Landwirte erinnern sich
- Veröffentlicht am
Das wollten die beiden Filmemacher Ernst Matthiesen und Marion Wilk aus der Elbe-Weser-Region genauer wissen - und haben kurz entschlossen einen Dokumentarfilm darüber gedreht. Dafür mussten sie aber zunächst auskunftsfreudige Zeitzeugen in Norddeutschland suchen - und von denen gibt es nicht mehr all zu viele. Einer von ihnen kommt aus dem Oldenburger Land - der 79-jährige Landwirt und Hofladenbetreiber kann sich noch ganz genau an seinen großen Trecker-Traum von damals erinnern:
„1941, da waren wir der erste Betrieb im Dorf, der einen Schlepper hatte. Und ab 1950 nach dem Krieg, da kamen die meisten Betriebe hinterher, die dann auch einen Schlepper hatten. Da ging es dann los mit 15, 20 PS - und die größten Schlepper der damaligen Zeit hatten 30 PS. Und dieser 30er Deutz, der hatte einen so schönen satten Klang - also, da haben wir immer so ein bisschen neidisch hingeguckt!“.
Was für den einen der Deutz, war für den anderen der Porsche - bei dem kommt der 84-jährige Landwirt und Lohnunternehmer aus der Lüneburger Heide jedenfalls immer noch ins Schwärmen: „Dieser Porsche, 30 km schnell - da waren wir Jungs hin und weg und haben unseren Vater natürlich gelöchert! Er hat dann auch relativ schnell zugesagt und den gekauft. Man saß oben, schaute auf die unten laufenden Menschen herab - und fühlte sich wie ein König!“.
An einen ganz anderen Trecker erinnert sich der der 83-Jährige Landwirt aus dem Landkreis Rotenburg/Wümme: an den 20 PS starken Lanz Bulldog, den sein Vater 1938 gekauft hatte. Nachdem ein Klempner die kaputte Heizlampe gelötet hatte, löste sich beim ersten Neustart in der Scheune plötzlich das Zinn: „Da war ein Liter Benzin in der Heizlampe drin und da wurde Druck aufgepumpt - und in dem Moment kam da das Benzin raus und flog bei uns im Stall umher! Und dann brannte oben schon der Hafenhaufen und das Feuer, das flog durch die Dachpfannen!“. Damals ein großer Schock - heute kann der 83-Jährige darüber lachen.
„Als der Trecker kam - norddeutsche Landwirte erinnern sich“ nennt sich der ambitionierte Dokumentarfilm, hinter dem die beiden Journalisten und Filmemacher Ernst Matthiesen und Marion Wilk stehen, die sich intensiv auch mit „grünen“ Themen und Treckern beschäftigen: so betreiben sie nebenher auch das Videoportal „Treckerlust“ auf YouTube und haben vor zwei Jahren eine 12-teilige Milchbauern-Doku produziert:
„Wir sind fest davon überzeugt, dass es gerade in diesen Zeiten wichtig ist, Themen aus der kleinbäuerlichen Landwirtschaft engagiert aufzugreifen und damit etwas anzustoßen - und mit unserem neuen Dokumentarfilm möchten wir dazu beitragen, den historisch einmaligen Wechsel in der Landwirtschaft in Erinnerung zu halten!“, so der Filmemacher Ernst Matthiesen. Und seine Partnerin ergänzt: „Die Erfahrungen und Erlebnisse der Landwirte haben uns tief beeindruckt! Man kann gar nicht genug Hochachtung haben, wenn man sich klar macht, unter welch schwierigen Verhältnissen die Menschen damals auf dem Land gelebt und gearbeitet haben - das sollte nie vergessen werden!“.
Der 55-minütige Dokumentarfilm, der ab sofort auf DVD erhältlich ist und zusätzlich für Veranstaltungen gebucht werden kann, zeigt übrigens auch alte Privatfotos und historisches Filmmaterial. Weitere Infos, Buchungen und Bestellungen direkt bei den Filmemachern unter www.mawi-media.de oder telefonisch unter 04285 – 555 1665.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.