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EuroTier-Special 2016

Wie gut ist das Trockenstehermanagement?

Die Trockenperiode birgt für die Milchkuh in punkto Eutergesundheit viele Chancen, aber auch viele Gefahren. Vor allem zu Beginn und am Ende der Trockenperiode ist die Infektionsgefahr hoch. In diesen Phasen entstehen die meisten Eutererkrankungen, auch wenn viele Infektionen erst in der Frühlaktation zu klinisch auffälligen Mastitiden werden.
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Gelingt es, in der Herde Neuinfektionen in dieser sensiblen Phase weitestgehend zu vermeiden? Die Kennzahl zur Berechnung der Neuinfektionsrate in der Trockenperiode im neuen Eutergesundheitsbericht der Landeskontrollverbände ist ein verlässlicher Indikator. Monatlich wird der Anteil der Tiere ausgewiesen, der eutergesund trocken gestellt und zu Beginn der nächsten Laktation mit einer gestörten Eutergesundheit angemolken wurde. Dafür werden die Kühe erfasst, deren somatischer Zellgehalt während der Trockenphase auf über 100.000 Zellen pro Milliliter steigt:

Neuinfektionsrate (Prozent)=
a = Anzahl der Tiere, die mit kleiner/gleich 100.000 Zellen pro Milliliter trockengestellt wurden und in der ersten MLP
nach der Kalbung mehr als 100.000 Zellen pro Milliliter hatten.
b = Anzahl der mit kleiner/gleich 100.000 Zellen pro Milliliter trockengestellten Tiere

Die durchschnittliche Neuinfektionsrate während der Trockenperiode auf Betriebsebene liegt bei 26 Prozent. Spitzenbetriebe schaffen Raten von weniger als 15 Prozent und legen dadurch einen immens wichtigen Grundstein für die Eutergesundheit über die gesamte Laktation.

Wo liegen die Risiken?
Über die Trockenperiode können viele Risikofaktoren die Neu- oder Reinfektion begünstigen: Mangelnde Stallhygiene, insbesondere im abkalbenahen Zeitraum, zu viele chronisch kranke Tiere im Bestand, die als Infektionsquelle dienen, Überbelegung, ungenügendes Abkalbemanagement, das häufige Auftreten geburtsnaher Erkrankungen und hohe Milchleistungen (mehr als 15 Kilogramm pro Tag) zum Trockenstellen. Besonders gefährdet für eine Neu- oder Reinfektion sind Tiere mit vorgeschädigten Eutervierteln. Die Neuinfektionsrate in der Trockenperiode ist ein Maß für die eigene Arbeitsqualität. Ist sie zu hoch, müssen an den betriebsindividuellen Schwachstellen gearbeitet und das Trockenstellverfahren überdacht werden.

Expertenmeinungen zur Kennzahl der „Neuinfektionsrate in der Trockenperiode“
Alois Rehrl, Berater beim Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e.V. (LKV Bayern) im Bereich Melkarbeit, erklärt:
„Die Kennzahl gibt mir Auskunft, ob das Trockenstellen, die Haltung und Fütterung der Trockensteher und auch das Management um die Kalbung im Betrieb funktionieren. Der Einsatz eines internen Zitzenversieglers kann hier oftmals weiterhelfen. Hohe Werte hierbei und niedrige Werte in der Heilungsrate weisen auf keinen oder einen schlecht abgestimmten antibiotischen Trockenstellereinsatz hin.

Dr. Dr. Eva Zeiler, Leiterin des bayerischen Rindermonitoringprojektes „Pro Gesund“ der Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub und praktizierende Tierärztin, sagt: „Es liegt in unserer Verantwortung, gezielt Antibiotika einzusetzen. Gerade im Bereich Trockenstehermanagement haben wir noch viel Luft nach oben. Das Motto „haben wir schon immer so gemacht“ ist nicht immer vertretbar. Trockenstellen mit BU, mit dem entsprechenden (wenn notwendigen) Antibiotikum, Zitzenversiegler … das ist mehr als überfällig.“

Eckhard Kümmerer, Milchviehhalter aus Wolpertshausen (Baden-Württemberg), kommentiert: „Ich denke, eine hohe Neuinfektionsrate in der Trockenphase wird meistens auf falsch gewählte antibiotische Trockensteller, mangelhafte Boxenhygiene, Sozialstress durch Umgruppierung und eine gestörte Rückbildung der Milchsekretion im Drüsengewebe zurückgeführt. Diese Situationen treten bestimmt auch häufig auf. Dennoch darf nicht außer Acht gelassen werden, dass bis zur ersten regulären Milchkontrolle nach der Kalbung manchmal mehrere Wochen verstreichen.

In diesen Wochen treten bekanntermaßen am häufigsten Stoffwechselstörungen auf (Ketose, Hypokaliämie, etc.), wodurch die eigene Abwehr der Kuh geschwächt wird und sie somit anfälliger für Mastitisinfektionen ist. Das zeigt sich postpartum bei der ersten Kontrolle in hohen beziehungsweise erhöhten Zellzahlen. Die Kennzahl zeigt also nicht unbedingt eine Neuinfektion während der Trockenzeit an, diese kann auch rund um die Kalbung und in den Wochen bis zur ersten Kontrolle auftreten.

Dr. Ulrike Falkenberg, Rindergesundheitsdienst der TSK Mecklenburg Vorpommern, kommentiert: „Der Anfang und das Ende der Trockenstehzeit sind absolute Risikozeiten für Neuinfektionen der Milchdrüse. Weist ein Betrieb hohe Neuinfektionsraten in der Trockenstehperiode auf, gilt es, die Haltung und Fütterung im Trockensteherbereich zu analysieren und Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.“

Dr. Friederike Reinecke, Eutergesundheitstierärztin beim Regierungspräsidium Gießen, arbeitet schon seit Jahren mit den Kennzahlen und sagt: „Viele Neuinfektionen in der Trockenperiode führen zu klinischen Mastitiden in der Folgelaktation. Die Kennzahl der Neuinfektionsrate in der Trockenperiode hilft dieses Risiko abzuschätzen, wobei bei einem Anstieg insbesondere an Neuinfektionen kurz nach dem Trockenstellen und rund um die Abkalbung bis hin zur ersten MLP gedacht werden muss.“

Während der EuroTier vom 15. bis 18. November 2016 können sich Interessenten im Special „Euter – Gesund durchs Jahr“ auf über 580 Quadratmetern in der Halle 12 auf dem Stand F25 über praktische Lösungsansätze und Empfehlungen zur Verbesserung der Eutergesundheit informieren. Wissenswertes zu den Kennzahlen und rund um die Eutergesundheit sind auch unter www.milchQplus.de verfügbar.

 

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