Marmorierte Baumwanze mit großem Schadpotenzial
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Die Marmorierte Baumwanze hat ein breites Nahrungsspektrum: Unter den über 200 weltweit bekannten Wirtspflanzen befinden sich viele wichtige Kulturpflanzen wie Stein-, Kern- und Beerenobst, aber auch Gemüse, Mais oder Soja, wie das Versuchzentrum Laimburg in einer Pressemitteilung schreibt. „Wie groß die Gefahr für den Südtiroler Obstbau tatsächlich ist, ist derzeit noch nicht abschätzbar“, erklärt Klaus Marschall, Leiter des Instituts für Pflanzengesundheit am Versuchszentrum Laimburg. Aus diesem Grund ist die Marmorierte Baumwanze aktuell eines der zentralen Forschungsaktivitäten. „Damit man einen Schädling gezielt regulieren kann, gilt es zuallererst dessen Biologie und Verhaltenzu verstehen. Wir müssen also zuerst einmal untersuchen, wo sich die Baumwanze bevorzugt ansiedelt, welche Kulturen sie befällt und welche Faktoren gegeben sein müssen, damit sie sich fortpflanzt und verbreitet“, betont der Experte.
Austausch unter Experten und Mithilfe der Bürger
Hilfreich bei dieser Arbeit ist auch der wissenschaftliche Austausch mit Fachkollegen aus anderen Regionen und Ländern innerhalb Italiens und mit der Schweiz, wo die Marmorierte Baumwanze bereits schon länger beobachtet wird als in Südtirol. Anhand der dort gewonnenen Erkenntnisse und Beobachtungen hinsichtlich Biologie und Verhalten sowie erprobter Bekämpfungsstrategien können die Experten am Versuchszentrum Laimburg wichtige Ansätze für Südtirol entwickeln.
Um Aufschluss über die effektive Ausbreitung der Wanze auf Landesebene zu erhalten, hat das Versuchszentrum Laimburg gemeinsam mit anderen Institutionen ein intensives Monitoringprogramm gestartet, in dem ausgewählte Flächen periodisch mit Hilfe von Lockstofffallen und visuellen Kontrollen beobachtet werden. Darüber hinaus wird seit Mai vergangenen Jahres die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Sie soll melden, wenn irgendwo Baumwanzen auftreten. Bislang wurden 32 Funde angezeigt, die zu wertvollen Erkenntnissen zum Auftreten des Schädlings im Land geführt haben. „Diese Daten aus der Bevölkerung und die Ergebnisse unseres Monitorings zeigen, dass sich die Besiedlung der Baumwanze im Vergleich zum Vorjahr 2017 deutlich ausgeweitet hat“, berichtet Stefanie Fischnaller von der Arbeitsgruppe „Entomologie“. Bislang Den Auwertungen zufolge wurde der Schädling vorrangig in Talllagen gesichtet, einzelne Meldungen gab es aber auch für Lagen von über 800 m Meereshöhe. Etwa 25 Prozent der Beobachtungen stammen aus landwirtschaftlichen Nutzflächen, wie Apfelanlagen oder Weingärten; zum Herbst hin wurden die Tiere vermehrt im Gebäudeinneren beobachtet. Weitere Hinweise aus der Bevölkerung werden gerne entgegen genommen
Zwei Wanzengenerationen pro Jahr möglich
Die Marmorierte Baumwanze wurde unter anderem auf Granatäpfeln, Wilden Reben und Zitrusfrüchten im Garten, an Hausmauern oder an Tomaten- und Paprikapflanzen auf Terrassen gefunden. Mithilfe der Beobachtungen aus der Bevölkerung konnten darüber hinaus auch erste Wirtspflanzen des Schädlings in Südtirol identifiziert werden, wie etwa Ahorn oder Götterbaum, die wichtige Nahrungsressourcen für die Wanzen darstellen und an der starken Populationszunahme beteiligt sein könnten. In den Monaten August und September erhöhte sich die Anzahl an Meldungen deutlich.
Mithilfe von Freilandkäfigen haben die Forscher des Versuchszentrums Laimburg die Biologie des Schädlings im Jahr 2018 genauer untersucht. „Unsere Untersuchungen bestätigen die Annahme, dass im Südtiroler Unterland gute Bedingungen für die Wanze herrschen. Hier können sich sogar zwei Generationen pro Jahr entwickeln, die in der späteren Vegetationsperiode zur selben Zeit aktiv sind, was wiederum zu einer raschen Populationszunahme innerhalb eines Jahres führen könnte,“ erläuterte Stefanie Fischnaller. „Dies könnte unter Umständen auch zu einem vermehrten Einflug der Wanze in landwirtschaftliche Kulturen führen, wobei innerhalb der Apfelanlagen bisher nur eine geringe Vermehrung des Insektes beobachtet wurde.“ Eine wichtige Frage, der die Experten des Versuchszentrums Laimburg nun nachgehen werden, ist, ob sich die Wanze weiter ausbreitet, auch höhere Lagen besiedelt werden und welche ihre bevorzugten Wirtspflanzen sind.
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