Mit weniger Nachzucht zu mehr Tierwohl
Ob es der geplante Stallneubau, eine Umbaulösung für Anbindeställe und Vollspaltenbuchten oder der Plan für eine Betriebsoptimierung ist: Immer wieder taucht dabei zunächst die Frage auf, wie viele Plätze für die Jungtiere bereit gehalten werden müssen. Danach gilt es, den Platzbedarf für die Tiere zu ermitteln.
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Dabei spielen Kenngrößen des betriebsindividuellen Managements eine wichtige Rolle:
- In welchen Zeiträumen erfolgt die Bestandsergänzung (Remontierung)?
- Wie viel Puffer für Unvorhergesehenes soll eingeplant werden?
- Welche Strategie wird bei der Zwischenkalbezeit gefahren?
- Wie hoch ist das Erstkalbealter (EKA)?
- Wann werden Verkaufskälber abgegeben beziehungsweise wann soll aus wie viel Tieren zur Remontierung selektiert werden?
Das Resultat ist meist ein äußerst unterschiedlicher Bedarf an Jungtierplätzen, die vorgehalten werden müssen. So resultiert beispielsweise für einen Milchkuhbestand mit 100 Kühen bei einer Zwischenkalbezeit (ZKZ) von 390 bis 420 Tagen und einem Erstkalbealter (EKA) von 26 bis 28 Monaten und verschiedenen Bestandsergänzungsraten eine stark unterschiedliche Anzahl an erforderlichen Stallplätzen fürs Jungvieh.
Auf der Website www.eip-rind.de steht unter der Rubrik „BauDetails“ mit dem „Rechner Jungtier Stallplätze“ hierfür ein Instrument bereit, mit denen eine individuelle Eingabe der gewünschten Ausgangswerte möglich ist.Ergänzt wird der Rechner durch die Integration der altersabhängigen Maße für Liegeboxen, aus denen automatisch der Platzbedarf für die jeweilige Alterskategorie errechnet wird. Außerdem wird es möglich sein, vorhandene Gebäuderessourcen einzugeben.
Das ist hilfreich, wenn ein Gebäudebestand optimiert werden soll. Eine praktische und zeitgemäße Anwendung könnte beispielsweise sein, dass Jungvieh in der Ausgangssituation in Vollspaltenbuchten gehalten wird und im Zuge eines Umbaus das Tierwohl verbessert werden soll. Beim Umbau von Vollspaltenbuchten zu Liegeboxen werden in aller Regel wegen des größeren Platzbedarfes Stallplätze wegfallen.
Dabei stellt sich die Frage: Lässt sich dieses Problem durch ein angepasstes Management, womöglich über längere Bestandsergänzungsintervalle kombiniert mit längeren Zwischenkalbezeiten auffangen? Eine zukunftsweisende und ökonomisch interessante Strategie könnte in diesem Fall sein, weniger weibliche Nachzuchtrinder aufzuziehen, aber dafür die Qualität der Haltung zu verbessern und gleichzeitig im Milchkuhbestand auf eine längere Nutzungsdauer zu setzen. Denn Aufzuchtrinder sind in puncto Tierkomfort und Arbeitswirtschaft häufig nicht optimal untergebracht.
Getrennte Funktionsbereiche
Was die Arbeitswirtschaft anbelangt, muss das Ziel sein, möglichst wenige Fütterungs- und Entmistungsachsen entstehen zulassen, sprich den Bestand zusammenzulegen. Zudem spielt der Strohaufwand eine Rolle. Der Um- oder Ausbau von alten Stallgebäuden sollte in jedem Fall die Funktionsbereiche Fressen/Laufen und Ruhen trennen. Auch muss nüchtern analysiert werden, welche Kosten und Kompromisse ein Umbau- im Vergleich zu einem Neubau verursacht.
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