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LiveTV aus dem Schweinestall

Vielen Kund:innen mangelt es an Vertrauen, Tierwohl-Fleisch zu kaufen. Das Projekt tierwohl.tv kann helfen: Es zeigt Live-Bilder direkt aus dem Stall am Point of Sale. Die Haltung der Tiere wird für Kund:innen sichtbar. Gabriele Mörixmann aus Hilter am Teutoburger Wald hat erste Erfahrungen damit gemacht.
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 Hinter der Fleischtheke erscheinen Mörixmanns Schweine auf einem Bildschirm. Die Verkäuferin ist extra geschult, um fundiert Auskunft zu tierwohl.tv geben zu können.
Hinter der Fleischtheke erscheinen Mörixmanns Schweine auf einem Bildschirm. Die Verkäuferin ist extra geschult, um fundiert Auskunft zu tierwohl.tv geben zu können. Tierwohl.tv
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Wenn Gabriele Mörixmann zur Arbeit geht, ist sie nie unbeobachtet: Fremde Menschen schauen ihr ständig dabei zu, wie sie ihre Schweine versorgt. Warum? Sie nimmt am Projekt tierwohl.tv teil. Dieses Projekt überträgt via LiveTV Bilder aus dem Stall auf einen Bildschirm, der über der Fleischtheke in ausgewählten Supermärkten hängt. Im Falle vom Betrieb Mörixmann sind das zurzeit Cramer Edeka-Märkte rund um Hannover und Rewe Hegemann in Düsseldorf. So kann die Kundschaft sofort einen Eindruck von der Haltung der Tiere bekommen. Das schafft Transparenz und Vertrauen und sorgt im Fall vom Betrieb Mörixmann für äußerst sympathische Bilder von im Stroh umhertobenden Schweinen.

Auch eine der vier Außenterrassen hat eine Kamera: Die Schweine liegen hier häufig und genießen frische Luft und Sonne.  © Engels
Denn die Schweine haben es gut. Sie leben im „Aktivstall für Schweine“, einem Konzept, dass die Familie 2012 ins Leben rief und es seitdem immer zum Wohl der Tiere weiterentwickelt. „Das Aktivstallkonzept steht für eine mehrfach ausgezeichnete, tiergerechte und kontrollierte Beschäftigungswelt mit regionaler, gentechnikfreier und abwechslungsreicher Fütterung, und das angefangen bei der Muttersau über die Ferkel bis hin zum Mastschwein“, erklärt Gründerin Gabriele Mörixmann.

Eine Beschäftigungswelt fürs Schwein

Der Aktivstall gliedert sich in verschiedene Bereiche: Terrassen mit Außenklima, Strohstall sowie Spiel-, Ruhe-, Dusch- und Suhlräume. „Insgesamt haben wir den ehemaligen konventionellen Mastschweinestall in zwölf unterschiedliche Räume aufgeteilt, durch die die Schweine frei hindurchwechseln können je nachdem, wonach ihnen gerade ist. Es ist eine Beschäftigungswelt rund um das Schwein“, erklärt die Landwirtin.

Such das Schwein: Der Strohstall ist der größte der 12 Räume, hier wird getobt, gespielt und geschlafen. ©  Engels

700 Schweine leben in einer Großgruppe zusammen. Sie werden vom Partner-Sauenbetrieb als Babyferkel eingestallt und bleiben über die gesamte Mast beisammen, übrigens mit Ringelschwanz. Durch den Aktivstall bewegen sich die Tiere sehr viel, was zusätzlich zur Genetik (PIC-Sauengenetik gepaart mit einem Pietrain- oder Duroc-Eber) zu einer hohen Fleischqualität führt. Familie Mörixmann achtet darauf, mit welchen Partnern sie zusammenarbeitet. „Uns ist Transparenz und eine hohe Qualität in der gesamten Produktionskette sehr wichtig. Wir arbeiten nur mit Partnern zusammen, die diese Philosophie teilen”, sagt Gabriele Mörixmann.

Die Schlachtung der Tiere erfolgt bei Brand Qualitätsfleisch in Lohne, das Fleisch wird an die Schulte Lastruper Fleisch und Wurstwaren GmbH vermarktet. Sie vertreiben die Produkte unter den Marken „Kalieber“ und „glücksatt“. Durch die Marke „glücksatt“ ist auch das tierwohl.tv auf die Familie Mörixmann zugekommen. Die LiveTV-Bilder unterstützen in der Kommunikation mit der Kundschaft, indem sie überzeugend und glaubhaft über die Haltungsbedingungen der Tiere informieren. „Schließlich geben sie für unser Fleisch ja auch mehr Geld aus, denn unser höherer Standard in der Haltung erfordert natürlich auch einen höheren finanziellen Aufwand“, erklärt die engagierte Schweinehalterin.

#Ö im Interview mit Tierwohl.tv-Gründer Jürgen Berens von Rautenfeld

Öffentlichkeitsarbeit für den Kunden

Doch wie ist das so, bei der Arbeit gefilmt zu werden? Gabriele Mörixmann lacht. „Natürlich war es anfangs ungewohnt, dass ich wusste, alles, was ich mache, wird live gefilmt und andere Menschen sehen mich jetzt. Das würde wohl jedem so gehen, wenn man ehrlich ist. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt, mittlerweile denke ich gar nicht mehr viel darüber nach. Videos aus dem Stall haben wir ja schon vor tierwohl.tv regelmäßig für unsere Social-Media-Kanäle gemacht, die Öffentlichkeit sind wir also gewohnt und sie gehört auch fest zu unserem Geschäftsmodell. Der Kunde hat ja sonst gar keine Chance, unser Tierwohlfleisch zu entdecken geschweige denn zu kaufen. Wir bieten auch jeden Samstag um 10 Uhr Stallführungen an, das wird gerne und oft angenommen“, berichtet die Landwirtin.

Zwei Kameras hat tierwohl.tv in ihrem Stall montiert. Eine Kamera blickt in den großen Strohstall, die andere filmt eine Außenterrasse. Auf den Bildern ist mal mehr und mal weniger zu sehen, je nachdem ob sich im Aufnahmebereich Schweine befinden und wie aktiv sie sind. „Speziell auf der Terrasse liegen die Tiere oft einfach nur und kühlen sich auf dem Spaltenboden ab oder genießen die Sonne“, sagt Mörixmann. „Es wird eben der ganz normale Stallalltag der Schweine gezeigt.“

Eine Kamera ist im Strohstall angebracht. An das täg-liche Gefilmt-Werden hat sich Gabriele Mörixmann gewöhnt. © Engels

Und was ist zu sehen, wenn es dunkel ist? „Diese Situation hatten wir bisher noch nicht, da tierwohl.tv von 8 bis 20?Uhr läuft und wir die Kameras erst seit dem Frühjahr installiert haben. Wird es jetzt im Herbst früher dunkel, ist im Stall natürlich abends noch Licht an und auf der Außenterrasse ein Dämmerungslicht.“

Der Aktivstall: Das Beste aus allen Haltungsformen

Mit dem Aktivstall bewegen sich Mörixmanns zwischen bio und konventionell. Ihr Haltungskonzept und auch die Marke glücksatt sind bei der Initiative Tierwohl als Haltungsstufe 4 Premium anerkannt. Damit wird zum Beispiel Biofleisch gekennzeichnet, das die Anforderungen an die EU-Öko-Verordnung und ihre Richtlinien erfüllt. Aber auch Fleisch aus anderen Programmen, wie eben das Aktivstallkonzept, kann so gekennzeichnet werden, wenn die entsprechenden Mindestanforderungen eingehalten werden.

Das Aktivstallkonzept steht für eine tiergerechte und kontrollierte Beschäftigungswelt. © Engels

Doch warum ist der Betrieb nicht bio-zertifiziert? „Ich hatte mir vor dem Aktivstallkonzept schon mal eine Biosauenhaltung im geschlossenen System aufgebaut mit 120 Sauen. Da habe ich die Vor-, aber auch die Nachteile einer Haltung nach Biorichtlinien kennengelernt. Nicht alles hat mir gefallen, genauso, wie mir einiges an der konventionellen Haltung nicht gefällt. Ich habe mir beim Aktivstallkonzept gedacht, es muss doch möglich sein, das Beste aus allen Haltungsformen zu vereinen. Anfangs war es schwer, mich mit dieser Idee durchzusetzen. Doch der Aktivstall hat gezeigt, dass die Schweine durchaus mehr möchten als nur liegen und fressen“, sagt Gabriele Mörixmann.

Davon, dass die Schweine durchaus aktiv sind, durch das Stroh flitzen und durch die verschiedenen Aktivitätsbereiche wandern, kann man sich persönlich jeden Samstag ohne Anmeldung bei einem Stallrundgang überzeugen – oder jetzt auch bei tierwohl.tv an der Fleischtheke im Supermarkt.

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