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Schummel-Software auch in Backöfen

Produkttester des Stuttgarter Instituts für Produktforschung GmbH (ipi) fanden heraus, dass nicht nur in deutschen Dieselfahrzeugen, sondern auch in manchen Backöfen und Fernsehern Schummelsoftware eingebaut ist. Solche Geräte verbrauchten im Testbetrieb weniger Kilowattstunden als normalerweise.
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Im Rahmen von Gerätetests fiel den Produkttestern beispielsweise einBackofen auf, der ein auffällig abweichendes Regelverhalten zeigte,wenn er im Energiesparprogramm betrieben wurde. Wurde das Gerät wie im Testverfahren nach europäischer Norm vorgeschrieben vorgeheizt, dann die Tür geöffnet und das Gerät mittig mit einembestimmten Gewicht beschickt, senkte es bei diesem Programm mitten imBackvorgang für fast eine halbe Stunde die Temperatur um mehr als 60Kelvin ab. Statt auf 160 °C Temperatur heizte das Gerät nur noch auf100 °C und verbrauchte dadurch insgesamt weniger Strom als imNormalbetrieb und deutlich weniger als andere Geräte. Es erreichte soeine niedrigere Energieeffizienzklasse auf dem Energielabel als anderebaugleiche Geräte.


Das Backergebnis für die kleinen Kuchen, die die Tester in diesemEnergiespar-Testmodus zubereiteten, spiegelte die unterbrocheneWärmezufuhr wieder und erbrachte ein schlechtes Backergebnis. Die sozubereiteten Kuchen gingen weniger gut auf und zeigten beimAufschneiden eine verdichtete Konsistenz, weil mitten im Backprozessdie Wärmezufuhr zu gering war.

Qualitätseinbußen als Folge geringerer Energiezufuhr ermitteltendie Produkttester auch bei einem Fernseher. Musste das Gerät denTestfilm abspielen, erkannte es diesen Test und schalteteunverzüglich in eine Art Energiesparmodus. Helligkeit, Kontrast undLautstärke verringerten sich und der Energieverbrauch sank dadurchmaßgeblich. Eine Augenweide war das Ansehen des Testfilms für dieTester auf diese Weise nicht mehr. Der niedrigere Energieverbrauchführte hier jedoch ebenfalls dazu, dass das Gerät auf dem auf demEnergieetikett besser ausgezeichnet werden konnte.

Die Testergebnisse, die Ende Februar 2016 in Hamburg bei derJahrestagung des Fachausschusses Haushaltstechnik der DeutschenGesellschaft für Hauswirtschaft e. V. vorgestellt wurden, sorgten indem Fachgremium für Furore und lösten eine lebhafte Diskussion überdas Energielabel aus. Auch wenn es sich offensichtlich um wenigeEinzelanbieter handelt, die Schummelsoftware einsetzten, reagiertendie Haushaltsexperten entsetzt. Das Energielabel, das eigentlich denEnergieverbrauch abbilden und den Vergleich baugleicher Geräteermöglichen solle, werde so ad absurdum geführt, bemerkte einBranchenvertreter resignierend.

Eine Lösung zur Vermeidung solcher Täuschungsversuche scheintdennoch greifbar: Zur Bewertung des Energieverbrauchs sollte derStromverbrauch im Normalprogramm herangezogen werden und nicht mehrder geringste Verbrauch aus dem Energiesparprogramm wie bislangüblich. Könnte man sich bei der Überarbeitung des Energielabelsdarauf verständigen, würde solchen unsinnigen Energiesparprogrammender Nährboden entzogen, war man sich einig. Ob sich dies durchsetzenlässt, weil die Energieetikettierung europaweit einheitlich geregeltist, blieb dabei allerdings offen.

Das ipi Institut ist eines der größten europäischen
Produkttest-Institute. Es führt Produkttests im Auftrag von
Unternehmen und Testinstituten aus mehr als 20 europäischen Ländern

 

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