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Glasflügelzikade verdächtigt

SBR-Erreger befällt weitere Kulturen

Das Julius Kühn-Institut und der Pflanzenschutzdienst Hessen haben erstmals den bakteriellen SBR-Erreger in Zwiebeln nachgewiesen. Als Überträgerinsekt steht die Schilf-Glasflügelzikade unter Verdacht.

von Redaktion Quelle Julius Kühn-Institut erschienen am 24.07.2024
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Zuckerrüben- und Kartoffelanbauer sind besorgt, denn es gilt als gesichert, dass die Schilf-Glasflügelzikade die Erreger der SBR-Krankheit auf Zuckerrüben überträgt und auch Kartoffeln infiziert. In beiden Kulturen führt die Bakterien-Infektion zu Qualitätseinbußen und Ertragsverlusten. Nun wurde das Proteobakterium Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus auch in Gemüsezwiebeln in Hessen gefunden. Der Erstnachweis gelang Forschenden des Julius Kühn-Instituts (JKI) in Dossenheim in Kooperation mit dem Pflanzenschutzdienst in Hessen und wurde als „Plant Disease Note“ veröffentlicht.

Der Erstnachweis eines Bakteriums in der neuen Kulturpflanzenart Zwiebel dürfte die Nachricht Landwirtinnen und Landwirten negativ aufstoßen. „Unser Fund des Bakteriums in Zwiebelproben eines Anbauers in Hessen zeigt, dass wir die Schilf-Glasflügelzikade als mögliche Überträgerin im Blick behalten müssen, vor allem dort, wo Zuckerrüben und Kartoffeln in der Fruchtfolge stehen“, sagt Eva Therhaag vom Julius Kühn-Institut. „Derzeit können wir noch nicht abschätzen, ob die Krankheitssymptome, die wir an Zwiebeln beobachten, tatsächlich auf das nachgewiesene Bakterium zurückzuführen sind“, ergänzt die JKI-Forscherin.

Interaktionen aufklären

Angesichts der bisherigen Krankheitsverläufe an Zuckerrübe und Kartoffeln sind die Sorgen der Landwirtschaft berechtigt. „Die Forschung darf nicht nachlassen bei der Aufklärung der komplexen Beziehungen zwischen den Bakterien, die die Krankheit verursachen, den Insekten, die sie übertragen, und den Pflanzen, die potenziell von Überträgerinsekten besucht und mit den Bakterien infiziert werden“, sagt Prof. Dr. Jürgen Gross vom JKI. Der Leiter des Fachinstituts für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau hat jahrzehntelange Erfahrung darin, zu verstehen, wie Pflanze, Insekt und Schadorganismus kommunizieren. Im Obst- und Weinbau werden bereits bestimmte Infochemikalien dazu eingesetzt, Insekten gezielt zu vergrämen, ihre Vermehrung zu stören oder sie sogar abzutöten. Solche Ansätze wären auch zur Bekämpfung der Zikade denkbar.

Um diese Ansätze auszuloten, wird das JKI in den nächsten Jahren als Kooperationspartner im Rahmen des Programms für Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) der Länder Hessen und Rheinland-Pfalz mitwirken. Dabei wird auch die Epidemiologie der übertragenen Erreger studiert.

Krankheit bei Zuckerrüben und Kartoffeln

Die Infektion von Zuckerrüben mit Bakterien oder Phytoplasmen (zellwandlose Bakterien), bekannt als „Syndrom Basses Richesses“, sorgt für erheblich niedrigere Zuckergehalte im Erntegut. Vor zwei Jahren wurde die Krankheit erstmalig auch an Kartoffeln beobachtet. Im März 2024 hat das Julius Kühn-Institut im Rahmen des durch die UNIKA finanzierten GeKaPent-Projekts („Gefährdung des Kartoffelanbaus durch die Schilf-Glasflügelzikade“) wissenschaftlich belegt, dass beide Erreger durch die erwachsenen Zikaden auf die Kartoffel übertragen werden. Dabei gab es auch Hinweise, dass nicht alle Kartoffelsorten gleich stark betroffen sind. In einem Wahlversuch konnte Projektmitarbeiterin Eva Therhaag zeigen, dass die Zikade ihren gesamten Lebenszyklus auch an der Kartoffel vollziehen kann und damit die Kartoffel nicht nur Nahrungs- sondern auch Wirtspflanze ist. Die bakterielle Kartoffelknollenwelke ist ein noch wenig bekanntes Krankheitsbild. Ihre Symptome können leicht mit denen anderer Kartoffelkrankheiten verwechselt werden. Befallene Kartoffeln weisen weniger Stärke und mehr Saccharose auf, außerdem können sogenannte Gummiknollen entstehen.

SBR an neuen Kulturen
  • Der SBR-Erreger, der bisher nur Zuckerrüben und Kartoffeln befiel, wurde nun auch in Zwiebeln nachgewiesen. Dies erfordert verstärkte Aufmerksamkeit für die Schilf-Glasflügelzikade als Überträgerin in gemischten Fruchtfolgen.
  • Landwirtinnen und Landwirte müssen verstärkt auf Symptome und den Befall durch die Schilf-Glasflügelzikade achten, insbesondere in Regionen mit Zuckerrüben- und Kartoffelanbau, um Ertragsverluste und Qualitätseinbußen zu minimieren.
  • Um die komplexen Interaktionen zwischen den Bakterien, Überträgerinsekten und Wirtspflanzen besser zu verstehen und wirksame Bekämpfungsstrategien zu entwickeln, sind fortgesetzte Forschungsanstrengungen notwendig, insbesondere durch Programme wie die Europäische Innovationspartnerschaft (EIP).
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