
Biogas: Zukunft gesucht
Vor 120 Teilnehmern stand bei der Tagung „Zukunft Biogas: Perspektiven für Kommunen und Landwirtschaft“ am 7. April in Lonsee die Frage nach einer Weiterentwicklung der Biogasnutzung in Baden-Württemberg im Mittelpunkt. Gastgeber war das Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz. Die Hoffnung auf schnelle Lösungen für alle blieb freilich unerfüllt.
von Katharina Geiger Quelle Katharina Geiger erschienen am 15.04.2025Jörg Messner vom Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) brachte es als einer der ersten Redner auf den Punkt: „Wir stehen am Anfang des Weges“. Was Messner auf die Umsetzung der im Jahr 2023 verabschiedeten Biogasstrategie seines Bundeslandes bezog, das könnte als Überschrift über allen Vorträgen des Tages stehen. Sehr viel Potenzial wurde ausgemacht und viel über die Bedeutung von Biogas für die Energiewende gesprochen. Landwirtschaftsminister Peter Hauk machte deutlich, dass er das Biomassepaket als Schritt in die richtige Richtung sieht, jedoch auch Verbesserungsbedarf sieht. Er stellte das neue Förderprogramm „Biogas Zukunft Plus“ vor. Damit soll die innovative Nachrüstung bestehender Anlagen gefördert werden. Ein Zukunftsprojekt.
Abschaltung droht
Auf der Tagung zeigten bereits umgesetzte eindrucksvolle Beispiele, wie Landwirte neue Wege gehen, um mehr Wertschöpfung aus ihren Biogasanlagen zu gewinnen. Bis all das in der breiten Praxis angekommen ist, braucht es jedoch Zeit, das wurde in Lonsee immer wieder deutlich. Die drängende Frage vieler Landwirte, deren Anlagen bald aus dem EEG fallen und die weder in einer Ausschreibung erfolgreich waren noch aus eigener Kraft eine kostspielige Weiterentwicklung stemmen können – sie wurde nur am Rande behandelt. Der Tagungsteilnehmer Markus Auer, Biogas-Berater, formulierte es im Gespräch mit BW Agrar so: „Ein Drittel der Anlagen, die in die Ausschreibung um eine weitere EEG-Förderung gehen, bekommen den Zuschlag und damit eine sehr knapp bemessene weitere Vergütung, zwei Drittel gehen leer aus. Das ist aus meiner Sicht der Tod für den Großteil aller älteren Anlagen, denn auch mit Zuschlag wird es langfristig nicht reichen“. Er fordert als Nachbesserung im Biomassepaket vor allem deutlich mehr Zeit für die Flexibilisierungsmaßnahmen gerade für die kleineren Anlagen. „Die Landwirte wollen ja netzdienlich einspeisen, aber der Zeitrahmen ist viel zu eng. Es kann nicht funktionieren, wenn allein der Genehmigungsprozess für die nötigen Erweiterungsbauten für eine Flexibilisierung einige Jahre in Anspruch nimmt“. Die Landwirte bräuchten demnach mehr Unterstützung, gerade am Anfang ihres Weges in die netzdienliche Einspeisung.
Busse und Traktoren tanken Methangas
Im Tagungsprogramm ging es viel um zukünftige Chancen für innovationsfreudige Biogasbetreiber in den baden-württembergischen Regionen. Ein Beispiel dafür ist die Nutzung von Methan als Treibstoff. Zwei Busse aus dem Projekt NEOBus waren vor der Tagungshalle geparkt, dazu ein Methangas-Traktor von New Holland. Sehr schlüssig wurde erklärt, warum das zu LNG (Liquefied Natural Gas, also verflüssigtes Erdgas) und CNG (Compressed Natural Gas, also komprimiertes Erdgas) veredelte Methangas gerade für den öffentlichen Nahverkehr eine der besten Treibstoff-Optionen sein kann: Durch die gute Klimabilanz hilft der Biokraftstoff, die Klimaziele der Regionen zu erreichen, und stützt gleichzeitig die Wertschöpfung der landwirtschaftlichen Produzenten vor Ort. Es werden Reststoffe wie Gülle genutzt, die ohnehin anfallen. Und das Prozedere ist gut zu handhaben, wie das geförderte Praxisprojekt NEOBus beweist. Mit an Bord ist hier der Landwirt Philipp Duelli, der in seiner Biomethan-Tankstelle eine Maßnahme zur Diversifizierung und zur Erhöhung der Wertschöpfung aus der Biogasproduktion sieht. „Aktuell verkaufen wir rund 15 Prozent unserer Rohbiogasproduktion als CNG über die Tankstelle. Wir wollen das Geschäftsfeld ausweiten, denn der Bedarf ist da. Aktuell tanken die Busse bei uns, aber wir haben auch schon Anfragen von privaten PKW-Besitzern“, so Duelli. Umsetzbar wurde das Projekt für ihn nur durch eine finanzielle Förderung im NEOBus-Projekt, da ihm das finanzielle Risiko eines neuen und unerforschten Systems zu hoch gewesen wäre.
Methangas im Schlepper
Dass auch eine Eigennutzung von Biomethan in landwirtschaftlichen Fahrzeugen eine Option ist, zeigte der in Lonsee vorgeführte Schlepper von New Holland. Klaus Senghaas, Leiter der Abteilung Alternative Treibstoffe bei New Holland, sieht in der Nutzung von Biomethan deutliche Vorteile gegenüber Wasserstoff- oder Elektromotoren. Vom vorgeführten Traktor seien schon 250 Exemplare im Einsatz, 30 davon in Deutschland.
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