preis von 2,93 Euro pro kg SG bei den Kühen (O3) lag man 2018 im Mittel um 6 Cent pro kg unter dem Vorjahresniveau von 2,99 Euro pro kg SG. Die Jungbullenpreise legten 2018 im Mittel um 4 Cent zu. Sie lagen bei 3,82 Euro pro kg gegenüber 3,78 Euro im Jahr 2017.

Marktrisiken und Ausblick

Bei den Schlachtungen ist man in Buchloe 2018 gegenüber 2017 deutlich abgefallen, hier will man 2019 wieder zulegen, wenn die Verträge mit einem neuen Abnehmer unter Dach und Fach seien. Gerade im Bullenbereich habe man 2018 zwei große Kunden verloren, darunter Tengelmann sowie ein großer Abnehmer aus Italien, der sich aus dem deutschen Markt komplett verabschiedet habe und jetzt in Frankreich Bullenfleisch einkaufe. In Buchloe haben 2018 höhere Entsorgungskosten das Ergebnis belastet, bei den Häuten und beim Fett gab es einen Preisverfall. Insgesamt konstanter lief es in der Zerlegung. Auch hier will man die Kapazitäten 2019 noch besser auslasten. Risiken im Markt seien ein weiterhin geringer Absatz nach China, das Russland-Embargo, die Afrikanische Schweinepest, die Blauzungenkrankheit sowie steigende Logistikkosten.
 

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