Warum engagierst du dich?
Wie kann ich meine Freizeit neben dem Studium sinnvoll gestalten? Diese Frage hat sich bestimmt schon der ein oder andere gestellt. Einige Studierende entscheiden sich dazu, ein Ehrenamt auszuüben. Wir haben 4 aktive Studierende und eine Professorin der Universität Hohenheim gefragt, was so toll an ehrenamtlichem Engagement an der Uni ist.
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Nora Kretzschmar (21 Jahre), 6. Semester Agrarwissenschaften, Universität Hohenheim: „Der Kontakt zur Landwirtschaft kam durch meine Eltern, die ebenfalls ein agrarwissenschaftliches Studium absolviert haben. Die vielen interessanten Erzählungen aus Hohenheim führten dazu, dass meine Faszination für diese Uni und besonders für die Landwirtschaft so groß wurde, dass ich nach dem Abitur entschied, selber Agrarwissenschaften zu studieren. Schon während der Schulzeit hatte ich Spaß daran, ehrenamtlich Kinder in Ferienzeltlagern zu betreuen und Erfahrungen zu sammeln, die man im Schulalltag nicht machen kann. So war auch von Anfang an klar, dass ich mein Studium nicht einfach nur nach Plan absolvieren werde, sondern so viel wie möglich lernen und erleben möchte. Also bin ich im 1. Semester der Fachschaft beigetreten. Ab dem 2. Semester stieg ich in die Gremienarbeit ein und begann somit, mich in der Unipolitik zu engagieren. Aktuell bin ich gewähltes Mitglied im Studierendenparlament (StuPa) und habe dort das Amt der Präsidentin inne. Somit vertrete ich nun alle Studierenden der gesamten Universität und habe viele Möglichkeiten, das studentische Leben und Lernen an der Uni nachhaltig mit zu gestalten. Auch nach dem Studium möchte ich mich weiter ehrenamtlich engagieren. Durch den Kontakt mit vielen neuen Menschen und Aufgaben, vor welche man anderswo nicht gestellt wird, lernt man viele Dinge, die in Schulen und an Universitäten nicht vermittelt werden können. Ich finde, jeder sollte sich ehrenamtlich engagieren, anderen Menschen eine Freude machen oder ihnen helfen und selber dadurch lernen und seine Persönlichkeit entwickeln.“
Steffen Raible (23 Jahre), 6. Semester Agrarwissenschaften, Universität Hohenheim: „Den Bezug zu Agrarwissenschaften habe ich nicht direkt daheim erfahren, da meine Eltern keinen Hof haben. Als Jugendlicher habe ich auf einem befreundeten Betrieb in den Schulferien und an Wochenenden mitgearbeitet. Nach meinem Abitur auf einem agrarwissenschaftlichen Gymnasium war ich für ein Jahr im Westerwald auf einen landwirtschaftlichen Betrieb. In den Semesterferien bin ich diesen Sommer zum dritten Mal als Erntehelfer in Norddeutschland unterwegs. Seit meinem ersten Semester bin ich in der Fachschaft aktiv und seit dem dritten Semester in verschiedenen unipolitischen Gremien der Uni, unter anderem als Vorsitzender der Studierendenvertretung (AStA). An dem ehrenamtlichen Engagement reizt mich in der Fachschaft vor allem die Vielfältigkeit der Themen, die besprochen und angegangen werden: von der Umstrukturierung des Bachelorstudiums an der Uni, über Auswahlverfahren neuer Professorinnen und Professoren, bis hin zu Exkursionen und Veranstaltungen wie einem Kuh-Bingo oder dem traditionellen Maibaumstellen, die von der Fachschaft organisiert werden. Hinzu kommen die vielen verschiedenen Menschen mit ihren Persönlichkeiten, mit denen man auch den ein oder anderen gemeinsamen Abend verbringt. Bei den meist fakultätsübergreifenden unipolitischen Gremien sammelt man vor allem an Erfahrungen und kann seine menschlichen und sozialen Fähigkeiten prägen und erweitern. Was ich außerdem am Ehrenamt im unipolitischen Bereich spannend finde, ist das Unvorhersehbare: Man ist zum Beispiel zwei Tage vor Weihnachten morgens mit den Geschenken beschäftigt und nachmittags sitzt man ungeplant mit der Unileitung an einem Tisch - für mehrere Stunden mit ungewissem Ergebnis. Ich habe vor, mich auch nach meinem Studium weiterhin ehrenamtlich zu engagieren, bin aber auch offen für das, was sonst auf mich zukommt und wofür ich mich begeistern kann.“
Prof. Dr. Regina Birner, Studiendekanin der Fakultät Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim: „Das Engagement der Studierenden in den verschiedenen Gremien der Universität, wie etwa der Studienkommission, dem Fakultätsrat und dem Senat, ist aus unserer Sicht ausgesprochen wichtig. Die Universität ist ja keine hierarchisch organisierte Firma, ihre Organisation beruht vielmehr auf dem Prinzip der Selbstverwaltung und sie lebt davon, dass alle Gruppen—die Professor/-innen, die Studierenden und die Mitarbeiter/-innen—ihre Mitwirkungsmöglichkeiten aktiv nutzen. Gerade in Fragen der Studienangelegenheiten, wie der Weiterentwicklung des Studienprogramms und der Qualitätssicherung der Lehre, ist die Mitwirkung der Studierenden essentiell. Daher haben wir an der Agrarfakultät den „Jour fix“ eingeführt, ein wöchentliches Treffen der Studiendekane mit Vertretern der Fachschaft, bei dem aktuelle Probleme ebenso besprochen werden wie langfristige Visionen. Auch wenn das ehrenamtliche Engagement für die Studierenden mit einem erheblichen zeitlichen Aufwand verbunden ist, so hat es doch viele Vorteile. Die Fachschafts-Vertreter verleihen den Studierenden eine Stimme in der Fakultäts- und Universitätsleitung und sie bringen innovative Ideen und wertvolle Rückmeldungen aus der Studierendenschaft in die Entscheidungsfindung der Universitätsgremien ein. Darüber hinaus hat das ehrenamtliche Engagement aber auch für die Studierendenvertreter selbst wertvolle Vorteile. Sie können Management-Erfahrung sammeln, Verhandlungsgeschick erwerben und sich zu Führungspersönlichkeiten entwickeln. Dies wird auch später auf dem Arbeitsmarkt honoriert.“
Annemarie Decker (21 Jahre), 6.Semester Agrarwissenschaften, Universität Hohenheim: „Aufgewachsen bin ich auf einem Milchvieh- und Ackerbaubetrieb in der Nähe von Rothenburg ob der Tauber in Mittelfranken, weshalb ich seit meiner Kindheit sehr eng mit der Landwirtschaft in Verbindung stehe und mich somit für eine Ausbildung und berufliche Zukunft in diesem abwechslungsreichen Sektor entschieden habe. Durch unser Dorfleben habe ich schon viel von ehrenamtlicher Arbeit miterlebt. Seit meiner Schulzeit bin ich ein Teil der evangelischen Landjugend, in der ich einige Zeit in der Vorstandschaft tätig war und auch heute noch mit der Jugend aus dem Dorf zu einem aktiven Dorfleben beitrage. Auch das Mitwirken im Musikverein und das Orgelspielen in der Gemeinde machen mir sehr viel Spaß. In meinem Studium wurde mir schnell bewusst, dass ich neben dem eigentlichen Studium auch noch anderweitig tätig sein und Erfahrungen sammeln möchte. Deshalb bin ich im ersten Semester in die Fachschaft eingetreten und durfte ab dem 3. Semester für ein Jahr die Studierenden als zweite Vorsitzende vertreten. Im Moment setzte ich mich in der Studienkommission, im Fakultätsrat und in einer Berufungskommission für die Meinung der Studierenden ein und versuche mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen Themen umzusetzen, die zum Wohl der Studierenden beitragen. Seit wenigen Jahren gibt es in Hohenheim auch das Junge DLG-Team, in dem ich zusammen mit anderen Teammitgliedern Veranstaltungen rund um das Thema Landwirtschaft organisiere, Öffentlichkeitsarbeit leiste und viele interessante Persönlichkeiten deutschlandweit kennenlernen darf. Das DLG-Team ist für mich ein super Netzwerk, bei dem man sich mit erfahrenen Menschen aus der Agrarbranche austauschen kann. In meinem weiteren Studienverlauf und in der Zukunft möchte ich mich weiterhin ehrenamtlich engagieren, da ich mich gerne für andere Menschen einsetze und das politische Diskutieren spannend finde. Diese Zeit ist für mich eine sehr wertvolle Zeit, da ich tolle Erfahrungen sammeln, für’s Leben lernen und mein Netzwerk erweitern kann.“
Theresia Kübler 6. Semester Agrarwissenschaften, Universität Hohenheim: „Seit ich denken kann, arbeite ich auf dem Bio- Hof meiner Eltern, der im Kreis Waldshut liegt, mit. Während meiner Schulzeit habe ich mich als Ministrantin und später als Oberministrantin engagiert. Hier in Hohenheim bin ich seit meinem ersten Semester im Arbeitskreis Ökologischer Landbau (AKÖ) aktiv. Ein Jahr später bin ich dann zur Fachschaft Agrar und später kam das Engagement im Jungen DLG Hochschulteam dazu. Im Moment bin ich darüber hinaus als gewählte Vertreterin des Studierendenparlaments (StuPa) und als Umweltreferentin im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) aktiv. Im Rahmen meines Engagements für den AKÖ, die Fachschaft Agrar und im Jungen DLG Hochschulteam steht für mich im Vordergrund, Vorträge, Tagungen und Exkursionen zu organisieren, die es uns Studierenden ermöglichen mit unserem theoretischen Wissen über den Tellerrand hinaus in die Praxis zu blicken. Mit diesen Veranstaltungen möchte ich eine Plattform schaffen, die es uns ermöglicht uns kritisch mit verschiedenen Konzepten in verschiedenen Gebieten auseinandersetzen und die Vor- und Nachteile zu diskutieren. Beispielsweise hatte ich mit Kommilitonen zusammen eine fünftätige Exkursion mit dem Titel „Quer durch den Norden- Innovative Landwirtschaft im Blickpunkt“ im Juni diesen Jahres organisiert. Die einzelnen Ziele der Exkursion hatten wir sorgfältig ausgewählt und zum Teil übertrafen diese auch unsere Erwartungen. Besonders bereichernd waren allerdings die Diskussionen im Bus, die während der Fahrt zum nächsten Exkursionsziel zwischen den Teilnehmern stattfanden. Nach dem Studium möchte ich mich gerne weiterhin ehrenamtlich engagieren, da es mir diese Arbeit große Freude bereitet und man immer wieder auf interessante Menschen trifft."
Einen Artikel über ehrenamtliches Engagement im Studium finden Sie in Kalenderwoche 30 im Heft.
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