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Arbeitskalender Weinbau

Tipps für den Juli

Im Sommer gibt es einiges zu tun im Weinberg. Jetzt im Juli/August ist noch mal ein Zeitfenster für die Begrünungsaussaat. Hier die aktuellen Weinbautipps:
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Nach dem letzten Pflanzenschutz können Begrünungen in die Weinberge eingesäht werden. Diese gut planen und vorbereiten.
Nach dem letzten Pflanzenschutz können Begrünungen in die Weinberge eingesäht werden. Diese gut planen und vorbereiten.Tim Ochßner
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Stresschlorose

Einzelne Anlagen zeigen in diesem Jahr verstärkt wieder gelbe Aufhellungen von der Triebspitze her. Häufig handelt es sich hierbei um Chlorose, ausgelöst durch die extremen Witterungs- und Wachstumsbedingungen. Bei normalem Wetter verschwindet diese Chlorose wieder. Stöcke mit stärkeren Schäden und Nekrosen an den Blättern sollten aber vorsorglich mit Eisenchelaten oder Eisencitraten als Blattdünger im Rahmen der Pflanzenschutzmassnahmen behandelt werden. Stärkere Chlorosestöcke und Chloroseplatten auf jeden Fall markieren und zum Lanzen vorsehen. Es stehen spezielle Chelate (zum Beispiel Basafer, Sequestren 138 Fe Granulat oder Rexene 654 Fe-K Granulat) zum Lanzen der betroffenen Stöcke zur Verfügung. In der Regel wird das Lanzen im zeitigen Frühjahr durchgeführt.

Pflege von Junganlagen

Die jungen Triebe sind regelmäßig anzubinden und bis auf Stammhöhe auszugeizen, damit für das nächste Jahr ein ausreichend gerader und wundenfreier Stamm zur Verfügung steht. Die jungen Reben sind wöchentlich mit einem zugelassenen Fungizid gegen Peronospora zu behandeln. Bei extremem Trockenstress die Jungreben unbedingt bewässern. Aufgrund der aufgetretenen Probleme mit Kräuselmilben sollte der Spritzung Netzschwefel (0,2 Prozent) zugesetzt werden und Raubmilben über Ausbrechlaub aus Spenderanlagen angesiedelt werden. In zweijährigen Anlagen sollte eine Überlastung der jungen Reben verhindert werden. Die reichlich angesetzten Trauben auf ein für den Stock erträgliches Maß reduzieren. Edelreiswurzeln sind unbedingt zu entfernen. Nach der Pflanzung von Junganlagen bitte auf ausreichenden Erosionsschutz der frisch bearbeiteten Flächen achten. Hier leisten Strohabdeckungen/Strohriegel oder zeitnah eingesäte Begrünungen wertvolle Hilfe.

Stiehllähme

Aufgrund der sehr verzettelten Blüte und auch wegen der kalten Nächte während der Blüte ist ein erhöhtes Stiellähmerisiko zu befürchten. Vor allem Riesling aber auch die Burgundersorten und die Dornfelderabkömmlinge haben eine starke Tendenz für Stiellähmebefall. Hier sollte mit magnesiumhaltigen Blattdüngern wie Epson Microtop oder Bittersalz gegengehalten werden. Bei späten Behandlungen magnesiumoxidhaltige Präparate (Falnet/Lebosol Magnesium 500) einsetzen.

Bodenpflege

Die begrünten Anlagen sind bei Trockenheit zu mulchen. In nicht begrünten Anlagen sollte die Unkrautbekämpfung mit Gänsefußscharen stattfinden. Auf die Fräse ist aus Erosionsschutzgründen zu verzichten. Die Bodenbearbeitung wird nur flach (3 bis 5 cm) durchgeführt, um ein Austrocknen des Bodens zu verhindern. Nach der letzten Pflanzenschutzmaßnahme muss der Weinberg nicht mehr befahren werden. Bei entsprechender Witterung bietet sich die Möglichkeit, eine Begrünung neu einzusäen oder umzustellen. Damit der neuen Ansaat gute Startbedingungen zur Verfügung gestellt werden, sollten einige Dinge beachtet werden:

  1. Ausreichende Humusversorgung vor Einsaat der Begrünung. Humus setzt langsam und beständig Nährstoffe frei. Er erhöht die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge und verbessert die biologische Aktivität. Außerdem wirkt er sehr positiv auf das Bodengefüge und die Wasserhaltekraft. So werden Auswaschungsverluste von wertvollen Nährstoffen minimiert. Humusgehalte von 2 Prozent sollten angestrebt werden. Als Humuslieferanten stehen die verschiedensten Materialien, wie zum Beispiel Stallmist, Stroh, Hühnermist, Rhizinusschrot und auch Rapsschrot zur Verfügung. Auf jeden Fall sind solche Humusgaben bei der Nährstoffversorgung mit zu berücksichtigen (abzüglich des Ansaatbedarfes der neuen Begrünung). Ein Anheben des Humusgehaltes ist auch über Teilzeitbegrünungen als Vorbereitung zur Dauerbegrünung möglich. Besitzt der Boden vor der Einsaat der Dauerbegrünung einen hohen Humusgehalt, ist die Konkurrenz der Begrünungspflanzen (Wasser und Nährstoffe) wesentlich geringer, da der Versorgungspool erheblich besser strukturiert ist. In humusarmen Böden wirken Begrünungseinsaaten bei entsprechender Witterung als direkter Stressfaktor. 
  2. Saatbeetbereitung. Ein ebenes Saatbeet lässt die entstehende Begrünung besser befahren. Die Saatgutablage lässt sich wesentlich präziser durchführen. Durch das entsprechende Saatbeet werden auch die entsprechend ausgebrachten Samen besser auflaufen, da die Konkurrenz der Wildkräuter geschwächt ist. Beachten Sie bitte bei der Saatbeetbereitung die Erosionsgefahr. Schnell deckende Begrünungspflanzen sind vorzuziehen. 

Auswahlkriterien zur Wahl der Begrünung 

Die Einsaat der Begrünung im Juli/August hat den Vorteil, dass die Begrünung nicht gleich befahren werden muss. Zur Durchführung sollte genügend Wasser und Wärme für gutes Wachstum der Begrünung vorhanden sein. Zu diesem Saatzeitpunkt ist nur eine geringe Nährstoffkonkurrenz zwischen Rebe und Begrünung vorhanden. Entsprechende Einsaaten sind zielgerichtet zu planen. Die Vorteile der richtig geführten Begrünung sind hinreichend bekannt. In jedem Fall bei der Auswahl der Begrünungen die Zielrichtung der Einsaat im Blick behalten. 

Erosionsschutz über den Winter

Liegt die Fläche in einem erosionsgefährdeten Trockengebiet, so eignet sich die rechtzeitige Ansaat einer winterharten Gründüngung, wie zum Beispiel Kleegrasmischung oder Weidelgras, sowie Roggen eventuell mit Wicken oder Winterrübsen. Da die Rebzeilen den Boden beschatten, sollten solche Winterbegrünungen möglichst früh eingesät werden, da sie deutlich langsamer wachsen als im Ackerbau. Reine Einsaaten zum Erosionsschutz dürften im Weinbau eher selten angewandt werden.

Stickstoffversorgung oder Stickstoffaufbau 

Leguminosen können Stickstoff fixieren und bilden verhältnismäßig viel Biomasse. Die beste Stickstoffversorgung bringen reine Leguminosenbestände, zum Beispiel Erbsen, Ackerbohnen oder Steinklee-Luzerne-Mischungen. Dichte Leguminosenbestände (jede zweite Zeile eingesät), die bis zur Blüte stehen bleiben, können bis zu 60 kg Stickstoff pro ha für die Reben fixieren, reine Leguminosen vor der Blüte gemäht circa 10- 20 kg N/ha. 

Stickstoffkonservierung 

Für die Stickstoffkonservierung in der Folgekultur sind schnell wachsende Arten, insbesondere Grünhafer, Grünroggen oder Senf und Rübsen am besten geeignet. Speziell Ölrettich kann tiefe Bodenschichten erschließen und verlagerten Stickstoff wieder zurückgewinnen. Es gelangen zurzeit etliche neue Arten als Zwischenfrüchte in den Anbau. Dazu gehören Sudangras, Sandhafer oder Guizotia (Ramtilkraut), die schnell auflaufen und zum Teil auch sehr trockenresistent sind. Die Erfahrung wird zeigen, welche sich bewähren.

Humusaufbau im Bestand

Krautige Arten von Leguminosen führen zu großen Teilen dem Boden Humus zu. Eine ausreichende Versorgung des Bodenlebens mit organischer Materie ist Voraussetzung für eine positive Humusbilanz. Für den Humusaufbau eignen sich Kleegrasmischungen mit einer Standdauer von mindestens 1,5 Jahren am besten, da sie den Boden in der ganzen Tiefe gut und intensiv durchwurzeln. Idealerweise wird die Mischung regelmäßig gemäht. Gräser fördern durch stärkere Bodendurchwurzelung und langsameren Strohabbau den Humusaufbau stärker. In trockenen Lagen sind Luzernemischungen am besten. Nur wenn eine Gründüngung länger als ein Jahr steht, bringt sie auch längerfristig etwas für den Boden. 

Tiefenlockerung

Hierfür kommen Ölrettich oder mehrjährig angebaute Luzerne in Frage.  Der Boden muss vorher mit einem passenden Grubber tief gelockert werden, damit die Wurzeln der Gründüngungspflanzen die tieferen Bodenschichten leichter erschließen und die neuen Poren anschließend stabilisieren können (Lebendverbauung). Auch Ölrettich braucht für gute Effekte eine genügend lange Kulturzeit von mindestens vier Monaten, da er anders als im Ackerbau aufgrund der Beschattungssituationen im Weinbau langsamer wächst.  Lupinen und Ackerbohnen können, neben anderen tiefwurzelnden Leguminosen, ebenfalls für eine tiefe Bodendurchwurzelung genutzt werden.

Mobilisierung anderer Nährstoffe 

Kalium ist ein essentielles Nährelement und wird für sehr viele Stoffwechselfunktionen benötigt, bei denen Enzyme beteiligt sind. Zudem spielt es für die Schließzellenaktivität eine wichtige Rolle und erhöht die Wassernutzungseffizienz. Ungenügende Kaliumversorgung hat Wasserstress zur Folge, was wiederum die Nährstoffaufnahme in ihrer Gesamtheit negativ beeinflusst. Besonders Leguminosen können Kalium höher mobilisieren. Versuche aus der Schweiz haben gezeigt, dass Luzerne die Fähigkeit hat, schwer mobilisierbares, nicht austauschbares Kalium aufzunehmen [Norouzi et Khademi 2010]. Allerdings ist diese Fähigkeit extrem abhängig von dem zur Verfügung stehenden Wasser. Die Phosphorversorgung im deutschen Weinbau dürfte nur eine untergeordnete Rolle spielen. Allerdings besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Reben bei der Einsaat von Leguminosen via Mykorrhiza auf die schwerer verfügbaren Phosphatreserven in der Austauschmatrix zugreifen können. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass in Böden mit erhöhter biologischer Aktivität bei ausreichender Feuchtigkeit die Reservemengen wichtiger sind als die in der Bodenlösung enthaltenen Nährstoffe. 

Unkrautunterdrückung/Krankheitsvermeidung

Häufig positiver Nebeneffekt einer Begrünung im Weinbau ist die Unterdrückung der Samenunkräuter durch schnell wachsende Einsaaten. Mehrjährige Unkräuter, wie Disteln und Winden können am besten mit mehrjährigen Kleegrasbeständen zurückgedrängt werden. Mit dem verstärkten Auftreten der Schwarzholzkrankheit (bois noir) hat die Zusammensetzung der Begrünung auch einen pflanzenschützenden Aspekt erhalten. Brennnesseln können durch gezielte Begrünungen wirksam unterdrückt werden.

Biodiversifizierung

Unterschiedlich blühende Pflanzen, Botenstoffe aus Wurzeln und Symbiosen mit Knöllchenbakterien führen zu artenreichen Lebensgemeinschaften sowohl im ober- als auch im unterirdischen Bereich. Schlagkräftigere Nützlingspopulationen bringen eine höhere biologische Aktivität und lassen auch robustere und aktivere Reben erwarten.


Allgemein kann ausgesagt werden, dass eine vielfältige tiefwurzelnde Begrünung einer reinen Graseinsaat vorzuziehen ist. Die Aussaatstärken variieren sehr stark von Gemenge zu Gemenge, so dass die Gebrauchsanweisungen beachtet werden müssen
 

Noch mehr Arbeitshinweise lesen Sie in BWagrar 26/2022.

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