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Ferkelkastration

Isofluran-Narkose: Schutz für Anwender im Fokus

Der Arbeitsschutz ist bei der Isoflurannarkose der Ferkel ein vieldiskutiertes Thema. Offiziell sind bisher keine Erkrankungen durch Isofluran bekannt. Allerdings ist ein vorsichtiger und sachgemäßer Umgang mit den Narkosegeräten unabdingbar, machen Dr. Eckhard Meyer vom Versuchsgut Köllitsch in Sachsen und Susanne Gäckler vom DLG-Testzentrum in Groß-Umstadt deutlich.

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Werkfoto Schippers GmbH
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Zielzellen für Isofluran sind fettreiche Zellen des Gehirns. Der Körper nimmt das Isofluran sehr schnell auf, gibt es aber auch schnell wieder ab. Das beweist die Geschwindigkeit, mit der die Ferkel wieder wach werden (circa zwei bis vier Minuten). Die größten Vorbehalte gegen das Verfahren ergeben sich dadurch, dass es sich möglicherweise im Körper des Anwenders anreichern und lebertoxisch wirken kann. Dabei ist weniger von Belang, was bei Havarie oder Unfällen passieren kann. Vielmehr sind es die geringen Restmengen während der Behandlung sowie die Mengen, die Ferkel nach der Behandlung ausatmen.

Narkosegas wird unverändert über die Leber ausgeschieden

Isofluran ist schwerer als Luft, es fällt nach unten und verteilt sich nicht ohne Weiteres im ganzen Raum. Das Gas wird unverändert über die Leber ausgeschieden, was für die Risikobewertung eher als günstig zu sehen ist. Viel ungünstiger werden Stoffe bewertet, die zerfallen. Diese Metabolite sind schwerer messbar und werden gefährlich vor allem dann, wenn der Körper damit nichts anfangen kann. Zur Einordnung des Stoffes muss auch gesagt werden, dass Isofluran bei der Operation von Menschen Verwendung findet, dabei über die Länge einer Operation in entsprechender Konzentration zugemutet wird und auch Narkoseärzte sicher gesund bleiben wollen. Im Rahmen der Corona-Krise wurde in einem Fachartikel beklagt, dass die Landwirtschaft von diesem Stoff Gebrauch machen will. Das hätte zu einem Defizit führen können, weil Isofluran als besonders verträglich gilt und insbesondere bei der Behandlung hoch empfindlicher Covid-19 Patienten fehlen könnte.

Die zur Verfügung stehenden Geräte können die Verhältnisse im OP sicher nicht abbilden. Trotzdem wurde versucht, für den Arbeitsschutz die höchsten Ansprüche geltend zu machen. Dabei wurde von achtstündigen Arbeitstagen am Gerät ausgegangen. Die Messungen zur Ermittlung der Isofluran-Arbeitsplatzkonzentrationen der Geräte erfolgten unter „worst case“-Praxisbedingungen, und zwar in einem Abferkelabteil bei kühlen Außentemperaturen. International gelten unterschiedliche Grenzwerte für Isofluran in der Umgebungsluft: von knapp 400 mg/m³ Umgebungsluft in Spanien und Großbritannien und von etwa 80 mg/m³ in Schweden und in der Schweiz.

Für die zertifizierten Geräte gilt, dass der international niedrigste Grenzwert von 15 mg/m³, der ansonsten nur in Kanada und Israel gefordert wird, einzuhalten ist. Die Geräte der Firmen GDO und Schulze Bremer erreichen die niedrigsten Arbeitsplatzkonzentrationen von unter 1 mg/m³ Luft am jeweiligen Arbeitsplatz. Die Prüfbedingungen der Geräte waren dabei wetterabhängig nicht genau gleich, so dass diese Ergebnisse nur zur Orientierung dienen können. Das insgesamt niedrige MAK-Niveau aller Geräte ist vor allem über das beschriebene Arbeitsprinzip möglich, indem die Masken die ausgeatmete Luft der Ferkel absaugen und über Aktivkohlefilter filtern.

Menschen reagieren unterschiedlich auf Isofluran

In der Schweiz wird seit zehn Jahren unter Verwendung von Isofluran bei einem vergleichsweise hohen Grenzwert und bislang mit technisch weniger entwickelten Geräten gearbeitet. Es sind offiziell keine Erkrankungen durch Isofluran bekannt. Trotzdem muss ausdrücklich gesagt werden, dass Menschen unterschiedlich auf Isofluran reagieren und niemand auf der Welt zu 100 Prozent Folgeschäden durch Dauerbelastung für besonders sensible Menschen ausschließen kann. Die Geräte haben Sensoren für technisch bedingte Verlustquellen und werden in regel-mäßigen Abständen vom Hersteller in unterschiedlicher Weise überprüft. Arbeitgeber sollten perspektivisch in regelmäßigen Abständen die Isofluran-Restmengen am Arbeitsplatz überprüfen lassen. Die Firma Dräger hat dafür Testsensoren in Aussicht gestellt. Die Prüfung könnte der Stallklimaprüfer beispielsweise halbjährlich übernehmen. Kinder und Schwangere dürfen in Deutschland nicht mit Isofluran arbeiten.

Lesen Sie den gesamten Beitrag in der BWagrar-Ausgabe 43/2020.

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