Sind Ihre Pflanzenschutz-Standards fair?
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Stefan Lukes im Interview mit BWagrar
Sind Ihre Pflanzenschutz-Standards fair?
Stefan Lukes ist Geschäftsführer für Einkauf Obst und Gemüse von Kaufland. Diese Supermarktkette gehört wie der Discounter Lidl zur Schwarz-Gruppe, Neckarsulm (Landkreis Heilbronn). Kaufland hat bundesweit 74.000 Mitarbeiter und betreibt rund 670 Filialen. Etwa 30.000 Artikel umfasst das Sortiment. Der Schwerpunkt liegt auf den Frischeabteilungen Obst und Gemüse, Molkereiprodukte sowie Fleisch, Wurst, Käse und Fisch.
Im Gespräch mit BWagrar erklärt Kaufland-Manager Lukes, was für das Unternehmen Fairness zu Lieferanten bedeutet und warum er höhere Standards als gesetzlich vorgeschrieben bei Pflanzenschutzmitteln für vorteilhaft auch für Landwirte hält.
BWagrar: Herr Lukes, Kaufland hat in seinem „Transparenzreport Obst und Gemüse 2019“ Ende Oktober 2019 seine Strategie zum verantwortungsvollen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vorgestellt. Zuvor hatte das Unternehmen im Juni 2019 seine Pflanzenschutzrichtlinien nochmals verschärft. Wie hoch liegen die neuen Rückstandswerte und wie stark unterschreiten sie die gesetzlich festgelegten Höchstmengen?
Lukes: Grundsätzlich legen wir für jede Art von Obst und Gemüse einen Rückstandshöchstgehalt fest, der den gesetzlichen Rahmen nur zu einem Drittel ausschöpft. Zusätzlich gibt es seit Juni 2019 eine neue Vorgabe: Unsere Produkte dürfen nur die Hälfte der von der Weltgesundheitsorganisation festgelegten Akuten Referenzdosis (ARfD) aufweisen.
Für sogenannte kritische Kulturen, bei denen die Wahrscheinlichkeit für Rückstände höher ist, setzen wir individuell noch strengere Anforderungen. Hierunter fallen beispielsweise Kulturen wie Salat.
„Grundsätzlich legen wir für jede Art von Obst und Gemüse einen Rückstandshöchstgehalt fest, der den gesetzlichen Rahmen nur zu einem Drittel ausschöpft.“
Wir haben außerdem 53 bienenkritische Wirkstoffe ermittelt, deren Rückstände wir auf lediglich zehn Prozent des gesetzlichen Höchstwertes gedeckelt haben. Das ist eine Besonderheit.
BWagrar: Kaufland hat branchenweit die striktesten Auflagen für Pflanzenschutzmittelrückstände bei Obst und Gemüse. Sie unterschreiten die gesetzlich festgelegten Rückstandshöchstgehalte um ein Vielfaches. Gefährden die gesetzlichen Standards Ihrer Ansicht nach die Gesundheit oder was versprechen Sie sich davon?
Lukes: Unsere Maßnahmen dienen dem Schutz von Mensch und Natur. Unser Ziel ist es, wo immer möglich, den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel zu minimieren oder gänzlich darauf zu verzichten. Wir möchten unseren Kunden ein gesundes und einwandfreies Produkt anbieten.
Und auch für die Natur gilt: weniger ist mehr. Artenvielfalt und Bodengesundheit profitieren von einem verantwortungsvollen Umgang mit Spritzmitteln. Deshalb gehört zu unserem Engagement auch die aktive und fortwährende Unterstützung der Forschung.
Mit unterschiedlichen Kooperationspartnern arbeiten wir an gemeinsamen Projekten und bringen somit beispielsweise das Monitoring von Biodiversität weiter voran. In diesen Kooperationen stellen wir einen praxisnahen Partner dar, der direkt bei den Landwirten Versuche durchführen und die Tools bei erfolgreichem Abschluss direkt etablieren kann.
BWagrar: In seinen Unternehmenswerten betont Kaufland faires Verhalten gegenüber Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern. Gilt das auch für Landwirte als Ihre Lieferanten hinsichtlich des Ausgleichs der höheren Produktionskosten durch höhere Einkaufspreise? Wie hoch ist der Zuschlag im Branchenvergleich?
„Den höheren Aufwand des Landwirts gleichen wir durch verbindliche Abnahmesicherheiten aus.“
Lukes: Wir setzen auf langfristige Lieferbeziehungen, die auf Augenhöhe stattfinden. Das bedeutet für uns, dass wir mit unseren Lieferanten Erfahrungen austauschen und uns gegenseitig Tipps geben. Im gemeinsamen Dialog können wir sicherstellen, dass jeder zufrieden ist.
Den höheren Aufwand des Landwirts gleichen wir durch verbindliche Abnahmesicherheiten aus. Das ist für die Landwirte heute wichtiger denn je. Ich bin überzeugt, dass das eine nachhaltige Anlage in die Zukunft ist, denn gesundes Obst und Gemüse kann nur aus gesunder Natur kommen.
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