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DMK-Tagung 2021

Unsichtbarer Pilz im Mais

Pilze sind überall um uns herum, in Pflanzen und im Boden. Vor allem auch im Mais. Die Überraschung: Selbst, wenn der Bestand augenscheinlich gesund ist, können die Pflanzen von Pilzfäden durchzogen und das Futter erheblich mit Mykotoxinen belastet sein. Diese belasten die Tiere und können sogar über die Milch in den menschlichen Körper gelangen. Dr. Ute Kropf von der Fachhochschule Kiel hat auf der Tagung des Deutschen Maiskomitees e. V. im Oktober 2021 erklärt, wie häufig Pilze im Mais auftreten und wie man ihnen das Leben schwer machen kann.
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Selbst ein augenscheinlich gesunder Maisbestand kann Toxinwerte jenseits der für Futtermittel geltenden Grenzen erreichen. Die Ursache ist Pilzbefall.
Selbst ein augenscheinlich gesunder Maisbestand kann Toxinwerte jenseits der für Futtermittel geltenden Grenzen erreichen. Die Ursache ist Pilzbefall. JONAS KLEIN
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Fusarium befällt alle Kulturen. Er infiziert aus dem Boden heraus über Dauersporen. Oberirdisch verbreitet er sich über Ascosporen. Je weiter südlich, desto stärker ist diese Verbreitung mit Sporen aus Ernterückständen. Die Verbreitung kann sogar über mehrere Kilometer erfolgen. Fusarien sind überdauern an einem Standort, sodass man wahrscheinlich auch im Folgejahr des Maisanbaus mit ihnen zu kämpfen hat. Sie können sich zudem überregional verbreiten.

Nicht nur der Kolben kann faulen, sondern auch Blattscheidenfusarien können immer häufiger beobachtet werden. Diese sehen aus wie Kalk am Stängel, sind aber Fusariumarten. Auch an den Sekundärkolben und an den rudimentären Kolbenansätzen treten Fusarien auf. Diese werden sichtbar als matschig-feuchtes Gewebe am Stängel. Woher kommen diese Fusarien? „Stoppeln sind wunderbare Infektionsquellen für Fusarien“, erklärte Kropf. Ein Befall zeigt sich an einer rötlichen Färbung im Inneren der Maisstoppeln, wenn man diese vorsichtig zerteilt und betrachtet.

Fusarium durchzieht Maispflanze unsichtbar

Der Fusariumpilz wächst mit seinem Myzel zwischen den Zellwänden in der Maispflanze und kann Zellwände auch durchwachsen. 2011 wurde an der Hochschule eine Studie zum Pilzbefall in Abhängigkeit der Bodenbearbeitung durchgeführt. Dabei wurde Silomais auf den Gehalt mit den Mykotoxinen DON und ZEA beprobt. In der Pflugvariante lagen die DON-Werte weit über dem zulässigen Grenzwert für Futtermittel, auch die ZEA-Werte waren sehr hoch. Das galt für eine Mais-Monofruchtfolge und auch für eine untersuchte Mais-Weizen-Fruchtfolge.

In der Pflugvariante gab es mehr Mykotoxine als in der Mulchsaatvariante. „Beim Pflügen wird gerade für sehr langsam wachsende Pathogene aus dem Boden ein reiner Tisch gemacht, sodass sich diese weitgehend konkurrenzfrei entwickeln können“, erklärte Kropf. Eine Pflugvariante ist allein keine Lösung für Mykotoxinprobleme. All diese hohen Mykotoxinwerte aus Fusarien wurden gefunden, ohne dass im Bestand vorher Symptome des Befalls sichtbar wurden.

Alle Proben enthielten zu viele Toxine

Weiterhin wurden Maisstoppeln beprobt auf ihren Gehalt mit Fusarien (unter anderem die drei wichtigsten Fusarium graminearum, culmorum, avenaceum). Kälte- und wärmebedürftige Varianten des Pilzes waren dabei gleichermaßen verbreitet. Im Versuchszeitraum 2012 bis 2014 waren fast 100 Prozent der untersuchten 60 Bestände mit graminearum und avenaceum infiziert und zumindest 60 Prozent der Bestände mit F. culmorum. „Man kann davon ausgehen, dass mindestens eine der gefundenen Fusariumarten den Winter überlebt und die Bestände im Folgejahr befallen kann“, äußerte sich Kropf.

Die Ernterückstände des Körnermaises sind besonders günstig für Infektionen, weil sie langlebig, ligninhaltig und nährstoffreich sind. Das seien ideale Bedingungen für die gefährlichen Pilze, um zu überdauern und sich zu entwickeln.

Die Infektion durch aus dem Boden ragenden Ernteresten erfolgt bei Fusarium über Sporen, sogenannte Ascosporen. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hat den Sporenflug 2020 gemessen. „Immer wenn wir ein Regenereignis haben, werden in der Trocknungsphase danach Sporen in die Luft geschleudert“, so Kropf. Das geschieht im Grunde von Mai bis Oktober. Die Ascosporen fliegen das ganze Jahr über.

Rhizoctonia frisst Maiswurzeln

Rhizoctonia ist eigentlich eine Getreidewurzelerkrankung und kann auch Rübenkörper zerstören. Sie tritt beinahe in allen Kulturen mit unterschiedlicher Schadwirkung auf. Mittlerweile frisst sie aber auch Maiswurzeln ab. Vor allem humose Böden bieten laut Kropf phytopathogenes Potenzial. Der Befall kann auch eine Ursache für Lager sein.

2012 bis 2014 wurden Stoppelproben von 60 Beständen untersucht, davon enthielten 80 Prozent aller Proben Rhizoctonia. „Man muss davon ausgehen, dass fast alle Maisstoppeln Krankheitserreger mit starkem Schadpotenzial beherbergen“, erklärte Kropf. Dabei waren alle untersuchten Bestände symptomlos. Die Gefahr: Unsichtbar verbreiten sich die Myzelien in den Pflanzen und produzieren Mykotoxine, die dann im Erntegut stecken.

Rhizoctonia infiziert überwiegend aus dem Boden. Dauersporen können bis zu zehn Jahre überleben. Rhizoctonia bildet im Gegensatz zu Fusarium aber keine Sporen, es überlebt lange direkt im Boden. Der Pilz ist standorttreu. „Hier hat man direkte Erfolge, wenn man sich um die Ernterückstände bemüht, da aus der Nachbarschaft keine Sporen einfliegen können“, erklärte Kropf.

Pilze stoppen: sieben Regeln zum Beseitigen der Ernterückstände

  1. Ernterückstände gleichmäßig verteilen. Keine Ablage in Schwaden oder Häufen.
  2. Die Ernterückstände einmischen. Wenn man viel einarbeiten will, braucht es kurze Ernterückstände und breite Schaare, sodass die Maisstücke vollständig verschwinden.
  3. Bevor der erste Reifen den Boden berührt, müssen die Ernterückstände zerkleinert und verteilt werden. Plattgefahrene Ernterückstände sind zum Zerkleinern schwer zu erfassen.
  4. Dafür muss der Boden eben und gut durchwurzelt sein, vor allem leichtere Böden.
  5. Die Strünke sollten vor dem Ausreißen angeschnitten werden, etwa mit einer Scheibenegge.
  6. Stoppeln sollten nach Möglichkeit längs aufgefasert werden, um schnell vom Bodenleben zersetzt werden zu können. Die Stücke sollten regenwurmgerecht zerkleinert sein. Die Regenwürmer ziehen kleine Fasern aus dem Stroh in ihre Löcher hinein. Das kann man sich zunutze machen, wenn man nicht gleich Bodenbearbeitung machen oder eine Folgekultur anbauen will. Dazu kommen die Würmer zu zwei Dritteln aus ihrem Loch heraus und ziehen oben liegende Ernterückstände ein. Einige wichtige Regenwurmarten können sich nur oberirdische, nicht aber eingearbeitete Ernterückstände holen. Eine schnelle Verarbeitung der Erntereste ist also nur möglich, wenn die Pflanzenteile schmal genug sind, um in einem Regenwurmloch zu verschwinden.
  7. Als Alternative zum Ausreißen kann man die Stoppeln eventuell anschneiden, solange die Strünke noch im Boden stecken. Stehen die abgeschnittenen Stoppeln als Strünke über den Winter, können Wasser und Frost die Stoppeln zermürben. „Das kann effizienter sein als eine halbherzige Zerkleinerung nach dem Ausreißen der Maisstrünke“, sagte Kropf.
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