Solar auf versiegelte Flächen
Das Bündnis „Ländle leben lassen“ aus 24 Umwelt- und Landwirtschaftsorganisationen sammelt derzeit Unterschriften für einen Volksantrag gegen den Flächenverbrauch. Eine Forderung ist dabei, dass beim Ausbau der regenerativen Energien Solaranlagen auf Dächern, sowie auf bereits versiegelten Flächen Vorrang haben müssen. Eine zweite Forderung lautet das ein flächendeckenden Netz von 'Agenturen für Innenentwicklung' eingerichtet wird. Diese sollen die Kommunen dabei unterstützen, Leerstände und Baulücken einer Nutzung zuzuführen und so Neubaugebiete auf der grünen Wiese zu vermeiden.
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„Photovoltaik-Anlagen auf Dachflächen müssen absoluten Vorrang haben, um keine zusätzlichen landwirtschaftlichen Flächen zu verbauen“, sagt Juliane Vees, Vorsitzende der LBV-Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien. „Darüber hinaus sollten alle Flächen, die für die Landwirtschaft und den Naturschutz ungeeignet sind, wie beispielsweise Lärmschutzwände an Straßen und Schienenwegen, Parkplatz- und Gewerbeflächen, in Zukunft verpflichtend für den Photovoltaik-Ausbau herangezogen werden.“ Sylvia Pilarsky-Grosch vom BUND pflichtet bei: „Es wird nicht ohne Freiflächenanlagen gehen, wenn die Klimaziele rechtzeitig erreicht werden sollen. Aber angesichts der Flächenknappheit müssen Hindernisse für den Bau von PV-Anlagen auf Dächern wie z.B. der Denkmalschutz hintanstehen.“ Gerhard Bronner vom Landesnaturschutzverband lobt das Land: „Baden-Württemberg hat als erstes Bundesland die Solarpflicht für neue Gebäude eingeführt. Jetzt ist es an der Zeit, auch die Potenziale im Gebäudebestand zu heben!“
Bernhard Bolkart, Präsident des BLHV, verweist auf die Vorreiterrolle der Landwirte: „Unsere Landwirtinnen und Landwirte sind sich ihrer Verantwortung für eine nachhaltige Energieversorgung bewusst und haben bereits eine Vorreiterrolle eingenommen, indem sie die Dächer von Scheunen und Maschinenhallen mit Solarzellen bestückt haben.“ Für die Landwirtschaft sei klar, dass der Schutz von landwirtschaftlich nutzbarem Boden und die Förderung erneuerbarer Energien Hand in Hand gehen sollten“, ergänzt Bolkart.
Innenentwicklung besser steuern
Im Baugesetzbuch ist ein Vorrang der Innenentwicklung vor der Inanspruchnahme neuer Flächen festgeschrieben. Gute Beispiele in der Städtebauförderung und im Entwicklungsprogramm ländlicher Raum zeigen, dass dies durchaus möglich ist. Viele Kommunen fühlen sich allerdings überfordert, wenn sie mit hunderten von Eigentümern verhandeln sollen. Hier sollen nach Ansicht des Volksantragsbündnisses 'Agenturen für Innenentwicklung' unterstützen. „Die Notwendigkeit hat die Regierung eigentlich erkannt“, so Gerhard Bronner vom Landesnaturschutzverband. „Im Koalitionsvertrag sind 'Flächen-Scouts' auf regionaler Ebene genannt. Bisher gibt es sie leider noch nicht, und vermutlich wären statt der Region auch kleinere Einheiten sinnvoll.“
Das Bündnis gegen den Flächenverbrauch verweist auf die guten Erfahrungen, die mit dem Netz von Energieagenturen und den Landschaftserhaltungsverbänden gemacht wurden. „Ohne diese Einrichtungen wären die Energiewende und der Schutz der Artenvielfalt aussichtslos“, so BUND Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch. „Auch beim dritten Mega-Umweltproblem im Land, dem Flächenverbrauch, brauchen wir vergleichbare Strukturen“, ergänzt sie.
Ein flächendeckendes Netz von 'Agenturen für Innenentwicklung' soll die Kommunen beraten und sie bei der Umsetzung innovativer Konzepte unterstützen“, fordert Marco Eberle, Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes.
Die Unterschriftensammlung für den Volksantrag hat mittlerweile die Hälfte der geforderten 40.000 Unterschriften erbracht. Bis April 2024 muss die Sammlung abgeschlossen sein.
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