Wie bei Mama
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Die Tiere entwickeln sich mit dieser Fürsorge zu gesünderen und leistungsfähigeren Milchkühen. Das mehrmalige Trinken der Kälber entspricht ihren physiologischen Bedürfnissen. Das Angebot von mehr als drei Portionen flacht zudem die pH-Wert-Spitzen im Labmagen ab, was wiederum die Schleimhaut schont und die Keimvermehrung erschwert – das ist gut, weil Kälber gerade in diesen ersten Lebenstagen sehr anfällig für Durchfälle sind. Doch ohne technische Hilfsmittel ist das mehrmalige Tränken der Kälber in den geforderten Mengen arbeitsmäßig fast nicht zu schaffen.
Am Anfang steht die Biestmilch: Mindestens vier Liter sollten es gleich nach der Geburt für das Kalb sein. Die adäquate Kolostrumversorgung ist die mit Abstand wichtigste Maßnahme zur Immunprophylaxe junger Kälber. Die Biestmilch wird am besten abgemolken und dem Kalb per Nuckelflasche verabreicht. Die schnelle und ausreichende Versorgung mit Antikörpern aus der Biestmilch ist deswegen überlebenswichtig, weil beim Kalb der Übergang der Antikörper über den Darm in das Blut nur in den ersten Stunden möglich ist.
Nach bzw. noch während der Biestmilchphase kommen die Kälber meistens zuerst in die Einzelbox. In dieser ersten Lebenswoche in Einzelhaltung lernen die Kälber das sichere Saugen am Nuckel. Etwa ein oder zwei Wochen später geht es dann in eine Gruppenbucht. Moderne Tränkesysteme erlauben die automatische Fütterung bereits ab dem zweiten Lebenstag, auf jeden Fall bietet sich der Tränkeautomat aber ab der Gruppenhaltung an. Auch junge Kälber können schon in den ersten Lebenswochen in mehreren Mahlzeiten bis über zehn Liter am Tag aufnehmen und in Wachstum umsetzen. Wird Milchaustauscher (MAT) gefüttert, ist auf eine Trockenmasse von 15 Prozent zu achten.
Die rechnergesteuerte Automatentränke wurde in den letzten Jahren kontinuierlich weiter entwickelt und ermöglicht heute so eine den Tierbedürfnissen individuell angepasste Fütterung. Die Tränke wird hygienisch verabreicht und physiologisch ideal auf 39 Grad temperiert. Ist die Milch kälter, und sind es auch nur ein paar Grad Celsius, ist die Milchgerinnungszeit verlängert, was zu Verdauungsstörungen führen kann. Zusammen mit einem ebenfalls rechnergesteuerten Kraftfutterautomaten kann so tierindividuell gefüttert und getränkt werden. Das Kalb kann selbst bestimmen, wie viel Milch oder Kraftfutter es verzehren will, ganz so, wie es in der freien Natur auch wäre.
Bedenken, dass das Kalb durch die viele Milch zu spät Strukturfutter aufnimmt und dadurch langsamer zum Wiederkäuer wird, sind unnötig: Untersuchungen haben gezeigt, dass Kälber mit einem intensiven Wachstumsstart eher größere Mengen an Festfutter aufnehmen als Kälber, die restriktiver gefüttert wurden. Praktiker empfehlen daher, den Kälbern von Anfang an zusätzlich zum Milchaustauscher auch Wasser, Kälbermüsli bzw. Kälberheu und auch schon Kraftfutter anzubieten. Mit einem optimierten Tränkeplan lassen sich die Übergänge in den einzelnen Aufzuchtperioden gut managen. Wichtig ist: Eine hohe Fütterungsintensität, egal ob automatisch oder manuell, funktioniert nur, wenn auch sonst ein perfektes Management auf dem Betrieb etabliert ist.
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