Die Tierwohl-Tüftler
Viel Luft, viel Licht, ein Auslauf, Raufutter und fast doppelt so viel Platz wie vorgeschrieben: In der Kirchbühl GbR von Volker Baumann, Rudolf und Joachim Deitigsmann in Kupferzell-Goggenbach können Besucher die Mastschweine von einem verglasten Raum aus live erleben. Das gemeinschaftlich entwickelte Tierwohl-Konzept kommt an – bei Konsumenten und Abnehmern.
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Wenn wir die Schweine tiergerecht halten wollen, dann brauchen wir einen Mehrwert für solche Tierwohlställe. Emotionsgeladene Diskussionen bringen da wenig, eine eher rationale Herangehensweise schon weit mehr“, spart Volker Baumann nicht mit klaren Worten und zeigt sich an diesem kühlen Maitag ein wenig genervt von den schier endlosen Debatten und teils ideologisch aufgeladenen Gesprächen und Auseinandersetzungen darüber, wie Mastschweine und andere landwirtschaftliche Nutztiere künftig untergebracht, betreut und gemanagt werden sollen.
Kein Wunder also, dass sie sich im Vorfeld viele Gedanken darüber gemacht haben, wie ihr gemeinsames Projekt aussehen, wie der anvisierte Maststall konzipiert und realisiert werden sollte: Ein Stall, in dem den Bedürfnissen der Schweine Rechnung getragen werden sollte und ein Gebäude, in dem in einem überschaubaren Arbeitsaufwand kostendeckende Erträge erzielt werden können.
Keine ganz leichte Aufgabe, wie sich herausstellte. Aber ein Stallprojekt, das wegen seiner Tiergerechtheit vom Stuttgarter Agrarministerium als besonders förderfähig eingestuft wurde.
„Wir waren 2016 einer von gleich mehreren Betrieben, die die Tierwohl-Kriterien im FAKT-Prämienprogramm (40 Prozent mehr Platz, Klimareize, Stroh als Beschäftigungsmaterial etc.) erfüllt haben“, erläutert Baumann.
Das bedeutet einen Zuschuß von neun Euro pro gehaltenem Mastschwein. Zudem unterstützte das Land das ungewöhnliche Bauvorhaben mit der Maximalförderung von 40 Prozent für besonders tiergerechtes Bauen im Agrarinvestionsförderungsprogramm (AFP).
Aus den kalkulierten 900 Euro pro Stallplatz wurden so nach Abzug des Zuschußes 540 Euro. Und: Der im März 2016 bezugsfertig gewordene Stall mit seinen 1482 Mastplätzen steht auf der Warteliste für die Initiative Tierwohl. „Dort würden wir aktuell den Maximalbetrag von neun Euro pro Schwein bekommen, weil wir alle Wahlkriterien erfüllen. Wir hoffen, dass wir 2018 mit dabei sind“, erläutert der Diplom-Agraringenieur (FH).
Gemeinschaftsprojekt mit Zukunft
Vor anderthalb Jahren, im März 2016, sind die ersten Mastferkel, allesamt baden-württembergische Hybriden, in die beiden neuen Ställe eingezogen. Betrieben wird der Maststall von der Kirchbühl GbR der Familien Baumann und Deitigsmann.
Das Futter für die Tiere erzeugt die Ackerbaukooperation LEA-Hohenlohe KG, zu der ein weiterer Betrieb gehört. Die drei Höfe bewirtschaften insgesamt 250 Hektar Acker- und Grünland. Aus der angebauten Wintergerste (70 Hektar), dem Winterweizen (75 Hektar) und den Körnererbsen (10 Hektar) produzieren die Betriebsleiter Mischfutter für die Mastschweine. Die künftigen Masttiere stammen aus der Ferkelerzeugung von Volker Baumann. Auf der alten Hofstelle hält die Familie 400 Zuchtsauen. Vermarktet werden die fertig gemästeten Schweine in eine von der Lebensmittel-Einzelhandelskette Kaufland 2016 initiierte Qualitätsfleischschiene.
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