Gefährdete Rassen behaupten sich
Bei gefährdeten Rassen spielt die Bestandsentwicklung eine entscheidende Rolle. Mit Stand 30. September 2018 gab es im Schwarzwald 306 Vorderwälder (VW)-Betriebe (minus 18) mit 5852 Milchkühen (minus 242) und 143 VW-Betriebe (plus drei) mit 1483 Mutterkühen (minus drei) sowie 30 Hinterwälder (HW)-Betriebe (minus eins) mit 394 Milchkühen (minus fünf) sowie 203 HW-Betriebe (minus zwei) mit 1736 Mutterkühen (minus drei). Die Betriebs- und Tierzahlen seien vor allem bei den Hinterwäldern gegenüber dem Vorjahr in etwa gleichgeblieben, bei den Vorderwäldern habe es dagegen eine merkliche Reduzierung der Milchviehbetriebe gegeben, kann man jetzt in einer Pressemitteilung des Landratsamtes im Schwarzwald-Baar-Kreis nachlesen.
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Die geprüften Vorderwälderkühe erzielten mit 5563 Kilogramm Milch bei guten Inhaltsstoffen die höchste Fett- und Eiweißmengensteigerung aller Rassen im Lande, Hinterwälderkühe gaben mit im Schnitt 2900 Kilogramm etwas mehr als im Vorjahr. Hauptgrund war das gute Winterfutter 2017/2018. "Sicherlich sind die beiden Wälderrassen mit überwiegender Grünland- und Weidegrundfütterung den Witterungs- und Qualitätsschwankungen mehr ausgesetzt als die Hauptrassen", erläutert Zuchtleiter Dr. Franz Maus vom hiesigen Landratsamt. Die Fakt-Maßnahmen zur Förderung gekörter Bullen hätten ihr Ziel der Inzuchtvermeidung erreicht. Bei den Hinterwäldern sind 46 Bullen aus zehn Linien ab Stall gekört worden.
Erfreulicher Weise habe mit dem Bullen Walter ein weiterer Hinterwälderbulle nach dem Deckeinsatz abgesamt werden können. Er wird Stammvater dieser auf Fäller zurückgehenden alten Linie. Bei den Vorderwäldern wurden 37 Zuchtbullen aus acht Linien ab Stall gekört. Wie 2017 konnten drei Testbullen, zwei Iggardian- und ein Pigdian II-Sohn, ausgewählt werden. Mit Gipig gelangte Mitte des Jahres ein G-Linienvertreter in den Zweiteinsatz. Er ist nach dem Gesamtzuchtwert (GZW) auf dem zweiten Platz der Empfehlung platziert.
Führende Rassen im Biobereich
Bei den Wälderrassen stieg die Zahl der Biobetriebe. Im Milchbereich wird in 30 Prozent der Vorderwälderbetriebe mit über 40 Prozent Vorderwälderkühen biologisch gewirtschaftet. Bei den Hauptrassen ist der Anteil ebenfalls größer geworden. So sind zum Beispiel bei Fleckvieh knapp 14 Prozent der Zuchtkühe Biokühe. Grünlandstandorte wie der Schwarzwald sind seien für diese Wirtschaftsweise prädestiniert. Die Milchleistung dieser Wälderbiobetriebe unterscheide sich nut wenig von allen Wälderbetrieben. Bei den Hauptrassen sind die Unterschiede dagegen groß.
Die Besonderheit der beiden Rassen sind ihre Maße und Gewichte, die sie befähigen, Schwarzwaldhänge zu beweiden. Darüber gag die Schau in Görwihl vom September vergangenen Jahres Auskunft. Die 29 Milchkühe wogen 619 Kilogramm und maßen 138,7 Zentimeter im Widerrist. Diese Maße passen nach wie vor zum Zuchtziel der Rasse mit 138 Zentimeter Widerrist und einer Spanne im Gewicht von 550 bis 650 Kilogramm bei ausgewachsenen Kühen. Bei den Hinterwäldern steht die Widerristhöhe der Bullen von den zweimaligen Märkten im Jahr zur Verfügung. Seit 1989 sind das 739 Tiere. Im Schnitt liegen die Bullen mit etwa 14 Monaten bei 118 Zentimeter Widerrist.
Langlebigkeit ist verankert
Nach wie vor sind die Hinterwälder in punkto Langlebigkeit, Fruchtbarkeit und Fundamentqualität Spitze im Rassenvergleich, im Zellgehalt liegen sie am Ende der Rangierung. Zwar ist das Abgangsalter der Milchkühe etwas zurückgegangen auf 7,5 Jahre, sie liegen aber immer noch 1,8 Jahre über dem Mittelwert. Die Vorderwälder landen nach den Hinterwäldern auf dem zweiten Platz hinsichtlich ihrer Langlebigkeit. Der Anteil der Kühe mit fünf und mehr Laktationen hat sich gegenüber dem letzten Jahr um ein Prozent auf 27,5 Prozent erhöht, die anderen Rassen liegen zwischen 13 Prozent für Deutsche Schwarzbunte und 20,4 Prozent bei Braunvieh. Erstmals erreicht die Melkbarkeit der 635 gestoppten Vorderwälderjungkühe 2,04 Kilogramm pro Minute.
Doppelnutzung als wichtiger Punkt der beiden Rassen
Die Doppelnutzung, Milch- und Fleischleistung, ist bei beiden Rassen bedeutsam. Die Bullenkälberqualität der Vorderwälder bei den Donaueschinger Märkten hat ein hohes Niveau erreicht. 1127 Bullenkälber konnten in Donaueschingen und in Bad Waldsee vermarktet werden. Erfolgreich lief es auch auf der Prüfstation, 1300 Gramm Zunahmen bei 50 Bullen im Prüfabschnitt vom 112. bis 350. Tag seien, so Maus. ein sehr gutes Ergebnis. Sieben neue männliche und drei weibliche Vorderwälderreinzuchttiere sind vom Betrieb Familie Dorer in Eisenbach-Schollach 2018 aus der Vermarktung über die EZG „Junge Weiderind“ dazugekommen. Neun wurden als R-Schlachtkörper klassifiziert.
Dass das keine Eintagsfliege ist, zeigten die Ergebnisse über sechs Jahre: 30 von 32 männlichen Schlachtkörpern erzielten die geforderte Handelsklasse R, die günstige Fettstufe zwei erreichten 27 Tiere. Das Schlachtgewicht betrug 267 Kilogramm. Nach dem Spitzenjahrgang der männlichen Absetzerschlachtgewichte von Adeline Stadtmüller in Kraichtal-Neuenbürg mit 159 Kilogramm Schlachtgewicht und 578 Gramm Nettozunahmen war der jetzige deutlich schwächer: 134 Kilogramm und 477 Gramm Nettozunahmen. Hauptgrund war die extreme Hitze und Trockenheit, ein Nebengrund das eingesetzte Vatertier mit Bemuskelungsnote fünf.
Erbfehler Epidermolysis bullosa bald verbannt
Deutlich rückläufig ist die Anzahl der Erbfehlerkälber „unvollständige Haut- und Haarbildung“, Epidermolysis bullosa. Die Maßnahme, dass nur noch anlagefreie Deck- und Besamungsbullen in den Einsatz kommen, zeigt Wirkung. Damit werde dieser Erbfehler bald der Vergangenheit angehören.
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