Schlachthof Gärtringen im Visier
- Veröffentlicht am
Die Geschäftsleitung der Schlachthof e. G. Landkreis Böblingen um den Vorstandsvorsitzenden Wilhelm Dengler (63) hat die Geschehnisse in einer Stellungnahme festgehalten, die beim Pressegespräch am Montag verteilt wird: Danach wurden am 29. Juli im Gärtringer Schlachthof versteckt installierte Kameras entdeckt. Die Betreibergesellschaft, die Schlachthof e. G., stellte daraufhin bei der Polizei Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Einbruch und Hausfriedensbruch und baute die Kameras ab. Auch das Veterinäramt Böblingen und das Stuttgarter Landwirtschaftsministerium wurden informiert.
Gut eine Woche später, am 6. August, wollte ein Kamerateam der Tierschützer von der Geschäftsleitung eine Stellungnahme zu möglichen Tierschutzverstößen. Diese würden aus anonymen Filmaufnahmen stammen. Die Geschäftsleitung lehnte ab und bat dagegen, die Filmaufnahmen sehen zu können, um kurzfristig eventuell nötige Maßnahmen zum Schutz der Schlachttiere einzuleiten. Das wiederum lehnte das Kamerateam ab. Da der Schlachthofgeschäftsführung zu diesem Zeitpunkt keine konkreten Verstöße bekannt gewesen seien, heißt es in der Stellungnahme weiter, wurden mit Behörden und Mitarbeitern alle Arbeitsabläufe durchgesprochen, wo es eventuell Tierschutzprobleme geben könnte. Am Freitag vergangener Woche habe der Tierschutzverein die Aufnahmen ins Netz gestellt. Seither sind die Bilder auch der Schlachthofgenossenschaft bekannt.
Schlachthofchef Wilhelm Dengler beschönigt die Bilder nicht. Unter anderem ist zu sehen, wie die Schlachttiere mit grober Gewalt durch die Treibgänge getrieben werden oder wie Mitarbeiter Schlachttiere in eine Betäubungsbox treten. „Das ist nicht akzeptabel“, bedauert der Vorstandschef. „Solche Bilder wollen wir nicht. Wir setzen alles daran, dass es nicht wieder vorkommt.“
Teilweise vermutet er menschliches Versagen. Teilweise seien es bauliche Mängel, die dazu führen, dass sich etwa Schlachtschweine in den Gängen verkeilen könnten. Zur Mängelbeseitigung lägen bereits Pläne und Kostenschätzungen vor. Wilhelm Dengler weist auch daraufhin, dass es sich bei dem Bildmaterial um verkürzte Darstellungen handelt. Bei einer Szene fällt ein unzureichend betäubtes Schlachtschwein zappelnd von einem Förderband. „In solchen Fällen wird sofort nachbetäubt“, sagt Dengler. Ob das Schlachttier tatsächlich nachbetäubt wird, lässt sich nicht nachvollziehen, die Szene bricht vorher ab.
Die Bilder schlagen in der Öffentlichkeit Wellen. Die tierschutzpolitische Sprecherin der Landtagsgrünen, Thekla Walker, fordert per Pressemitteilung Landwirtschaftsminister Peter Hauk auf, „für eine schnelle und lückenlose Aufklärung zu sorgen“. Die Soko Tierschutz hat Strafanzeige gestellt. Laut Presseberichten ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Der Schlachthof in Gärtringen gehört zu den kleineren Betrieben im Land. 700 bis 800 Schweine, 50 bis 60 Rinder und bis zu 80 Lämmer werden jede Woche geschlachtet. Eingekauft werden die Tiere im Umkreis von bis zu 40 Kilometern. Im gleichen Radius wird das gewonnene Fleisch vertrieben. Die Schlachthofgenossenschaft zählt rund 120 Mitglieder, vorwiegend Metzger und Landwirte. Der regional orientierte Schlachtbetrieb besitzt eine Größe, die seit der Corona-Krise als vorteilhaft gilt: Kurze Transport- und Vertriebswege sowie häufig langjährige und direkte Kundenbeziehungen zwischen Landwirten und Metzgern.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.