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Mehrjährige Blühflächen fördern die Artenvielfalt

Landwirtschaft mit Weitblick

In einer siebenjährigen Langzeitstudie wurden Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität in einer konventionell bewirtschafteten Agrarlandschaft in Brandenburg umgesetzt. Ein Mosaik aus mehrjährigen Blühflächen führte zu einem deutlichen Anstieg der Bestäubervielfalt. Besonders erfreulich war der vermehrte Nachweis gefährdeter und spezialisierter Arten.

von Redaktion erschienen am 08.10.2025
In der Ackerflur entstanden im Rahmen der Studie ein- und mehrjährige Blühstreifen mit verschiedenen Mischungen. © Bayer
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Etwa eine Autostunde westlich von Berlin, im Havelland, liegt die Agro-Farm GmbH Nauen. Auf der Nauener Platte mit ihren Mineral- und Luchböden bewirtschaftet die Familie Peters erfolgreich rund 2500 Hektar Ackerfläche. Seit 2017 besteht dort eine Kooperation als Beratungszentrum für landwirtschaftliche Betriebe und als Bayer ForwardFarm. Ziel ist es, Ideen und Ansätze für eine moderne, nachhaltige Landwirtschaft unter realen Feldbedingungen zu testen und praxisnah zu demonstrieren.

Vielfalt durch gezielte Maßnahmen

Seit 2017 wurden in Zusammenarbeit mit lokalen und nationalen Experten verschiedene Biodiversitätsmaßnahmen umgesetzt. Der Schwerpunkt lag auf dem Monitoring von Wildbienen. In der Ackerflur entstanden ein- und mehrjährige Blühstreifen mit den Mischungen „Veitshöchheimer Bienenweide“ (Variante Nord-Ost), „AUM Mecklenburg-Vorpommern“ und „Greening Nektar und Pollen“. Ergänzend wurden Getreidebestände in weiter Reihe mit Untersaat etabliert und Nisthügel angelegt.

Auch die Hofstelle selbst wurde ökologisch aufgewertet – unter anderem durch Nisthilfen und einen Staudengarten. Im Jahr 2023 kamen zusätzlich stillgelegte Flächen hinzu, die im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) als Pflichtbrache angelegt wurden. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgte durch den lokalen Entomologen Dr. Christoph Saure.

Deutlich mehr Wildbienenarten

Die Ergebnisse der Wildbienenerfassung bestätigen den Erfolg der Maßnahmen: Zwischen 2017 und 2024 konnten insgesamt 141 Wildbienenarten nachgewiesen werden – eine außergewöhnlich hohe Zahl für eine intensiv genutzte Agrarlandschaft. Besonders die angelegten, mehrjährigen und vernetzten Blühstreifen trugen maßgeblich dazu bei.

Das durchgehende Blütenangebot ermöglichte zahlreichen Wildbienenarten, sich dauerhaft in dem Gebiet anzusiedeln und die Flächen als Nahrungs- und Nisthabitate zu nutzen. Besonders erfreulich ist, dass sich auch viele gefährdete Arten und Nahrungsspezialisten etabliert haben.

Grenzen extensiver Maßnahmen

Extensive Maßnahmen wie „Weite Reihe im Getreide mit Untersaat“ zeigten dagegen geringere Effekte. In den Untersaaten enthaltene Pflanzen – insbesondere Kleearten – kamen kaum zur Blüte oder wurden schnell von krautigen Arten aus der Bodensamenbank überwachsen. Auch die angelegten Nisthügel spielten nur eine geringe Rolle, da sie rasch zuwuchsen und somit kaum offene Erdflächen als Nistplätze zur Verfügung standen.

Das Freihalten der Nisthügel erwies sich zudem als sehr arbeitsintensiv und ließ sich nur schwer in den Betriebsablauf integrieren.

Das durchgehende Blütenangebot ermöglichte zahlreichen Wildbienenarten, sich dauerhaft in dem Gebiet anzusiedeln und die Flächen als Nahrungs- und Nisthabitate zu nutzen.
Das durchgehende Blütenangebot ermöglichte zahlreichen Wildbienenarten, sich dauerhaft in dem Gebiet anzusiedeln und die Flächen als Nahrungs- und Nisthabitate zu nutzen. © Bayer

Nachhaltige Intensivierung als Leitbild

Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie sich durch gezielte Maßnahmen außerhalb der Produktionsfläche die Vielfalt von Wildbienenpopulationen deutlich steigern lässt – bei gleichzeitig intensivem Ackerbau.

Es steht beispielhaft für das Konzept der nachhaltigen Intensivierung: Durch die Integration biodiversitätsfördernder Elemente wie Blühstreifen, strukturreiche Saumzonen und Nisthilfen wird die ökologische Funktionalität der Agrarlandschaft gestärkt, ohne die Produktivität der bewirtschafteten Flächen einzuschränken.

Anzahl der Wildbienenarten 2017 bis 2024 und insgesamt im Untersuchungsgebiet in Nauen,
aufgeteilt in Arten der Roten Liste (rot), der Vorwarnliste (blau) und oligolektische Arten (gelb)
sowie Arten, die oligolektisch sind und auf Roten Liste (orange) oder der Vorwarnliste (grün)
stehen, sowie alle anderen Arten (grau).
Anzahl der Wildbienenarten 2017 bis 2024 und insgesamt im Untersuchungsgebiet in Nauen, aufgeteilt in Arten der Roten Liste (rot), der Vorwarnliste (blau) und oligolektische Arten (gelb) sowie Arten, die oligolektisch sind und auf Roten Liste (orange) oder der Vorwarnliste (grün) stehen, sowie alle anderen Arten (grau). © Bayer
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