Wirtschaftsverband fordert schnellere Zulassungen
Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) blickte bei seiner Jahrespressekonferenz vergangene Woche auf ein durchwachsenes Jahr 2024 zurück. Es war geprägt von schrumpfendem Umsatz bei Pflanzenschutzmitteln und stagnierendem Absatz bei Düngemitteln.
von Redaktion erschienen am 15.05.2025IVA-Präsident Michael Wagner, der Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) war, begrüßte das Bekenntnis der Koalitionäre zu einer produktiven Landwirtschaft und lebendigen ländlichen Räumen. „Die kommende Bundesregierung hat das Thema Ernährungssouveränität wieder entdeckt. Wir können nicht überall Selbstversorger sein, aber die Förderung regionaler landwirtschaftlicher Produktion ist angesichts aktueller geopolitischer Herausforderungen unbedingt geboten“, so Wagner.
Mit Obst und Gemüse unterversorgt
Nach Berechnungen des Wirtschaftsverbandes könne sich Deutschland zwar bei den meisten Getreidekulturen, Kartoffeln oder Zuckerrüben selbst versorgen, aber nur jeder zweite hier konsumierte Apfel stamme in normalen Anbaujahren aus heimischem Anbau – in schlechten Jahren auch nur jeder dritte. Insgesamt lag der Selbstversorgungsgrad im Schnitt der vergangenen drei Erntejahre lediglich bei 37 Prozent für Gemüse und 21 Prozent für Obst.
Einen Schlüssel für stabile landwirtschaftliche Erträge sieht Wagner in wirksamen Pflanzenschutzmitteln. Doch an der Verfügbarkeit hake es. Das europäische Pflanzenschutzrecht sei so streng und innovationsfeindlich, dass nur einer von sechs weltweit neu zugelassenen Wirkstoffen auch in der EU genehmigt werde. Zugleich habe die neue Bundesregierung das komplizierte deutsche Zulassungssystem als Nadelöhr erkannt und will für schnelle Verfahren sorgen.
Kritischer Fußabdruck
Ein ähnliches Spannungsfeld stelle sich den deutschen Düngemittelproduzenten: Sie haben laut IVA mit erheblichen Zukunftsinvestitionen in klimafreundliche Produktionsanlagen begonnen, sehen sich aktuell aber in einem unfairen Wettbewerb mit Anbietern aus Übersee, die zu günstigeren Energiekosten, aber einem schlechten CO2-Fußabdruck produzieren. „Das Bekenntnis zu Klimaschutz und einem Neustart der Energiewende ist richtig. Aber dafür muss es in der Phase des Übergangs auch Schutzmechanismen für einheimische Produzenten gegen unfairen Wettbewerb geben.“ Mit Zöllen auf Dünger aus Russland und Belarus könnten die ungleichen Wettbewerbsbedingungen teilweise ausgeglichen werden, kommentierte Marco Fleischmann, Vorsitzender des IVA-Fachgebiets Pflanzenernährung.
Schon jetzt, so betonte Fleischmann, halte die deutsche Düngemittelindustrie vielfältige Lösungen vor, um die Landwirtschaft darin zu unterstützen, ihre Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Dazu zählen N-Stabilisatoren, die die Stickstoffverluste nach der N-Düngung auf dem Feld reduzieren und Emissionen, wie Lachgas, in die Atmosphäre vermeiden. Aber auch an digitalen Lösungen arbeiten sowohl verschiedene Mitgliedsunternehmen als auch der Verband selbst. Dazu gehören zum Beispiel N-Sensoren, satellitenbasierte Düngesysteme sowie die dynamische Düngebedarfsermittlung, die eine individuelle und standortangepasste Pflanzenernährung auf jedem Ackerschlag ermöglicht.
Bestandsabbau hält Preise im Griff
Witterungsbedingt war das Anbaujahr 2024 für die deutschen Landwirtinnen und Landwirte herausfordernd. Ungewöhnlich hohe Niederschlagsmengen im Frühsommer erhöhten den Pilzdruck und damit die Pflanzenschutz-Behandlungen in den meisten Kulturen. Dennoch gingen die Umsätze der im IVA zusammengeschlossenen Hersteller von Pflanzenschutzmitteln abermals um 9,1 Prozent auf 1,220 Milliarden Euro (2023: 1,342 Mrd. Euro) zurück, was auch durch den Abbau von Lagerbeständen beim Handel zu erklären war. Dennoch: In den vergangenen zehn Jahren ist der deutsche Pflanzenschutzmarkt damit nominal (nicht inflationsbereinigt) um etwa ein Viertel geschrumpft (2014: 1,6 Mrd. Euro).
Weiterhin hohe Energiekosten und hoher Importdruck von Düngemitteln beeinträchtigen die Düngemittel-Produzenten unter den IVA-Mitgliedern erheblich. Die Preise für Düngemittel verharrten im Jahr 2023/24 in einer weitgehend stabilen Seitwärtsbewegung. Das stabile Preisniveau trug zu einem leichten Anstieg des Stickstoffdüngerabsatzes bei; so wurde mit 1,053 Millionen Tonnen Stickstoff ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet (plus 1,8 Prozent). Der Absatz von Grundnährstoffdüngern, Phosphor und Kali, konnte hingegen starken Zuwachs verzeichnen. Nicht profitieren konnte dagegen der Kalkabsatz, der von einem hohen Niveau ausgehend etwas an Absatzmenge verlor.
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