
Biodiversität honorierbar machen
Der Rückgang der Biodiversität bedroht unsere Lebensgrundlagen und kann sich direkt auf die Stabilität von Unternehmen auswirken. Um diesem Risiko Rechnung zu tragen, hat der Gesetzgeber neue regulatorische Vorgaben geschaffen, die an Banken die Anforderung stellen, naturbezogene Risiken in ihre Risikoanalysen einzubeziehen.
von Landwirtschaftliche Rentenbank Quelle Landwirtschaftliche Rentenbank erschienen am 01.09.2025Vor diesem Hintergrund hat die Landwirtschaftliche Rentenbank gemeinsam mit Capgemini Invent eine umfassende Studie zu naturbezogenen Risiken und Biodiversität in der Agrarfinanzierung veröffentlicht. Die Ergebnisse machen deutlich: Damit Banken sowohl die Risiken des Biodiversitätsverlusts als auch die biodiversitätsfördernden Maßnahmen landwirtschaftlicher Betriebe angemessen bewerten und honorieren können, sind verlässliche Daten und geeignete Bewertungsansätze unerlässlich.
Studie zur Biodiversität
Neue regulatorische Anforderungen für den Finanzsektor zielen darauf ab, die Auswirkungen naturbezogener Risiken ausreichend zu berücksichtigen. In der Folge stehen Banken vor der Aufgabe, Biodiversität verstärkt in ihre Kreditvergabe, Risikobewertung und Portfolioanalysen einzubeziehen. Im Gegensatz zu Klimarisiken, die häufig mit standardisierten Kennzahlen wie CO2-Emissionen messbar sind, sind biodiversitätsbezogene Risiken komplexer und regional unterschiedlich ausgeprägt. Gerade bei der Bewertung landwirtschaftlicher Kreditnehmer, die in besonders enger Wechselwirkung mit der Natur stehen, entsteht daraus eine besondere Herausforderung. Dazu Nikola Steinbock, Sprecherin des Vorstands der Rentenbank: „Die Landwirtschaft ist systemrelevant und ein zentraler Wirtschafts- und Resilienzfaktor für unser Land. Bei der Bewertung landwirtschaftlicher Kreditnehmer dürfen naturbezogene Faktoren nicht pauschal und damit oft zu negativ beurteilt werden. Es braucht eine präzise Bewertung auf Betriebsebene – dafür sind bessere Daten, neue Bewertungsansätze und eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Wissenschaft, Politik und Finanzsektor notwendig.“
Es fehlen belastbare Daten
„Es fehlen bislang flächendeckende, standardisierte Indikatoren und belastbare Daten. Die Studie zeigt, dass viele Banken aktuell noch am Anfang stehen, biodiversitätsbezogene Risiken systematisch zu erfassen. Besonders kleinere Institute kämpfen mit fehlenden Daten und hohem Erhebungsaufwand,“ sagt Marco Meyer, Leiter Sustainable FS bei Capgemini Invent Deutschland. Gleichzeitig stellt die Studie erste Ansätze und Tools zur systematischen Datenerhebung vor, die Biodiversität messbar und bewertbar machen sollen. Zudem gibt es vielversprechende agrarwissenschaftliche Forschungsprojekte, die an standardisierten Indikatoren arbeiten, die für die Risikoanalyse genutzt werden können.
Best-Practice-Beispiele
Darüber hinaus präsentiert die Studie Best-Practice-Beispiele, wie Biodiversität gefördert und biodiversitätsbezogene Risiken für landwirtschaftliche Betriebe reduziert werden können. Nikola Steinbock betont: „Die Landwirtschaft steht im Zentrum des Biodiversitätsschutzes. Sie ist einerseits stark von funktionierenden Ökosystemen abhängig, kann aber andererseits durch gezielte Maßnahmen einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten.“ Die Studie unterstreicht, dass wirtschaftliche Anreize, praxisnahe Beratung und digitale Lösungen notwendig sind, um biodiversitätsfördernde Maßnahmen flächendeckend umzusetzen.
Gezielte Programme
Die Landwirtschaftliche Rentenbank sieht sich in einer besonderen Verantwortung: Als Förderbank für die Agrarwirtschaft will sie den Dialog zwischen Finanz- und Realwirtschaft stärken und Impulse für praxisnahe Lösungen geben. Durch gezielte Förderprogramme und innovative Finanzierungsprodukte können Banken und Förderinstitute Anreize für biodiversitätsfördernde Maßnahmen schaffen und so aktiv zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen. Die Studie versteht sich als Einladung zum offenen Austausch und zur Entwicklung gemeinsamer Lösungsansätze.
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