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Neues Schweinestall-Konzept

Die Tierwohl-Tüftler

Viel Luft, viel Licht, ein Auslauf, Raufutter und fast doppelt so viel Platz wie vorgeschrieben: In der Kirchbühl GbR von Volker Baumann, Rudolf und Joachim Deitigsmann in Kupferzell-Goggenbach können Besucher die Mastschweine von einem verglasten Raum aus live erleben. Das gemeinschaftlich entwickelte Tierwohl-Konzept kommt an – bei Konsumenten und Abnehmern.

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„Als wir den Stall geplant haben, war es uns wichtig einen Dreiklang aus Wirtschaftlichkeit, Tierwohl und Arbeitswirtschaft auf den Weg zu bringen. Das Thema Tierwohl muss man dabei mehr rational als emotional betrachten. Denn die Mastschweine so zu halten, kostet zunächst einmal mehr Geld. Geld, das in der Vermarktung wieder eingespielt werden muss“, geben Volker Baumann (l.) und sein Kooperationspartner Rudolf Deitigsmann Einblicke in die Betriebsstrategie der Kirchbühl GbR in Kupferzell-Goggenbach (Hohenlohekreis).
„Als wir den Stall geplant haben, war es uns wichtig einen Dreiklang aus Wirtschaftlichkeit, Tierwohl und Arbeitswirtschaft auf den Weg zu bringen. Das Thema Tierwohl muss man dabei mehr rational als emotional betrachten. Denn die Mastschweine so zu halten, kostet zunächst einmal mehr Geld. Geld, das in der Vermarktung wieder eingespielt werden muss“, geben Volker Baumann (l.) und sein Kooperationspartner Rudolf Deitigsmann Einblicke in die Betriebsstrategie der Kirchbühl GbR in Kupferzell-Goggenbach (Hohenlohekreis). Ast
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Die jeweils letzte Außenwand der überdachten Ausläufe entlang den beiden Stallgebäuden besteht aus einem Windschutznetz. Dadurch sind die Schweine vor Zugluft geschützt und kommen trotzdem mit dem Außenklima in Kontakt. Die Böden sind perforiert, der Bereich darunter komplett unterkellert. Die Gülle wird mit Schrappern aus dem Stall gezogen. In den Auslaufbuchten haben die Landwirte Spielzeug zur Beschäftigung aufgehängt. © Ast
Wenn wir die Schweine tiergerecht halten wollen, dann brauchen wir einen Mehrwert für solche Tierwohlställe. Emotionsgeladene Diskussionen bringen da wenig, eine eher rationale Herangehensweise schon weit mehr“, spart Volker Baumann nicht mit klaren Worten und zeigt sich an diesem kühlen Maitag ein wenig genervt von den schier endlosen Debatten und teils ideologisch aufgeladenen Gesprächen und Auseinandersetzungen darüber, wie Mastschweine und andere landwirtschaftliche Nutztiere künftig untergebracht, betreut und gemanagt werden sollen.

 

 

Die Buchtenfläche im Innenbereich ist nicht perforiert, sondern besteht aus einer betonierten Festfläche. Hier erhalten die Schweine ihr Futter, Wasser, Raufutter sowie gemahlenes Getreide aus den über den Abteilen installierten Volumendosierern. © Ast
Kein Wunder also, dass sie sich im Vorfeld viele Gedanken darüber gemacht haben, wie ihr gemeinsames Projekt aussehen, wie der anvisierte Maststall konzipiert und realisiert werden sollte: Ein Stall, in dem den Bedürfnissen der Schweine Rechnung getragen werden sollte und ein Gebäude, in dem in einem überschaubaren Arbeitsaufwand kostendeckende Erträge erzielt werden können.

 

 

 

Die beiden Außenklimaställe sind nicht zwangsbelüftet. Deshalb sucht man Kamine auf den isolierten Dächern vergeblich. © Ast
Keine ganz leichte Aufgabe, wie sich herausstellte. Aber ein Stallprojekt, das wegen seiner Tiergerechtheit vom Stuttgarter Agrarministerium als besonders förderfähig eingestuft wurde.

 

 

 

 

 

Der Stallkomplex ist in zwei lang gezogene Außenklimaställe unterteilt, die über einen Versorgungsgang miteinander verbunden sind. Links davor befindet sich die Futter- und Strohhalle, dahinter die Güllegrube. An den Giebelseiten der beiden Ställe sind Wetterstationen installiert, die die Außentemperatur, Windstärke und -geschwindigkeit messen. Beruhend auf diesen Daten, wird die Stellung der Lüftungsklappen an den Fenstern automatisiert den vorherrschenden Witterungsbedingungen angepasst. © Farmbau
„Wir waren 2016 einer von gleich mehreren Betrieben, die die Tierwohl-Kriterien im FAKT-Prämienprogramm (40 Prozent mehr Platz, Klimareize, Stroh als Beschäftigungsmaterial etc.) erfüllt haben“, erläutert Baumann.

 

 

 

 

 

Die Schweine bekommen als Raufuttergabe jeden Tag frisches Langstroh. Volker Baumann und seine Partner kalkulieren mit einem Strohbedarf von zirka 50 Gramm pro Tier und Tag. © Ast
Das bedeutet einen Zuschuß von neun Euro pro gehaltenem Mastschwein. Zudem unterstützte das Land das ungewöhnliche Bauvorhaben mit der Maximalförderung von 40 Prozent für besonders tiergerechtes Bauen im Agrarinvestionsförderungsprogramm (AFP).

 

 

 

 

Die Lüftungsklappen an den Fenstern bestehen aus transparenten Doppelstegplatten. Unabhängig von den Platten, fällt viel Tageslicht in die beiden Mastställe. © Ast
Aus den kalkulierten 900 Euro pro Stallplatz wurden so nach Abzug des Zuschußes 540 Euro. Und: Der im März 2016 bezugsfertig gewordene Stall mit seinen 1482 Mastplätzen steht auf der Warteliste für die Initiative Tierwohl. „Dort würden wir aktuell den Maximalbetrag von neun Euro pro Schwein bekommen, weil wir alle Wahlkriterien erfüllen. Wir hoffen, dass wir 2018 mit dabei sind“, erläutert der Diplom-Agraringenieur (FH).

 

 

 

 

Gemeinschaftsprojekt mit Zukunft

 

Eine Gefahr von Außenklimaställen ist, dass die Tränken im Winter ein frieren. Deshalb haben Volker Baumann und seine Kollegen Vater und Sohn Deitigsmann die Tränken im Innenbereich der Buchten eingebaut. Damit sich dadurch keine nassen Ecken auf der Festfläche ausbilden, haben sich die Hohenloher Landwirte für Wannentränken mit Aqualevel entschieden. © Ast
Vor anderthalb Jahren, im März 2016, sind die ersten Mastferkel, allesamt baden-württembergische Hybriden, in die beiden neuen Ställe eingezogen. Betrieben wird der Maststall von der Kirchbühl GbR der Familien Baumann und Deitigsmann.

 

 

 

 

Der im Eingangsbereich des Gebäude integrierte Besucherraum – hier von einem der Mastabteile ausgesehen – ermöglicht Besuchern einen Blick in den Stall. Sie können sehen, wie sich die Schweine in ihrem Alltag verhalten und wie es ihnen in den auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Buchten geht. © Ast
Das Futter für die Tiere erzeugt die Ackerbaukooperation LEA-Hohenlohe KG, zu der ein weiterer Betrieb gehört. Die drei Höfe bewirtschaften insgesamt 250 Hektar Acker- und Grünland. Aus der angebauten Wintergerste (70 Hektar), dem Winterweizen (75 Hektar) und den Körnererbsen (10 Hektar) produzieren die Betriebsleiter Mischfutter für die Mastschweine. Die künftigen Masttiere stammen aus der Ferkelerzeugung von Volker Baumann. Auf der alten Hofstelle hält die Familie 400 Zuchtsauen. Vermarktet werden die fertig gemästeten Schweine in eine von der Lebensmittel-Einzelhandelskette Kaufland 2016 initiierte Qualitätsfleischschiene.

 

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