Mit natürlichem Gegenspieler gegen die Marmorierte Baumwanze
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Am Versuchszentrum Laimburg wird der Schädling seit 2016 untersucht. „Um eine wirksame Strategie zur Bekämpfung der Wanze entwickeln zu können, mussten wir erst einmal Verhalten und Biologie der Wanze ergründen“, erklärt der Leiter des Instituts für Pflanzengesundheit am Südtiroler Versuchszentrum Laimburg, Klaus Marschall.
Bislang nur Insektizide und Netze zur Abwehr
Auf der Grundlage der gewonnen Erkenntnisse über das Verhalten des Schädlings wurden am Institut für Pflanzengesundheit in einem zweiten Schritt verschiedene Maßnahmen zu dessen Regulierung getestet. Bislang stützten sich die Maßnahmen zur Regulierung der Marmorierten Baumwanze in Südtirol, aber auch in den anderen betroffenen Regionen auf den Einsatz chemischer Insektizide und die Verwendung von Insektenschutznetzen. Langfristig sind jedoch nachhaltigere Strategien wie die biologische Bekämpfung mittels eines natürlichen Gegenspielers notwendig und wünschenswert.
In Asien wird die Marmorierte Baumwanze auf natürliche Art und Weise, nämlich durch bestimmte Parasitoide wie die Samurai-Wespe (Trisssolcus japonicus), in Schach gehalten. Dieser „natürliche Gegenspieler“ aus dem ursprünglichen Verbreitungsgebiet des Schädlings in Asien soll nun auch hierzulande eingesetzt werden, um die Populationsdichte der Baumwanze auch in Südtirol soweit zu verringern, dass diese keine Gefahr für die heimischen Kulturen mehr darstellt. „Erste Laborversuche in der Schweiz, China oder den USA haben ergeben, dass die Samurai-Wespe 90 bis 100 Prozent der Eier der Baumwanze parasitieren kann“, berichtet Entomologin Silvia Schmidt.
Nachzucht und Freisetzung der Samurai-Wespe
Was bisher im Labor versucht wurde, soll im Sommer 2020 dann auch im Freiland glücken. „Bei der Samurai-Wespe handelt es sich um einen etwa zwei Millimeter kleinen eierfressenden Parasitoiden, der die Eigelege der Marmorierten Baumwanze parasitiert. Er legt seine Eier in den Eigelegen der Baumwanze ab und hindert diese so daran, sich zu vermehren“, erklärt Expertin Martina Falagiarda von der Arbeitsgruppe Entomologie.
Um die Samurai-Wespe erfolgreich freisetzen und damit ihre Ansiedelung in Südtirol fördern zu können, muss das Insekt nachgezüchtet werden. Dies ist seit Mai 2020 in Italien erlaubt und wird vom nationalen Pflanzenschutzdienst und vom nationalen Forschungsinstitut CREA (Consiglio per la ricerca in agricoltura e l’analisi dell’economia agraria) koordiniert. Für die Autonome Provinz Bozen – Südtirol ist das Versuchszentrum Laimburg mit der Nachzucht der Samurai-Wespe zwecks biologischer Regulierung der Marmorierten Baumwanze beauftragt worden.
Für die Nachzucht der Samurai-Wespe braucht es – ironischerweise – den Schädling selbst, also Marmorierte Baumwanzen. Diese Wanzen werden am Versuchszentrum Laimburg gezüchtet, damit sie Eigelege produzieren, die die Samurai-Wespe parasitieren und sich so vermehren kann. Je mehr Eier der Marmorierten Baumwanze zur Verfügung stehen, umso größer die Anzahl vermehrter Parasitoide, die zur Bekämpfung der Marmorierten Baumwanze im Feld freigesetzt werden können.
Anfang Mai ist das erste für die Nachzucht der Samurai-Wespe erforderliche Vermehrungsmaterial über den Pflanzenschutzdienst Bozen am Versuchszentrum Laimburg eingetroffen: “Wir haben zwölf durch die Samurai-Wespe parasitierte Eigelege der Marmorierten Baumwanze erhalten und Mitte Mai außerdem noch 25 erwachsene Tiere der Samurai-Wespe. Damit können wir mit der Nachzucht beginnen”, erklärt Martina Falagiarda.
Ab Juni 2020 soll die Samurai-Wespe freigesetzt werden, um deren Ansiedlung in Südtirol zu fördern und damit eine nachhaltige Regulierung der Marmorierte Baumwanze zu ermöglichen. Dazu wird der Gegenspieler in kleinen Röhren in den Obstbäumen oder nahe Feldern platziert, von wo aus sie die Eier der asiatischen Wanze angreift und parasitiert.
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