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Wie außerfamiliäre Hofübergabe gelingt

Ich vertraue dir meinen Hof an

Wenn kein Nachfolger aus der Familie bereitsteht, kann eine außerfamiliäre Hofübergabe eine echte Chance für den Fortbestand des Betriebs sein. Sie verlangt jedoch viel Vertrauen, klare Absprachen und einen strukturierten Prozess. Eine Studie zeigt, wie Bäuerinnen und Bauern diesen Übergang erfolgreich meistern können – und was es dazu braucht.

von Maria Laukenmann erschienen am 01.08.2025
Sicht auf einen Bauernhof © Conny Pokorny/Shutterstock
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Die Hofübergabe ist ein entscheidender Moment in der Landwirtschaft, der nicht nur den Fortbestand landwirtschaftlicher Betriebe, sondern auch das kulturelle Erbe und die ländliche Entwicklung beeinflusst. Jede Hofübergabe ist für den Betrieb eine Ausnahmesituation, die jeder Betriebsleiter maximal zweimal in seinem Leben miterlebt: wenn man einen Betrieb übernimmt und wenn man den Betrieb wieder übergibt.

Nicht immer ist es möglich, den Betrieb an familiäre Hofnachfolger zu übergeben. Etwa drei Prozent der Hofübergaben in Deutschland finden außerfamiliär statt, und diese Übergabeart gewinnt gerade auf kleinen Betrieben immer mehr an Bedeutung. Es kommt immer noch vor, dass Betriebsleiter über eine Hofaufgabe nachdenken, weil sie von der Hofübergabe-Alternative an familienfremde Personen bis dahin noch nichts gewusst haben.

Bei den außerfamiliären Hofübergaben spielen die zwischenmenschlichen und emotionalen Aspekte eine besonders wichtige Rolle, welche über Erfolg oder Misserfolg entscheiden können, denn beide Parteien müssen sich erst kennenlernen. Nicht immer gelingt solch ein Hofübergabevorhaben auf Anhieb. In der Praxis ist es oft der Fall, dass mehrere Anläufe genommen werden müssen, bis der Hofübergabeprozess zum Abschluss kommt und der Betrieb erfolgreich übergeben wird.

Im Rahmen der Masterarbeit von Maria Laukenmann an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, welche Frau Dr. Angelika Thomas begleitete, wurden Altenteiler zu ihrer erfolgreichen außerfamiliären Hofübergabe interviewt. Ziel war es, die Prozesse des Loslassens nachzuvollziehen und ihre Erfolgsgeheimnisse zu lüften. Zitate aus diesen Interviews sind im Text eingestreut.

Mit fünf Meilensteinen zur Erfolgsgeschichte

Bei einer außerfamiliären Hofübergabe müssen viele Entscheidungen getroffen werden. Einige davon müssen die Abgebenden und die Hofnachfolgenden bereits vor dem Übergabeprozess eigenständig treffen, andere erfordern eine gemeinsame Abstimmung während des Prozesses. Landwirte, die strukturiert und reflektiert an die Sache herangehen und den einzelnen Phasen gleichermaßen viel Aufmerksamkeit schenken, haben eine größere Chance, dass ihr Hofübergabeversuch ein Erfolg wird.

„Wer bin ich, wenn der Hof in fremden Händen ist?“ - Diese Frage stellen sich viele Abgebende, wenn sie über die Option der außerfamiliären Hofübergabe nachdenken. Dies kennzeichnet auch die erste Phase des „Wollens“. Für Landwirte ist ihr Hof viel mehr als nur ein Besitz und ihre Einkommensquelle; der Hof ist der zentrale Teil ihrer Identität. Die Hofabgebenden haben seit Jahrzehnten feste Rollen in ihrem Leben, die sie nur schwer loslassen können.

Dennoch ist es wichtig, sich mit diesem Thema der Veränderung auseinanderzusetzen, wenn der Hof an neue Nachfolger übergeben wird. Hofbesitzer sollten sich frühzeitig Gedanken machen und mit Angehörigen über Wünsche und Zukunftsmöglichkeiten des Betriebes sprechen. Ein geeigneter Zeitpunkt dafür ist kurz nach dem 50. Geburtstag des Betriebsleiters. Gemeinsam können sich die Beteiligten über Zukunftsperspektiven für den Hof sowie über hierbei unterstützende Beratungsangebote informieren.

Das Loslassen und die Übergabeform

Der Wille, das erschaffene Lebenswerk loszulassen und diese Schritte zu gehen, erfordert viel Mut. Aber es erfordert auch das Vertrauen darauf, dass der Hof in neuen Händen weiterwachsen kann und für kommende Generationen zukunftsfähig bewirtschaftet wird. So stellte einer der Interviewten fest: „Wir wollen den Hof als Bauernhof erhalten. (...) Wir sind ja nur zu Gast hier auf dieser Erde. Wir kommen ohne was und wir gehen ohne was. Und wir haben hier unsere Verantwortung zu tragen und dürfen das dann irgendwann weitergeben.“

In diesem Vertrauen ist es von Vorteil, wenn der Betrieb attraktiv für Hofnachfolger gemacht wird. Das kann zum Beispiel durch das Bereitstellen von Wohnraum geschehen oder durch die Investition in neue Maschinen.

In der zweiten Phase der „Übergabeform“ ist die Entscheidung über eine Übergabe an Dritte bereits gefallen, und nun soll eine geeignete Form gefunden werden. Das Ziel ist es, dass die Hofübergebenden wirtschaftliche, standortspezifische und persönliche Rahmenbedingungen für den weiteren Hofübergabeprozess entwickeln. Berater unterstützen dabei. Hier entscheiden sich die Hofübergebenden auch, ob sie den Betrieb zum Beispiel lieber verpachten, verkaufen oder in eine Stiftung geben wollen und wie viel Altenteilerrente sie benötigen. Es wird die Grundlage für einen späteren sachlichen Austausch zwischen den Hofübergebern und den Hofnachfolgern gelegt, was Missverständnisse vermeidet und individuelle Lösungen fördert.

Suchen, Übergang und Abschluss

Erst jetzt wird mit dem „Suchen“ begonnen. Kommt niemand aus dem bereits bekannten Umfeld in Betracht, kann nun an die Außenwelt herangetreten werden. Zum einen kann auf sich und den Hof mittels Anzeigen in Zeitungen, Wochenblättern und im Internet aufmerksam gemacht werden. Zum anderen kann man sich auch an Vermittlungsstellen wenden, zum Beispiel an die Vertrauensstelle für außerfamiliäre Hofübergaben Südbaden. Zudem besteht die Möglichkeit, auch über Makler oder durch Aushänge an landwirtschaftlichen Schulen für Aufmerksamkeit zu sorgen.

Das Finden eines geeigneten Hofnachfolgers ist in den meisten Fällen kein einfacher Prozess. Beide Seiten haben ihre Ansprüche und Wünsche. Es ist daher sinnvoll, sich auf Kompromisse einzulassen. Auf beiden Seiten sollten eine hohe Sympathie und eine ausgeprägte Bereitschaft zum Dialog vorhanden sein. „Mir war es klar. Wo die gegangen sind [...], da dachte ich: Die sinds!“

Haben sich beide Parteien gefunden und lassen sich aufeinander ein, beginnt die Phase des „Übergangs“. Oftmals arbeiten beide Generationen eine Zeit lang zusammen und machen einen festen Termin zur endgültigen Übergabe aus. Auf diesen Termin wird schrittweise hingearbeitet, wobei sich zeigt, ob Wünsche und Erwartungen langfristig zusammenpassen. „Die Dynamik hat dazu geführt, dass die Bilder, die man anfangs hatte, sich wieder ein Stück weit verändert haben und auch weiterentwickelt.“ Merken beide: „Das passt einfach!“, steht dem „Abschluss“ nichts mehr im Wege. Von nun an tragen die Hofnachfolger alle betrieblichen Entscheidungen und die daraus resultierenden Konsequenzen.

Junger Mann steht im Kuhstall
Junger Mann steht im Kuhstall © Kniel Synnatzschke / Westend61 on Offset / shutterstock

Gut beraten, besser vorbereitet

Hofübergaben markieren den Übergang von einer zur anderen Generation und gehen mit Eigentumswechsel einher. Diese Übergaben sind sehr komplex und erfordern gut durchdachte Pläne und oftmals auch Unterstützung, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. „Also ohne [Beratung] geht es meines Erachtens überhaupt nicht. (...) Da darf man dann auch die Kosten und Mühe nicht sparen. Denn das ist ja bloß einmal.“, stellen Betroffene nach der Hofübergabe fest.

Es gibt mittlerweile immer mehr Angebote zur Unterstützung speziell von außerfamiliären Hofübergaben. Es wird empfohlen, sich mindestens zwei Jahre vor der geplanten Hofübergabe über Angebote zu informieren und den ersten Kontakt zu Institutionen und Beratern herzustellen. Sozioökonomen, Steuerberater und Mediatoren sind gute Ansprechpartner. Besonders viel Erfolg verspricht es, wenn der gesamte Hofübergabeprozess von erfahrenen Beratern begleitet wird.

Ergänzend helfen auch angebotene Seminare, bei denen die Hofübergeber und Hofnachfolger ins Gespräch kommen. Für die meisten Hofübergeber sind Erfahrungsberichte und Empfehlungen von Berufskollegen ein wertvoller Bestandteil in ihrem Hofübergabeprozess. Der Bauernverband bringt regelmäßig Angebote für den Austausch auf den Weg.

Umgang mit gescheiterten Hofübergaben

Nicht jeder Hofübergabeversuch gelingt. Oftmals braucht es mehrere Anläufe, die auch viel Zeit in Anspruch nehmen. Das ist einer der Gründe, warum es ratsam ist, sich frühzeitig über die Hofübergabesituation bewusst zu werden und gegebenenfalls nach Hofnachfolgern zu suchen. Spüren Hofabgebende, dass sie mit den Hofnachfolgern nicht auf einer Wellenlänge sind, ist dies oft schon ein Hinweis dafür, dass die beiden Parteien nicht zusammenpassen.

Eine gescheiterte Hofübergabe kann Narben hinterlassen. Unmittelbar nach dem Scheitern verspüren die Hofübergeber oftmals einen Frust, der sie auch manchmal in dem Gedanken zum Weitermachen einschränkt. Wird der Betrieb von einem Berater begleitet, kann die Situation gut aufgearbeitet werden, und es wächst neues Vertrauen in den weiteren Prozess mit einem neuen Nachfolger.

Jedes Scheitern bringt eine neue Chance für eine erfolgreiche Hofübergabe mit sich, welche die Hofübergebenden nur zulassen müssen. Wenn sich erst einmal der passende Hofnachfolger gefunden hat und es auf dem Betrieb und zwischenmenschlich harmoniert, dann sind die Hofübergebenden glücklich über die Ernüchterung einer zuvor gescheiterten Übergabe: „Ich muss sagen, ich bin froh, dass es gescheitert ist. Ja, ich bin richtig froh!“

Offene Worte, tiefes Vertrauen, starke Verbindung

Bei Hofübergaben ist es nach wie vor üblich, dass Hofabgebende und Hofnachfolger zusammen auf dem Hof wohnen und auch zusammenarbeiten. Sie gehen also eine enge Verbindung miteinander ein. Eine gute Beziehung lässt sich durch offene Kommunikation gut aufbauen. Die Kommunikation wird in jeder Familie anders vorgelebt, und jeder bringt daher andere Ansprüche in den Prozess mit hinein.

In der Landwirtschaft wird oft lieber über technische Dinge gesprochen, als über die persönlichen Bedürfnisse. Es ist daher von Vorteil, wenn eine offene Kommunikationskultur von Hofübergebern vorgelebt wird. „Es gibt keinen dicken Hals. Wenn irgendwas nicht passt, wird drüber gesprochen. Und wenn es noch so peinlich ist.“

Die Beziehung und das Vertrauensverhältnis zwischen Hofnachfolgern und den Hofabgebenden stehen in enger Verbindung zum Hofübergabeerfolg und zum Wohlergehen beider. Denn Hofübergeber können den Hof erst loslassen, wenn sie Vertrauen zu den Hofnachfolgern haben. Dann sind sie bereit, „sich selbst zurückzunehmen. Das zu akzeptieren, was sie tun und auf der anderen Seite, wenn es brennt, da zu sein.“

Hofübergabe, Schlüsselübergabe
Hofübergabe, Schlüsselübergabe © agrarfoto.com
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