Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Bauernverband Enzkreis

Gemeinsam auf der Südschiene

Bäuerliche Familienbetriebe, kleinstrukturierte Landschaften, ein Volksbegehren und zunehmender gesellschaftlicher Druck – die baden-württembergische und die bayerischen Landwirte verbindet einiges. Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, Walter Heidl, sprach dazu auf dem Bauerntag im Enzkreis vergangene Woche.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Kreisvorsitzender Ulrich Hauser (l.) empfing im Enzkreis beim Bauerntag den Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes Walter Heidl
Kreisvorsitzender Ulrich Hauser (l.) empfing im Enzkreis beim Bauerntag den Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes Walter HeidlRueß
Artikel teilen:

Als bayerischer Landwirt fühlt sich Walter Heidl den baden-württembergischen Berufskollegen verbunden und stellt in der Turn- und Festhalle in Mühlacker-Enzberg fest: „Wir müssen uns auf der Südschiene austauschen“. Gemeinsam mit Hessen habe man ähnliche Strukturen und daher gleiche Interessen in der Agrarpolitik. Auch die Gesellschaft ticke ähnlich.

Bestes Beispiel seien die jüngsten Volksbegehren in beiden Bundesländern. Gemeinsam hätte man nun unter den Folgen zu leiden. Dabei sei die bayerische Situation ähnlich wie im Ländle: „50 Prozent der Betriebe haben 40 Prozent der Fläche seit Jahren in Agrarumweltmaßnahmen. Das heiße, Landwirte beteiligen sich sehr wohl freiwillig an Maßnahmen. So fordert Heidl für beide Länder: „Wir müssen dieses freiwillige Engagement fördern“. Da helfen finanzielle Anreize deutlich mehr, als nee Auflagen.

Lösungen für kleine Betriebe

Von der Politik erhofft er sich, dass gerade für die kleinen Familienbetriebe in den kommenden Jahren genügend Lösungen gefunden werden. „Wir brauchen Kompromisse“, sagt Heidl. Nehme man beispielsweise die Anbindehaltung könne es nicht ernsthaft im Interesse der Gesellschaft sein, dass durch ihr Verbot genau die Betriebsstrukturen zur Aufgabe gezwungen werden, die anderseits gesellschaftlich gewünscht seien. Es sei allerdings eine Folge, wenn Betriebe Investitionen tätigen müssen, die wirtschaftlich nicht tragbar sind.

In Sachen Klimaschutz sieht er die Bauern als Teil der Lösung. „Wir sind die Einzigen, die CO2 binden können“, sagt er und rät zum Humusaufbau auf den Ackerflächen. Im Gegenzug fordert Heidl, dass die Schuld an Insektensterben oder Nitrat im Grundwasser nicht allein bei den Landwirten gesucht werden kann. Da gebe es weitere Verursacher.

Um das Bild in der Gesellschaft zu wandeln seien alle Landwirte gefragt. „Wir brauchen mehr Öffentlichkeitsarbeit“, stellt er fest. Es bringe nichts, wenn Bauern untereinander ihre Wirtschaftsweisen darstellen, man müsse die Bevölkerung dazu gewinnen. So wurde vor fast vier Jahren in Bayern ein Verein gegründet, der unter www.unsere-bauern.de Werbung für die Landwirtschaft mache. Die Beteiligung daran sei freiwillig, aber ohne Geld gehe es natürlich nicht, stellt Heidl fest. Bei der Öffentlichkeitsarbeit sei allerdings jeder Betrieb selbst gefragt: „Erklären Sie, wie wir arbeiten“; rät der den Bauern im Saal. um die Verbraucher wieder „Pro Landwirtschaft zu stimmen“.

Das Eckpunktepapier

Der Vorsitzende im Kreisbauernverband Enzkreis, Ulrich Hauser, sprach zuvor über das Eckpunktepapier und seine Folgen und zeigte sich von der Politik enttäuscht. Vor allem, weil sie nicht von Anfang an darauf hingewiesen habe, wie viele Maßnahmen und Programme zur Stärkung der Biodiversität bereits in Baden-Württemberg laufen. Und dass in der Praxis bereits einiges umgesetzt wird. Den Ausbau des Ökolandbaus sieht Hauser derzeit noch fraglich. Der Absatz fehle. Ebenso kritisch sei das Verbot von Pflanzenschutzmitteln in privaten Gärten. „Das birgt eine Änderung in der Gesetzgebung auf Bundesebene. Das kann das Land nicht allein entscheiden“, so Hauser.

Letztlich gehe es um die Selbstversorgung in Baden-Württemberg. Wie wolle man regionale Lebensmittel kaufen, wenn es zu wenig gibt?, stellt er die Frage. Die Selbstversorgungsgrade würden aktuell bereits in vielen Produkten unter 100 Prozent liegen. Zuletzt verwies er noch auf die Bauernmilliarde. „Mir wäre das Geld an der Ladentheke lieber“, sagt er, den damit entstehe Wertschätzung.

Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren
Ort ändern

Geben Sie die Postleitzahl Ihres Orts ein.