
Reserve im ewigen Eis
Im Juni 2025 wird erneut Saatgut aus Deutschland im Global Seed Vault auf Spitzbergen eingelagert – als sichere Reserve für Krisenzeiten. Mehr als 70.000 Proben deutscher Genbanken sind bereits in der arktischen Genbank hinterlegt, darunter auch Sorten mit besonderer Bedeutung für die Landwirtschaft. Das Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) macht anlässlich des Tags der Biologischen Vielfalt deutlich: Die genetische Vielfalt von Kulturpflanzen ist ein zentraler Baustein für die Ernährungssicherung der Zukunft.
von Redaktion erschienen am 17.06.2025Im Juni 2025 öffnen sich für einen kurzen Moment die Tore der frostigen Saatgutreserve im ewigen Eis. Um die biologische Vielfalt zu bewahren, lagern Mitarbeitende der Genbank des Nordischen Rates dort für Jahrzehnte Saatgut verschiedenster bedeutender Kulturpflanzenarten ein. Das Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt (IBV) in der BLE ist Partner der deutschen Genbanken, die bereits mehr als 70.000 Proben auf Spitzbergen deponiert haben. Anlässlich des Internationalen Tages der Biologischen Vielfalt am 22. Mai macht das IBV deutlich, dass der Erhalt genetischer Pflanzenvielfalt entscheidend für die Ernährungssicherung ist.
Tief in einem Berg auf Spitzbergen, umgeben von ewigem Eis, liegt mit dem Global Seed Vault ein einzigartiger Ort. Seit 2008 werden in diesem internationalen Saatguttresor Proben aus der ganzen Welt aufbewahrt. Inzwischen lagern dort über 1,3 Millionen sogenannte Akzessionen als Notfallreserve für Krisenzeiten wie Naturkatastrophen oder Kriege. Im Juni öffnet er für kurze Zeit erneut unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um über 10.000 weitere wertvolle Proben einzulagern. Diesmal planen zwölf Länder aus vier Kontinenten die Einlagerung von Saatgutproben, darunter zum ersten Mal Benin, die Philippinen und Vietnam.
Über 70.000 Saatgutproben stammen aus Deutschland
Die größte Genbank für landwirtschaftliche Nutzpflanzen in Deutschland ist das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben. Von den dort gelagerten fast 70.000 Sicherungsduplikaten lagern inzwischen fast die Hälfte auf Spitzbergen. Weitere bedeutende Genbanken befinden sich beim Julius Kühn-Institut (JKI), beispielsweise die Deutsche Genbank Obst und die Deutsche Genbank Reben. Von dort wurden bereits 19 Akzessionen von sieben Arten im Global Seed Vault hinterlegt. Doch nicht nur Genbanken nutzen den Global Seed Vault. Auch der Botanische Garten in Bonn lagert bereits zwölf Saatgutproben von rheinischen Gemüsesorten, darunter die bekannte Tomate „Bonner Beste“ und der Wirsingkohl „Bonner Advent“, im ewigen Eis.
Mehr als 1700 Genbanken weltweit bewahren die Vielfalt
Neben der Aufbewahrung steht die Dokumentation im Mittelpunkt: Welche Sorte ist besonders robust? Welche gedeiht bei Trockenheit? Solche Informationen stärken internationale Kooperationen innerhalb eines globalen Netzwerks von über 1.700 Genbanken und ermöglichen die Nutzung der Proben für Forschung und Züchtung. Das Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt der BLE bündelt Informationen über die in Deutschland aufbewahrten Saatgutproben und stellt sie europäischen und globalen Datenbanken zur Verfügung. Die letzte Aktualisierung der Bestände erfolgte im April 2025.
Eigenschaften alter Sorten können in Zukunft nützlich sein
Doch warum das alles? Alte Sorten wie blaue Kartoffeln, grüne Tomaten oder Champagner-Roggen erscheinen vielleicht kurios, doch sie bergen wertvolle genetische Eigenschaften. Diese können angesichts des Klimawandels und sich ändernder Anbaubedingungen überlebenswichtig sein. Resistenzen gegen Schädlinge, Toleranz gegenüber Trockenheit oder extremen Temperaturen: Die Vielfalt in der Pflanzenwelt ist die Basis für eine sichere und nachhaltige Ernährung.
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