So fühlen sich Bodenbrüter wohl
Auf dem Betrieb von Helmut Kayser in Gäufelden-Tailfingen haben Interessierte aus Verwaltung, Naturschutz, Landwirtschaft und Jagd am 4.Juli 2017 Blühmischungen angeschaut, die Rebhühnern Schutz und Nahrung geben können. Im Rahmen des Dialogforums wurde das Rebhuhnprojekt vorgestellt. Die Fachleute gaben Hinweise, wie Landwirte, Naturschützer und Jäger zusammenarbeiten.
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"Wir haben noch Rebhühner hier", freut sich Helmut Kayser, "es waren zwar schon mehr, aber sie sind immer noch da." Das Rebhuhn-Projekt wurde vor zwei Jahren angestoßen auf Initiative von der Bondorfer Gemeinderätin Dr. Simone Beck. Vom Landschaftserhaltungsverband des Landkreises Böblingen (LEV) wurden Landwirte, Jäger und Naturschützer zusammengebracht. "Etwa 40 Brutpaare zählten wir zu Beginn des Projektes 2016", erinnert sich Barbara Truckses vom LEV.
Rebhühner durch Bewirtschaftungsmaßnahmen fördern
14 Landwirte haben 5,5 Hektar zur Verfügung gestellt. Die wichtigste Maßnahme in diesem Projekt ist die Blühbrache, so Truckses weiter. Die eingesäten Bestände bleiben über den Winter stehen, dann wird eine Hälfte neu eingesät, im darauffolgenden wird die andere Hälfte neu bestellt. So ist immer Nahrung und Schutz für die Rebhüher da, erklärte Truckses den Zuhörern das System der Rotationsbrache.
Weitere Maßnahmen, die die Rebhuhnpopulation fördern, sind angepasste Bewirtschaftung, zum Beispiel ein spätes Mähen von Grünlandflächen, Gewässerrandstreifen oder, und hier seien die Gemeinden gefragt, ein spätes Mähen der Straßenraine, zählte Truckses auf. Grund: Mitte Mai findet die Eiablage statt, ab Juli sind die Jungvögel unterwegs.
Versuche mit verschiedenen Mischungen
Auf seinen Flächen hat Helmut Kayser zum Vergleich verschiedene Mischungen ausgesät:
- eine Wildackermischung, "die funktioniert auf dem Acker gut, sie braucht viel Licht, was im Wald nicht immer gegeben ist"
- eine spezielle Rebhuhnmischung mit vielen Pflanzen, die auch für Insekten interessant sind, "hier finden die Vögel Nahrung"
Die Flächen werden gemulcht. "Totspritzen verbietet sich hier von selbst, das würde zum einen die Nahrungsgrundlage - Insekten - zerstören und zum anderen auch die Vögel beeinträchtigen", so der engagierte Landwirt und Jäger.
Förderung möglich
Für Teilflächen, auf denen Landwirte Schutzmaßnahmen durchführen, können Fördergelder beantragt werden, erklärte Barbara Truckses. Bis zu. Bis zu 1080 Euro pro Hektar seien möglich. Rebhuhnmischungen dürfen auf Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) ausgesät werden. FAKT-Mischungen taugen wegen ihrer Zusammensetzung nicht für Rebhühner. Förderung sei aber auch über die Landschaftpflegerichtilinie (LPR) möglich, es gebe Förderung für ein Jahr oder für fünf Jahre, der Ackerstatus bleibe erhalten. Florian Wagner, Biodiversitätsberater aus Pliezhausen, wies darauf hin, dass Förderung auch über die Beratungsorganisationen möglich sei.
Früher war manches "besser"
Schutz und Nahrung fanden die Bodenbrüter früher in Feldrändern und Hecken, erinnert Helmut Kayser an die Veränderung der Landschaft durch die modernen Bewirtschaftungsmethoden. Nahrung gab es zum Beispiel auch an den Misthaufen an den Feldrändern, die durch ihre Wärme vielen Insekten Lebensraum boten. Und in der Pflugfurche fanden Hasen und Bodenbrüter im Winter Schutz vor der Witterung.
Organisierter Naturschutz
Der Landschaftserhaltungsverband des Landkreises Böblingen (LEV) unterstützt das Rebuhnprojekt. Er wurde vor vier Jahren gegründet, berichtet Truckses. Seine Kernaufgabe ist, die Kulturlandschaft zu erhalten und zu entwickeln und pflegen. Das Dialogforum wurde vom Naturschutzbund (NABU) vor zwei Jahren gegründet, stellte Jochen Goedecke dar. Er ist Referent für Landwirtschaft und Naturschutz beim NABU Baden-Württemberg und Projektleiter des Dialogforums, das nach zweijähriger Laufzeit im Juli 2017 endet. In dieser Zeit gab es 30 Workshops, Exkursionen und andere Veranstaltungen.
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