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Der Putzbürsten-Test

Kühe wählen die beste Kuhbürste

Körperpflege ist wichtig für den Komfort von Rindern. Kuhbürsten ermöglichen eine selbstständige und verletzungsarme Fellpflege. Doch welches Modell würden die Rinder wählen? Ein Test.
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Kühe starten Kuhbürsten gern mit dem Kopf.
Kühe starten Kuhbürsten gern mit dem Kopf.Steinhöfel
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Körperpflege wirkt ausgleichend im sozialen Leben der Herde. Die soziale Körperpflege besteht hauptsächlich aus gegenseitigem Belecken. Darüber hinaus nutzen die Tiere erreichbare, feste Gegenstände wie Mauern und Bäume, um sich daran zu scheuern.

Um den Tieren eine selbstständige, verletzungsarme Fellpflege zu ermöglichen, sollte eine Kuhputzbürste zum Grundinventar im modernen Stall gehören. Doch die Vielfalt erschwert die Auswahl. Ein Techniktest hat vor einigen Jahren untersucht, welche Bürste aus Sicht der Milchkühe die Beste ist. 

Das sollte eine Kuhbürste können

Landwirte bieten ihren Kühen eine Palette an Scheuermöglichkeiten. Sie reicht von aufgeschnittenen Autoreifen über einfache Kratzbürsten bis hin zu elektrisch betriebenen Systemen mit ein oder zwei rotierenden Bürsten. In der Vielfalt der Bürsten, gilt es eine zu finden, die 

  • das Tier nicht verletzt, 
  • vom Tier leicht zu bedienen ist, 
  • möglichst viele Körperteile erreicht, 
  • einen „Putzeffekt“ zeigt, 
  • wenig Wartung bedarf und störungsfrei arbeitet, 
  • die Form bewahrt, 
  • wenig Energie verbraucht,
  • platzsparend montiert werden kann und
  • preiswert ist.

Gute Qualität bei allen Bürsten

Das Lehr- und Versuchsgut des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) in Köllitsch hat vor zwölf Jahren verschiedene Bürstentypen im Praxisbetrieb getestet. Hier stand das Verhalten der Kühe im Mittelpunkt der Betrachtung. Im Test war das übliche Bürstenspektrum abgebildet: vertikale und horizontale Pendel- oder Schwingbürsten sowie Ein- und Zweibürstensysteme.

Die Bürsten waren in Herden von 25 bis 30 laktierenden Kühen angebracht. Die Bürsten arbeiteten in den wesentlichen Eigenschaften störungsfrei und bewahrten ihre Form. Sie funktionieren auch heute noch sehr gut.

Rushhour an der Kuhbürste

Das Verhalten der Kühe an den Bürsten wurde per Video aufgenommen und tierindividuell ausgewertet. Nahezu alle Kühe einer Gruppe nutzten die Bürsten. Zwischen den Beobachtungstagen schwankte der Anteil der Kühe, die in den einzelnen Gruppen an die Bürste gingen, zwischen 85 und 100 %.

Die Tiere nutzten die Bürsten im Schnitt drei- bis sechsmal täglich. Der Bürstentyp zeigte weniger Einfluss auf die Aktivität an den Bürsten als die Gruppe: Spätlaktierer zeigten zum Beispiel ein aktiveres Putzverhalten als die Tiere in früheren Laktationsstadien. 

An guten Tagen nutzten 100% der Kühe die Bürste, an schlechten immerhin noch 85%. © Symbol: shutterstock / D. Holovatiuk

Die Kühe hielten sich im Mittel zehn Minuten täglich an der Bürste auf. Zwischen den Tieren wurden große Unterschiede beobachtet. Einmal putzen, also die Zeit des Körperkontakts mit der Bürste mit weniger als einer Minute Kontaktpause, dauerte im Mittel 130 Sekunden. Der größte Andrang an den Bürsten herrschte zwischen 16.00 und 19.00 Uhr.

Die ausdauerndsten, weil wahrscheinlich konkurrenzärmsten Putzaktionen, wurden nachts zwischen 1.00 und 4.00 Uhr beobachtet. Im Mittel waren die Bürsten bei den 30 Kühen pro Tag 4:45 Stunden „besetzt“.  Besuche, die unter zehn Sekunden dauerten, wurden meist als zufällige Berührungen im Vorbeigehen oder früh durch Rangstreitigkeiten unterbrochene Putzversuche registriert. Diese „Streifer“ betrafen 9 % der Putzaktionen, nahmen aber nur 0,3 % der Gesamtzeit an der Bürste ein. Eine andere Relevanz haben über fünf Minuten andauernde Putzaktivitäten. Bei gleichem Anteil an den Putzaktionen (9 %) nehmen sie 32 % der Gesamtzeit an den Bürsten ein.

Trotz aktiver Nutzung der Bürsten wurde die Sauberkeit der Kühe kaum von der Bürste verbessert. Sie hing stärker von der Sauberkeit der Liegeflächen und Laufgänge sowie von der Kotbeschaffenheit ab. Verletzungen traten während des Tests nicht auf.  

Kühe starten gern mit dem Kopf

Je nach Bürstenvariante nahmen die Kühe meist mit dem Kopf zuerst Kontakt zur Bürste auf (61 bis 93 %). Bei den Zweibürstensystemen war meist die vertikale, seitliche Bürste erster Kontaktpunkt. Auch mit der Schulter wurden häufig Erstkontakte gestartet. Seltener schoben sich die Kühe rückwärts an die Bürsten heran (unter 5 %). 

Die Bürsten wurden im Mittel bei 72 % aller Putzversuche gestartet. Hier gab es deutliche Unterschiede zwischen den Bürstentypen. Während Schwingbürsten bei Kontakt in 83 bis 91 von 100 Fällen rotierten, bewegten sich die Einbürstensysteme nur bei knapp zwei Drittel der Kuhkontakte. Bewertet wurde hier die Einschaltquote der Besuche ab zehn Sekunden Dauer.

Auch die Zeit zwischen dem ersten Körperkontakt bis zum Start der Bürstenrotation war systembedingt unterschiedlich. Nur 11 bis 25 Sekunden vergingen im Mittel, bis die Kühe die Schwingbürsten in Bewegung setzten. Hier genügte es, die Bürste aus der vertikalen Ruheposition zu bewegen. Das machten die Kühe meist mit dem Kopf, aber häufig auch mit anderen Körperbereichen. Erst wenn die Kühe die Bürsten wieder in ihre Ruheposition gleiten ließen, hörten diese auf, zu rotieren.

Schwingbürsten schalten schneller ein

Um die starren Ein- und Zweibürstensysteme in Bewegung zu setzen, mühten sich die Kühe doppelt so lange wie bei den Schwingbürsten. Zum Einschalten nutzten sie hier noch häufiger Kopf oder Hals. Dazu mussten sie die Bürste bis zu einem Schalterpunkt vertikal anheben. Die Laufzeit der Einbürstensysteme war fest auf 60 Sekunden eingestellt. Nach Ablauf dieser Zeit mussten die Kühe die Bürste neu starten. Auch diese Wiederholungsstarts führten die Tiere überwiegend mit Kopf oder Hals aus. 

Achten Sie vor allem bei Zweibürstensystemen auf die Höheneinstellung.

Die Zweibürstensysteme ließen sich schwerer in Bewegung halten als die Schwingbürsten. Kopf und Halsbereich rieben die Kühe gern und ausdauernd an der seitlichen Bürste, wobei das System in Ruhestellung absank. Allerdings starteten die Kühe die Bürsten bei Bedarf schnell wieder.

Die Zweibürstensysteme blieben so lange in Bewegung, wie sich die Bürste in der angehobenen Position befand. Sank die Konstruktion bei kleineren Kühen oder beim Bürsten von Kopf oder Hals an der seitlichen Bürste wieder in die Ausgangsstellung, folgte die individuelle Nachlaufzeit. Danach standen die Bürsten still. So mussten kleinere Kühe die Bürsten mit dem Kopf immer wieder in Bewegung setzen. Der herdenindividuellen Höheneinstellung sollte bei diesen Bürsten daher besonderes Augenmerk gewidmet werden. 

Lesen Sie dazu, welche zehn Fehler Sie bei der Kuhbürsten-Montage vermeiden sollten.

Kühe schätzen Kuhbürsten ohne feste Laufzeit

Den Vorteil der rotierenden Scheuermöglichkeiten gegenüber den feststehenden, sollten die Kühe möglichst effektiv nutzen können. Im Test galt es daher als positiv, wenn eine eingeschaltete Bürste so lange lief, wie sie von der Kuh in „Bereitschaft“ gehalten wurde. Die Kuh kann eine Bürste dann so lange nutzen, bis ihr Putzbedürfnis gestillt ist, ohne sie nochmals aktiv starten zu müssen.

Entfernt sich die Kuh von der laufenden Bürste, sollte diese möglichst schnell stoppen. Als negativ galt dagegen, wenn die Bürste bereits stoppte, während die Kuh noch darunter verweilte. Nur etwa bei der Hälfte dieser Putzaktionen schalteten die Kühe die Bürste dann wieder ein. Ebenso nachteilig ist ein langes Nachlaufen der Bürste, nachdem die Putzaktion abgebrochen wurde. 

Bürsten mit fester Laufzeit demotivieren die Kühe. Sie stoppen oft zu früh.

Schwingbürsten rotierten in 61 bis 76 % der Kontaktzeit mit den Kühen. Sie stoppten erst, wenn sie wieder ihre Ruheposition erreicht hatten, was ihnen die längste Leerlaufzeit an der Gesamtlaufzeit im Test bescherte (10 bis 15 %). Das entsprach maximal 33 Minuten. Wurden die Bürsten oft durch „Streifer“ gestartet, stieg die Leerlaufzeit an. Der Platz, an dem sich eine Bürste im Stall befindet, kann die Leerlaufzeit daher sicher stark beeinflussen.

Einbürstensysteme rotierten, vor allem aufgrund des späten Einschaltens, in 36 bis 57 % der Kontaktzeit mit den Kühen. Zweibürstensysteme erreichten 39 bis 45 %, da sich die Kühe zwar intensiv an der seitlichen Bürste rieben, mit diesem Kontakt die Bürste aber nicht in Bewegung setzen konnten. 

In den meisten Fällen begannen die Kühe ihre Fellpflege am Kopf oder Hals. Danach arbeiteten sie in Richtung Schwanz weiter. Ist die Bürstenlaufzeit begrenzt, stoppt die Bürste, wenn das Tier vielleicht gerade dabei ist, die Schulterpartie zu bürsten. Geübte Kühe unterbrechen die Fellpflege, gehen einen Schritt zurück und starten die Bürste erneut. Ungeübte Tiere brechen nach kurzer Zeit an der ruhenden Bürste die Fellpflege ab.

Mit den Schwingbürsten konnten sich die Kühe in unserem Test im Mittel 82 bis 107 Sekunden ununterbrochen abschrubben lassen. Die „Einmalstarter“ der anderen Bürsten kamen über eine mittlere effektive „Laufzeit mit Kuhkontakt“ von 39 bis 50 Sekunden nicht hinaus. Einzelne Kühe ließen sich pro Putzgang bis zu zwölf Minuten bürsten.  

Einschalten über die vertikale Bürste wäre praktisch

Kann die Kuh die Bürstenlaufzeit frei bestimmen, werden neben Kopf- und Hals auch Rücken und Hinterhand in höherem Maße gepflegt. Das Bürsten von Kopf bis Schwanz haben im Test die Schwingbürsten am besten gemeistert. Bei jedem fünften Putzkontakt erreichte die rotierende Bürste auch den Schwanzbereich.

Die starren Einbürstensysteme mit fester Laufzeit stoppten häufig gerade dann, wenn die Kuh den Rücken unter die Bürste schob. Auch die Zweibürstensysteme eignen sich für den ganzen Kuhkörper. Zwar nimmt die Putzintensität bei diesen Systemen mit Abstand zum Kopfbereich deutlich ab. Die Kühe reiben den Kopf- und Halsbereich intensiv an der seitlichen Bürste, jedoch kaum die übrigen Körperregionen.

Ein Putzgerät, das sich über die vertikale Bürste einschalten lässt, würde dem Tierverhalten daher entgegenkommen. Drehte sich die Bürste, war nur bei 40 bis 50 % der Anwendungen ein Kontakt zur Schulter beziehungsweise zum Rumpf zu beobachten. Die hintere Flanke erreichte die laufende seitliche Bürste nur in 10 bis 20 % der Putzaktionen. 

Schwingbürsten haben die Nase vorn

Bürsten, die so lange drehen, wie sie von der Kuh in Bereitschaft gehalten werden, schienen den Tieren am angenehmsten zu sein. Einfaches Einschalten und flexible Laufzeiten ermöglichten eine effektive Nutzung der Putzmaschinen und wurden im Test mit guten Noten belohnt. Positiv war auch, wenn der gesamte Körper der Kuh von der Bürste profitieren konnte. Gleiches gilt für eine lange, ununterbrochene Rotation an der Kuh mit wenigen Bürstenstarts sowie wenig Leerlaufzeit. Am Ende hatten die Schwingbürsten die Nase vorn, gefolgt von den Zweibürstensystemen. 

Diese zehn Fehler sollten Sie bei der Kuhbürsten-Montage vermeiden.

 

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