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Betäubungslose Ferkelkastration

Ein Blick über die Grenzen der Bundesrepublik

Die betäubungslose Kastration männlicher Ferkel ist in Deutschland laut Tierschutzgesetz ab dem 1. Januar 2019 nicht mehr erlaubt. Mit der Neuregelung des Tierschutzgesetztes von 2013 schlug Deutschland laut der Interessengemeinschaft Deutscher Schweinehalter (ISN) einen bisher weitgehend einmaligen Weg ein. Obwohl in einigen Ländern Europas traditionell bereits heute weniger (betäubungslos) kastriert werde als in Deutschland, sei, so die ISN, eine verbindliche gesetzliche Vorgabe analog zu Deutschland in anderen im Bereich Schweinehaltung wichtigenEU-Staaten bislang nicht auf den Weg gebracht worden. Das teilt die ISN jetzt auf ihrem Online-Portal mit.

 

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Nach den Recherchen der ISN stellt sich die Situation in verschiedenen europäischen Staaten wie folgt dar:

 

Niederlande: In den Niederlanden wurde das Ziel formuliert, ab 2015 komplett auf die Kastration zu verzichten. Für den Übergang kastrieren die Landwirte die Ferkel selbst unter CO2-Betäubung. Inzwischen gibt es in den Niederlanden bei den männlichen Schweinen 60 bis 70 ProzentEbermast, davon geht ein Teil nach Großbritannien. 30 bis 40 Prozent der männlichen Ferkel werden von den Landwirten unter der aus Tierschutzsicht heftig diskutierten CO2-Betäubung kastriert.

Dänemark: In Dänemark werden im Schnitt fünf Prozent der männlichen Schweine als Eber gemästet. Analog zu Deutschland erfolgt die Kastration überwiegend mit Schmerzmitteln. Politisches Interesse auf die betäubungslose Kastration zu verzichten, bestehe in Dänemark zwar, mangels praktikabler Alternativen werde jedoch kein Verbot vorangetrieben. Wenn der Exportmarkt Deutschland die gesetzlichen Vorgaben ab 2019 auch im QS-System formuliert, soll in Deutschland die Produktion entsprechend angepasst werden. Gleichzeitig werden Versuche mit lokaler Betäubung durchgeführt.

Frankreich: In Frankreich wird der überwiegende Teil der männlichen Ferkel unter Schmerzmittelgabe kastriert. Ebermast und sonstige Verfahren werden zwar getestet, trotzdem liegt der Anteil je nach Quelle zwischen weniger als zehn bis 20 Prozent.

Spanien: In Spanien werden vor allem Eber gemästet. Für bestimmte Exportmärkte und die Schinkenproduktion findet sowohl bei weiblichen als auch männlichen Tieren die Immunokastration Anwendung. Etwa 20 Prozent der Ferkel werden chirurgisch kastriert.

Belgien: Über die Hälfte bis zwei Drittel der männlichen Ferkel werden unter Schmerzmittelgabe kastriert. Der Rest wird je nach abnehmender Handelskette zirka zur Hälfte als Eber gemästet und in der Mast gegen Ebergeruch geimpft.

Großbritannien und Irland: In Großbritannien und Irland werden traditionell fast ausschließlich Eber gemästet.

Schweden: Seit 2016 dürfen Schwedens Betriebe nach einer Schulung ihre Ferkel zur Kastration selbst lokal betäuben. Vor der Einführung der Kastration unter lokaler Betäubung hat Schweden die Wirksamkeit in einer großen Praxis­studie geprüft. Da Politiker und Tierschützer diesen Weg mittragen, hat Stockholm das Tierschutzgesetz ange­passt.

Österreich: Der Anteil der Ebermast beträgt laut einer aktuellen Umfrage nur um die fünf Prozent, während der Großteil der männlichen Ferkel betäubungslos unter Einsatz von Schmerzmittel chirurgisch kastriert wird. Die Kastration unter Narkose spielt eine untergeordnete Rolle.

In Tschechien, Slowakei, Estland, Litauen, Slowenien, Ungarn und Polen werden die Tiere vergleichsweise schwer geschlachtet – die Ferkel werden dort ohne Betäubung oder Schmerzmittelgabe kastriert.

Über die EU hinaus ist auch ein Blick nach Norwegen und in die Schweiz interessant, die in ihren abgeschotteten Märkten oftmals als Vorreiter in Sachen Tierschutz gelten.  

Schweiz: Die betäubungslose Ferkelkastration ist in der Schweiz seit 2010 verboten. Flächendeckendes Verfahren ist die Inhalationsnarkose mit Isofluran. Die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) stuft die chirurgische Kastration generell als überholt ein und empfiehlt auf die Immunokastration zurückzugreifen.

Norwegen: In Norwegen wird, ähnlich wie in Schweden, unter örtlicher Betäubung kastriert. Seit 2002 ist die Kastration ohne Betäubung bereits verboten. Eine aktuelle Umfrage schätzt den Anteil von Jungebermast und immunokastrierten Ferkeln in Norwegen auf unter zwei Prozent.

 

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