Erdbeeren zu Dumpingpreisen verramscht
Erdbeeren aus Baden-Württemberg haben Hochsaison und trotzdem setzt der Einzelhandel auf billige Importware. „Der Einzelhandel erweckt den Eindruck, bewusst Ware aus dem Ausland billig anzubieten, um heimische Ware im Preis zu drücken“, so Franz Josef Müller, Präsident des Landesverbandes Erwerbsobstbau Baden-Württemberg e.V.
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Der Einzelhandel wirbt mit regionalen und saisonalen Produkten sowie fairen Preisen für die Erzeuger, doch an die Umsetzung der eigenen Slogans wird sich oft nicht gehalten, beobachtet Müller. Er fordert Chancengleichheit. „Es kann nicht sein, dass unsere heimische Ware vernichtet werden muss und gleichzeitig werden im LEH Erdbeeren aus Spanien billig verkauft. Der Lebensmitteleinzelhandel spielt seine Marktmacht auf den Rücken der Erzeuger aus“, so Müller. Mindestlohn und Preisdruck gefährden die bäuerlichen Familienbetriebe. „In Deutschland werden höchste Umwelt- und Sozialstandards von unseren Erzeugern verlangt, diese müssen vom Einzelhandel sowie der Politik endlich wertgeschätzt werden“, so Kathrin Walter-Zeller, Geschäftsführerin des LVEOs.
Druck auf die Betriebe nimmt zu
Für die heimischen Sonderkulturbetriebe sei die Lage seit Kriegsbeginn in der Ukraine noch belastender geworden. Zu den coronabedingten Zusatzkosten, dem steigenden Mindestlohn, kommen explodierende Energie- und Betriebskosten hinzu. „Dieser Krieg zeigt uns deutlich auf, wie wichtig Ernährungssicherung im eigenen Land ist“, sagt Müller. Es müsse ein gemeinsames Anliegen vom Einzelhandel und Politik sein, die deutschen Obstbauern fair und auf Augenhöhe zu behandeln, um die Versorgung mit heimischem Obst weiterhin gewährleisten zu können.
Gedrückte Stimmung
„Wir sind ernüchtert und enttäuscht. Mit Corona, dem Krieg in der Ukraine und der Klimakrise dachten wir, es sollte nun jedem klar geworden sein, wie wichtig die Produktion von Lebensmitteln im eigenen Land ist. Weit gefehlt. Der Handel hält bis mitten in die Saison hinein neben dem heimischen Spargel Importware zu Spottpreisen in seinen Regalen. Kaum besser ergeht es den Erdbeeren. Man importiert Bio-Ware aus weiter Entfernung und lässt den heimischen Anbau gegen die Wand fahren, wohl wissend, dass dies die Existenz der Landwirte gefährdet,” erklärt Simon Schumacher, Vorstand im Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände e.V., bitter.
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