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Erfahrungen mit Xenia®

Obwohl Birnen Jahr für Jahr in den Top-Ten der meistgekauften Obstarten in Deutschland auftauchen, ist der Anteil im Anbau hierzulande gering. Doch in den letzten Jahren ist das Interesse am Birnenanbau gewachsen und das hat in erster Linie mit einer Sorte zu tun, die als Marke unter dem Namen Xenia im Handel erhältlich ist. Erfahrungen im Anbau mit der Birne am Bodensee, die in den letzten Jahren gemacht wurden, sind nachfolgend zusammengefasst.

Unterlagen: Die Sorte besitzt ein mittelstarkes Wachstum mit guten Verzweigungseigenschaften. Xenia® wird auf Quitte C, Adams und Eline angebaut. Ein Zwischenstamm mit Vereinsdechant oder Gellerts Butterbirne ist erforderlich, alternativ kann Conference als Zwischenstamm bei Quitte Eline und Adams verwendet werden.

Mit Quitte Eline wurden in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen gemacht. Die Unterlage weist eine höhere Frosttoleranz auf, ist allerdings anfälliger bei Trockenstress. Das Wachstum kann als etwas stärker als Quitte C eingestuft werden. Quitte Adams empfiehlt sich vor allem auf Standorten mit schlechteren Bodenverhältnissen.

Auf das Pflanzmaterial kommt es an

Xenia® kann als klassische Spindel oder wie hier im Bild als Zweiasthecke erzogen werden.
Erziehung: Xenia® kann als klassische Spindel oder als Zweiasthecke erzogen werden. Die Wahl des richtigen Pflanzmaterials ist entscheidend. Für eine Zweiasthecke sollten möglichst tief verzweigte Bäume mit zwei gleich starken Grundästen ausgewählt werden. Bei einem Reihenabstand vom 3,2 m ist ein Pflanzabstand von 1,2 bis 1,3m zu empfehlen. Bei der klassischen Spindel bieten sich Bäume mit guter Verzweigung, vergleichbar mit einem Apfel Knipbaum, an. Diese werden bei einem Reihenabstand von 3,2 m je nach Qualität des Ausgangsmaterial zwischen 0,9 und 1,1 m Pflanzabstand gepflanzt. Ein Joch ist für den rechtzeitigen Ertragseintritt bei der Spindelerziehung notwendig. In puncto Arbeitswirtschaftlichkeit ist die Zweiasthecke vorteilhaft.  

Die Sorte blüht sehr früh, in etwa mit Alexander Lucas, was sie etwas anfällig für Blütenfröste macht. Bei stärkeren Frostschäden ist nach Anwendung von Gibberellinen dennoch ein guter Ertrag möglich.
Blüte, Ertragsverhalten und Fruchtbehangsregulierung: Xenia® ist eine produktive Sorte mit mittleren bis hohen Erträgen. Die Sorte blüht sehr früh, in etwa mit Alexander Lucas. Im Jahr 2024 war dies am Bodensee Anfang April. Bei hoher Blühintensität dauert die Blüte aufgrund des stark blühenden einjährigen Holzes lange. Die frühe Blüte bietet eine mäßige Anfälligkeit für Blütenfrost. Bei stärkeren Blütenfrostschäden ist mit der Anwendung von Gibberellinen zur Fruchtansatzförderung und Förderung der Parthenokarpie noch ein guter Ertrag möglich.

Eine optimale Befruchter-Sorte wurde für Xenia® bisweilen noch nicht gefunden. Häufig empfohlen werden Gräfin Gepa und Pollynia 2, teils auch Harrow Delight. Strittig ist, ob Xenia® in kleinstrukturierten Anbauregionen einen Befruchter benötigt.

Fruchtansatz in der Jugendphase stärken

Der Fruchtansatz nach der Pflanzung stellt in den ersten vier bis fünf Jahren nicht immer zufrieden. Der bedachte Einsatz von GA3 und GA 4/7 ist in der integrierten Produktion für einen zeitigen Ertragseintritt wichtig. In der Jungendphase können Befruchter-Sorten förderlich sein. Nachdem der Standraum ausgefüllt und die Bestände physiologisch ausgeglichen sind, ändert sich das Fruchtansatzverhalten und der natürliche Fruchtansatz wird stärker. Die Anwendung von Gibberellinen kann in Abhängigkeit von Blühstärke und Blühbedingungen reduziert werden. Ab einer Standzeit von etwa sechs bis sieben Jahren muss aufgrund von erhöhtem Fruchtbehang mittels chemischer Ausdünnung nachreguliert werden.

Während in den ersten Standjahren die Gefahr übergroßer Früchte besteht, kann es in Vollertragsanlagen dann ein Risiko für zu kleine Kaliber geben. Für die chemische Fruchtausdünnung ist das 6-BA Produkt Exilis 100 XL und Brevis mit Wirkstoff Metamitron zugelassen. Seit Anfang des Jahres sind zwei Ethephon-Produkte (Grassrooter und Vitoval) zur Förderung der Blütenbildung ab Blühende bis zu einem Fruchtdurchmesser von 40 mm zugelassen. Bei leichtem Überbehang ist mit 6-BA ein guter Ausdünnerfolg zu erzielen. Mit den jetzt zugelassenen Ethephon-Produkten kann man eine Wirkungsverstärkung in Kombination mit 6-BA erreichen.

6-BA sollte bis zu einer Fruchtgröße von 12 mm eingesetzt werden. Bei dieser Fruchtgröße lässt sich die natürliche Differenzierung nur erahnen. Wird dieser Termin verpasst, verbleibt die Möglichkeit Metamitron bis zu einer Fruchtgröße von etwa 16 mm anzuwenden. Bei deutlich zu hohem Fruchtbehang können unter Beachtung der bei Äpfeln bekannten Effekte bestimmter Witterungsbedingungen für Metamitron mit reduzierter Aufwandmenge gute Ausdünnerfolge erzielt werden.

Wachstum in Balance halten

Xenia® hat eine mittlere Anfälligkeit für Alternanz. Bei zu starkem Wachstum ist die Gefahr des Alternierens neben dem übermäßigen Einsatz von Gibberellinen groß. Die richtige Wachstumsbalance ist gefragt. Zu starkes Wachstum sollte rechtzeitig mit einem Wurzelschnitt gebremst werden. Zu schwaches Wachstum oder sogar eine Wuchsdepression ist weitaus ungünstiger, da Xenia® in der Folge eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten zeigt.

Schnitt: Um der oben beschriebenen Problematik von kleinen Fruchtkalibern in Altanlagen entgegenzuwirken, wird bei Xenia® der sogenannte Klik-Schnitt durchgeführt. Bei abhängendem Holz sind die Blütenknospen schwach, der Fruchtbehang und die Fruchtqualität sind schlecht. Daher muss das Augenmerk auf aufrechtes, fruchtendes Holz gelegt werden. Einjährige Triebe mit gutem Triebwachstum werden halbiert. Diese halbierten Triebe sollen als stabiles, aufrechtes, mehrjähriges Fruchtholz herangezogen werden. Triebe am mehrjährigen Holz werden auf drei bis vier Augen eingekürzt. Ziel ist es, die mehrjährigen Äste möglichst lange fruchtend und in richtiger Balance vital zu halten. Zu starke, vegetative Triebe und abgetragenes Holz werden auf einen Zapfen entfernt. Beim Klik-Schnitt ist darauf zu achten, dass das Wachstum in den ersten drei bis vier Jahren nicht zu stark ist, ansonsten mindert dies die Fruchtbarkeit.

Auf den Ohrwurm als Nützling setzen

Pflanzenschutz: Mit dem Zulassungsende des Wirkstoffes Spirotetramat (Movento SC 100) wird die Birnblattsaugerbekämpfung spätestens ab Ende der Aufbrauchfrist eine Herausforderung. Vergleicht man die Birnblattsaugeranfälligkeit von Xenia® mit Conference, so hat sich gezeigt, dass Xenia® weniger anfällig ist, da weniger Individuen den Baum befallen. Der wirtschaftliche Schaden durch den infolge von Honigtau entstehenden Rußtau ist bei einem Befall mit Birnblattsauger groß, da in der Vermarktung nahezu eine Nulltoleranz gilt. Aufgrund mangelnder Alternativen zu Spirotetramat steht zukünftig die Förderung von Nützlingen, allen voran der Ohrwurm und der Einsatz von biologischen Pflanzenschutzmitteln im Vordergrund.

Aufgrund der frühen Blüte, zunehmender Spätfrostgefahr, nassen Blühbedingungen und einer hohen genetischen Anfälligkeit gegenüber Blütenbrand (Pseudomonas syringae) ist der Infektionsdruck in den Anlagen groß. Gegen das Bakterium kann nur prophylaktisch behandelt werden. Baumvitalität, regelmäßige Applikationen von Kupferpräparaten bis zum Blühbeginn und GA3 können den Befall verringern. Eine effektive Bekämpfung erfolgt nicht. Der Baum erholt sich nach der Blüte, befallene Blüten beziehungsweise kleine Früchte werden jedoch abgestoßen.

Für Feuerbrand sind zum Zeitpunkt der Blüte die Blüteninfektionsbedingungen meist nur aufgrund einer langen Blüte gegeben. Die Gefahr einer Blüteninfektion ist gering. Xenia® zeigt jedoch eine Anfälligkeit für Feuerbrandtriebinfektionen.

Anfälligkeit für Birnenverfall

Rotlaubigkeit im Herbst ist ein erstes Indiz für das Auftreten von Birnenverfall.
Die Sorte ist anfällig für Birnenverfall, der bei einem Auftreten aber nur langsam voranschreitet. Wichtigstes Symptom ist die Rotlaubigkeit im Herbst. Ertragseinbußen und eine deutliche Wuchsreduzierung sind nur in Einzelfällen zu beobachten. Von Bedeutung ist es, die Vitalität der Anlage zu fördern und die Verbreitung durch Vektoren zu minimieren. Die Rotlaubigkeit wird in den meisten Fällen als Grundrauschen innerhalb einer Anlage geduldet.

Der Befall durch Schadwanzen bereitet im Birnenanbau zunehmend Probleme. Deformierte Früchte infolge einer Saugtätigkeit der Schaderreger sind nicht vermarktbar.
Zunehmende Schwierigkeiten im Birnenanbau bereiten Schadwanzen. Auch bei Xenia® sind Baumwanzen, wie etwa die Rotbeinige Baumwanze oder auch die Marmorierte Baumwanze ein Problem. Ein intensives Monitoring ist erforderlich, um bei Erreichen der Schadschwellen eine Bekämpfung in Betracht zu ziehen.

Xenia® ist schorfrobust, jedoch anfällig für die Blattbräune der Quitte (Diplocarpon mespili). Bei extensiver Fungizidspritzfolge im Frühsommer, nasser Witterung und schlecht abtrocknenden Beständen sind Infektionen möglich. Dabei können Blätter und Früchte befallen werden.

Bewässerung und Düngung: Eine kontinuierliche gute Wasserversorgung ist wichtig. Auch in niederschlagsreichen Anbaugebieten ist eine Tröpfchenbewässerung in Trocken- und Hitzeperioden erforderlich. Xenia® reagiert in Hitzesommern zwar nicht so empfindlich wie Conference, dennoch ist eine Bewässerung zur Erhaltung der Baumvitalität förderlich. Auch das Ertragspotenzial kann durch adäquate Bewässerung gesteigert werden.

Die Stickstoffdüngung sollte rechtzeitig vor der Blüte in Abhängigkeit der Wassersättigung des Bodens und der Niederschlagsereignisse erfolgen. Stickstoffmangel während der Blüte und Zellteilungsphase kann zu einem schlechteren Fruchtansatz führen. Des Weiteren ist auf eine gute Eisenversorgung zu achten. Hier bietet sich die Fertigation von Eisen-Chelaten im Frühjahr an. Die Fertigation kann genutzt werden, um das Nährstoffangebot ergänzend zur  Grunddüngung zu optimieren.

Sorgfalt bei der Ernte

Die Ernte sollte mit Sorgfalt erfolgen, insbesondere auf den Stiel und den Birnenhals ist zu achten, denn Mikrorisse können zu einer vorzeitigen Welke des Halses führen.
Ernte und Lagerung: Die Ernte erfolgt in der Regel 10 bis 14 Tage nach Conference. Xenia® kann flächendeckend berosten. Solange die Berostung glatt ist, ist die Frucht wie Conference zu vermarkten. Bei der Ernte ist besonders auf den Stiel und den Birnenhals zu achten. Wird die Birne unachtsam geerntet, kann durch Mikrorisse eine vorzeitigte Welke des Halses entstehen.

Xenia® ist bei rechtzeitiger Ernte und unter CA-Lagerbedingungen bis April gut lagerbar. Bei Lagerung über den April hinaus sollte zusätzlich 1-MCP eingesetzt werden. Die Einlagerung überreifer Partien und bei Überlagerung droht die Gefahr von Fleischbräune und Kavernenbildung.

Zur Info:

Sorte und Marke

Hinter der bekannten Birne Xenia® steckt die Sorte Nojabrskaja. Die Sorte wurde 1962 in Moldavien gezüchtet und ist eine Kreuzung aus `Triumph de Vienne´ und `Decana Nicolai Krier´. Es liegt kein Sortenschutz vor. Der Markenschutz für Xenia® liegt bei Xenia Europe BV. Das Lizenzrecht für Xenia® in Deutschland ging im Jahr 2022 von der Marktgemeinschaft Bodenseeobst eG an das Deutsche Obstsorten Konsortium GmbH, ein Zusammenschluss von acht deutschen Erzeugerorganisationen. Erste Pflanzungen erfolgten am Bodensee bereits im Jahr 2011.

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