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Internationale Schäfertagung

Traumberuf Schäfer?

Eigentlich schon. Wären da nicht die hohe Arbeitsbelastung, der geringe Verdienst und die Abhängigkeit von staatlichen Fördertöpfen. Über Wege aus dem Dilemma diskutierten auf der ersten Internationalen Schäfertagung vom 17. bis 19. Oktober in Münsingen rund 100 Schäfer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Lesen Sie hier die Meinung von drei Schäfern aus Baden-Württemberg.

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Harald Höfel
Harald HöfelKoeck
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Harald Höfel, Schäfermeister aus Heinstetten, hat in jungen Jahren seinen gut bezahlten Job als Zerspannungsmechaniker zugunsten der Schäferei an den Nagel gehängt. Es sei für ihn unvorstellbar gewesen, ein Leben lang in einer Industriehalle zu stehen, sagt er. Sein Traum von der großen Freiheit, draußen in der Natur, sei allerdings auch schnell der Realität gewichen. „Die Schafe bestimmen den Lebensrhythmus.“ Höfel betreibt eine traditionelle Wanderschäferei mit 800 Mutterschafen.

In der Bewertung seiner Lebenssituation schwankt er zwischen Frust über die langen Arbeitstage sowie die schwieriger werdenden äußeren Bedingungen und dem Wunsch, ein positives Bild über den Beruf des Schäfers zu vermitteln. „Wir dürfen nicht nur jammern“, stellt er selbstkritisch fest. Umso wichtiger sei die Tagung, um im Gespräch mit den Berufskollegen gemeinsam neue Gedanken zu entwickeln und dabei neue Kraft zu sammeln.

Gerhard Steinle, Schäfermeister aus Ilsfeld-Wüstenhausen, kann sich für die Zukunft ein ganz anderes Modell der Schafhaltung vorstellen. Um den gesellschaftlichen Nutzen der Schäferei zu sichern, sind seiner Meinung nach die Kommunen gefragt. Sie könnten zu Eigentümern der Schafe werden, dem Schäfer Stall und Unterkunft zur Verfügung stellen und ihm, als Angestellten, eine ausgewogene Freizeitregelung bieten. So könnten auch Personen ohne familiäre Tradition und entsprechenden wirtschaftlichen Hintergrund ihre Erfüllung als Schäfer finden.

Gerhard Steinle © Koeck

Sich selber sieht Steinle als „reinen Betriebswirt“. Darum setzt er konsequent auf Selbstvermarktung seiner Lämmer und verhandelt aktiv mit den Gemeinden Verträge zur Landschaftspflege aus. Zugute kommt ihm in den letzten Jahren außerdem der Rückgang der Milchviehhaltung im Kreis Heilbronn. Jetzt kann er seine Schafe auch auf guten Wiesen weiden lassen. Steinle hält zwei Herden mit 600 Mutterschafen, er arbeitet mit zwei Angestellten.

Jonas Henniger, Schäfermeister aus Münsingen, steht auf der Schäfertagung für die nächste Generation. Nach Wanderjahren als angestellter Schäfer mit Stationen in Neuseeland, Nordengland, Chile und Argentinien hat sich der heute 27-Jährige vor zwei Jahren mit einer eigenen Schäferei in Münsingen niedergelassen. Mit seinen 450 Mutterschafen ist er ganzjährig auf Wanderschaft, im Sommer auf dem Truppenübungsplatz, im Winter auf wechselnden Winterweiden. Das Thema fehlende Freizeit treibt damit auch ihn um, insbesondere seitdem er Anfang des Jahres Vater eines Sohns geworden ist.

Jonas Henniger © Koeck

Von diesem Wermutstropfen abgesehen sieht Henniger seine Zukunft allerdings positiv. Auch vertritt er den Standpunkt: Statt neidisch auf angeblich bessere Bedingungen anderswo, beispielsweise in Neuseeland, zu blicken, ist es sinnvoller, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. „Ich muss das System an die Bedingungen an meinem Standort anpassen“, erklärt er. Also beispielsweise das richtige Schaf finden, das mit dem energie- und proteinarmen Futter einer Wacholderweide zurechtkommt.

Weitere Aspekte zum Tagungsthema „Tradition bewahren – Zukunft gestalten“ lesen Sie in BWagrar Nummer 42.

Veranstaltet wurde die Internationale Schäfertagung in Münsingen vom Biolandverband, dem Landeschafzuchtverband Baden-Württemberg, dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb und dem Beratungsbüro Dr. Wagner & Partner.

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