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Vereinigte Hagel

Dürreschäden auf dem Vormarsch

Die Vereingte Hagel stößt an Grenzen der Versicherung. Sowohl die versicherbare Fläche, wie auch der Vorbeitrag (Prämie) waren im vergangenen Jahr rückläufig, hieß es beim Auftakt zu den Bezirksversammlungen der Vereinigten Hagel in Baden-Württemberg heute im Bezirk Karlsruhe.
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v. l. Bezirksverein-Vorsitzender Ulrich Horsch, Bezirksdirektor Vereinigte Hagel Hans-Ulrich Eppler sowie Refernet Dr. Eberhard Faust, Forschungsleiter Klimarisiken und Naturgefahren von der Münchner Rückversicherung.
v. l. Bezirksverein-Vorsitzender Ulrich Horsch, Bezirksdirektor Vereinigte Hagel Hans-Ulrich Eppler sowie Refernet Dr. Eberhard Faust, Forschungsleiter Klimarisiken und Naturgefahren von der Münchner Rückversicherung.Rueß
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Bezirksverein-Vorsitzender Ulrich Horsch aus Maulbronn und Berirksdirektor Hans-Ulrich Eppler begrüßten rund 70 Mitglieder zur Jahresversammlung im Gasthaus Bären in Eutingen an der Enz.

Für die Vereinigte Hagel in Baden-Württemberg war es ein schwieriges Jahr. „Die meisten Flächen sind versichert“, meinte Bezirksdirektor Hans-Ulrich Eppler zum Einstieg. Das Neukunden-Geschäft sei daher nicht einfach. Zudem gehen Flächen verloren, beispielsweise als Blühflächen oder Ausgleichsflächen der Gemeinden. So gab es im vergangenen Geschäftsjahr einen leichten Rückgang bei der versicherten Fläche, die 4979 Hektar umfasste (2018: 5467 ha). Die Versicherungssumme reduzierte sich auf 11,2 Mio. Euro (2018: 13,8 Mio. Euro) und der Vorbeitrag (Prämie) auf 313.560 Euro (2018: 392.330). Bundesweit, sowie im Ausland stiegen dagegen sowohl Fläche als auch Versicherungssumme. Mehr dazu lesen Sie kommende Woche in BWagrar, Ausgabe 48/2019.

Dürre nimmt zu

Nach dem Geschäftsbericht und den Regularien lieferte Dr. Eberhard Faust, Forschungsleiter Klimarisiken und Naturgefahren der Münchner Rückversicherungs-Gesellschaft einen Einblick auf die Klimaentwicklung der kommenden Jahre. Dabei steht für ihn fest: Die Trockenheit wird zunehmen. Nicht aufgrund der fehlenden Niederschläge, sondern wegen der steigenden Anzahl an Hitze-Tagen. „Bei Trockenheit darf man nicht nur an Niederschlag denken“, so der Experte. Die heißen Tage kosten Boden und Pflanzen extrem viel Feuchtigkeit durch Evaporation. Dass die heißen Tage zunehmen, sei messbar. Nach Schätzungen von Experten werden sie sich im Vergleich zu den Jahren 1961 bis 1990 bis zum Jahr 2050 verdoppeln und bis 2080 sogar vervierfachen.
Was dadurch passiert ist klar: Die Kulturen leiden. So seien seit dem Jahr 2000 die Gesamtschäden an landwirtschaftlichen Kulturen durch Dürre deutlich gestiegen.

Für die Zukunft bedeute dies Ertragsrückgänge von durchschnittlich bis zu zehn Prozent beim Winterweizen und bis zu 15 Prozent beim Körnermais.
Er betont dabei, dass neuere Studien zeigen, dass die erhöhte Konzentration von CO2, wodurch Bodenwasser von den Pflanzen effizienter genutzt werden können, die Verluste der Dürre nicht mindern. Andere Anpassungsmaßnahmen seien gefragt, etwa:

  • Kulturen wählen, die im Herbst gesät werden,
  • Trocken- und hitzestresstolerante Sorten wählen
  • Bodenbearbeitung die zur Konservierung der Bodenfeuchte beiträgt

Waldbrandgefahr

Weiteres Thema bei der steigenden Temperatur ist die Waldbrandgefahr. Werden die Wälder im Südwesten Deutschlands aktuell als ungefährlich eingestuft, ist sich der Weltklimarat sicher, dass sie in den Jahren 2041 bis 2070 massiv steigen wird.

Frostschäden

Ebenso zunehmen werden auch die Frostschäden. Wissenschaftler fanden heraus: An Orten auf einer Höhenlage von unter 200 Meter Meereshöhe hat sich die Pflanzenentwicklung in den vergangenen Jahren stark verfrüht. Damit rücken sie gefährlich nahe an den letzten Spätfrosttermin. Das erhöhe das Frostrisiko.

Hagel und Unwetter

Gewitterbildung hat vor allem mit absoluter Luftfeuchtigkeit zu tun. Durch den Temperaturanstieg verdunstet mehr Wasser aus dem Boden und trägt zur höheren Feuchtehaltefähigkeit der Luft bei. „Damit ist nicht das schwüle Wetter gemeint“, stellt Dr. Faust klar. Die absolute Feuchtigkeit sei nicht unbedingt spürbar, hat aber Auswirkungen im Wettergeschehen.
Aktuell steht fest, dass die Hagel-Niederschläge im Südwesten in Deutschland angestiegen sind. Aus analysierten Schadensmeldungen eines Gebäude-Versicherers sei bekannt, dass sie sich in den vergangenen Jahren verdoppelt haben. „Auch wir haben errechnet, dass sie Hagelkörner größer 2,0 Zentimeter und größer 5,0 Zentimeter verdoppeln werden. Bis 2050 rechnen Gebäude-Versicherer bei Gebäuden mit Zunahmen um 50 Prozent. Das trifft auch die Kulturen.

Faust meint abschließend, dass die Auswirkungen des Klimawandels, den die Mehrheit der Wissenschaft bestätigt, in den kommenden Jahren in Deutschland verhältnismäßig glimpflich ablaufen wird – im Gegensatz zu anderen Regionen. Mit Ertragsschwankungen sei auf jeden Fall zu rechnen, die mit entsprechenden Anpassungsstrategien im Anbau beeinflusst werden können. Die Zunahme von Wetterextremen sei auf jeden Fall zu erwarten.

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