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Sanierungsfall BayWa: Ehemaliger Vorstand im Blick

Justiz ermittelt bei der BayWa

Im Sanierungsfall BayWa schaltet sich jetzt die Justiz ein. Gestartet wurde ein Ermittlungsverfahren, bei dem es vor allem darum gehen dürfte, ob Vorstände den Jahresabschluss 2023 geschönt haben.

von Agra-Europe Quelle Agra-Europe erschienen am 02.09.2025
Nach der Fast-Pleite des Agrarhandelskonzerns BayWa schaltet sich nun die Justiz ein. Es sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. © BayWa
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Nach der Fast-Pleite des Agrarhandelskonzerns BayWa schaltet sich nun die Justiz ein. Es sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, teilte der Aufsichtsratsvorsitzende des Unternehmens, Gregor Scheller, am Dienstag vergangener Woche auf der Hauptversammlung in München mit. Gegen wen es sich richte, sagte Scheller nicht. Es gelte die Unschuldsvermutung. Bei den Ermittlungen dürfte es vor allem darum gehen, ob Vorstände im Jahresabschluss 2023 Buchwerte geschönt und die Finanzlage des Unternehmens falsch dargestellt haben.

Bafin prüft Bilanz

Unterschrieben wurde der Jahresabschluss 2023 unter anderem vom damaligen Vorstandschef Marcus Pöllinger und Finanzvorstand Andreas Helber. Dem Vorstand gehörten zudem Reinhard Wolf und Dr. Marlen Wienert an. Pöllinger, Helber und Wolf haben den Konzern mittlerweile verlassen. Vor der Münchner Staatsanwaltschaft hatte bereits die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) im November 2024 eine Untersuchung der Baywa-Bilanz 2023 eingeleitet.

Scheller zufolge ist der laufende Geschäftsbetrieb der BayWa von den Ermittlungen nicht betroffen. Das Unternehmen werde eng mit der Staatsanwaltschaft kooperieren. Laut Scheller gibt es auch interne Überprüfungen im Konzern. Der Aufsichtsrat habe eine externe Untersuchung der Vorgänge beauftragt, die zu der Liquiditätskrise der Gesellschaft geführt haben. Es sei noch unklar, wann die Ergebnisse der Untersuchung veröffentlicht werden.

Investoren verärgert

Auf der Hauptversammlung forderten verärgerte Investoren und Aktionärsschützer nach dem Verlust von 1,6 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2024 eine lückenlose Aufklärung und einen Neuanfang auch im Aufsichtsrat. Die „Aufseher“ hatten laut Manager Magazin über Jahre die am Ende gescheiterte internationale Expansion des Münchner Mischkonzerns mitgetragen. Zu den langjährigen Mitgliedern des 16-köpfigen BayWa-Aufsichtsrats zählen unter anderem der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, und die CSU-Politikerin Monika Hohlmeier.

Halbjahreszahlen zeigen Sanierung

Weiterhin geprägt von der laufenden Transformation und der strukturellen Neuausrichtung war für die BayWa AG die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2025. Wie der angeschlagene Agrarkonzern am 19. August berichtete, beliefen sich die Umsätze auf rund 6,9 Mrd. Euro; im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war das ein Minus von etwa 17 %. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank um 43,5 % auf 65,6 Mio. Euro.

Eine Entlastung bei den Zinsaufwendungen erwartet das Management im laufenden zweiten Halbjahr 2025, insbesondere durch die Entkonsolidierung als Folge des Verkaufs von zwei Tochtergesellschaften. Zudem dürften die Restrukturierungs- sowie Beratungsaufwendungen schrittweise zurückgehen.

Der Umsatzrückgang im Berichtszeitraum ist der BayWa zufolge auf mehrere Faktoren zurückzuführen. So hätten die Sanierungsmaßnahmen erwartungsgemäß zu einer temporären Zurückhaltung bei Geschäftspartnern und Lieferanten in nahezu allen Segmenten geführt, was sich negativ auf die Absatzmengen ausgewirkt habe. Zum anderen seien die Erlöse durch rückläufige Marktpreise belastet worden, insbesondere bei den Agrarerzeugnissen. Darüber hinaus sei zu berücksichtigen, dass die Umsatz- und Ergebnisbeiträge der Raiffeisen Ware Austria (RWA) lediglich bis zum 2. Mai 2025 enthalten seien, da dieses Unternehmen zu dem Zeitpunkt entkonsolidiert worden sei.

Fehlbetrag mehr als halbe Milliarde

Das Geschäftshalbjahr beendete die BayWa mit einem Fehlbetrag in Höhe von 527,8 Mio. Euro; im Vorjahreszeitraum waren es minus 424,3 Mio. Euro. Der Verlust sei vor allem auf erhebliche Zinsaufwendungen sowie Restrukturierungskosten zurückzuführen, heißt es zur Begründung. Zu bedenken sei auch, dass das zum Vergleich herangezogene Halbjahresergebnis 2024 die Auswirkungen der Liquiditätskrise noch nicht widergespiegelt habe, da sich die operativen Effekte der Krise erst im weiteren Jahresverlauf niedergeschlagen hätten.

Laut BayWa tragen die intensive Phase der Restrukturierung, begleitet von tiefgreifenden Effizienz- und Kostensenkungsmaßnahmen, sowie die Veräußerung von Tochtergesellschaften zunehmend zur operativen Stabilisierung des Konzerns bei. Auch wenn der Umsatz und das EBITDA das Niveau des Vorjahreszeitraums nicht erreicht hätten, sei eine Verbesserung der Ergebnisqualität erkennbar.

Im Rahmen des eingeleiteten Sanierungs- und Transformationsprogramms würden vor allem nachhaltige Effizienzsteigerungen umgesetzt, beispielsweise die Optimierung von Beschaffungsprozessen, die Reduktion von Gemeinkosten, gezielte Personalmaßnahmen sowie die Straffung interner Abläufe. Diese Maßnahmen leisteten bereits einen Beitrag zur Stärkung der operativen Ertragsbasis, dürften ihre Wirkung jedoch erst im weiteren Zeitverlauf zeigen.

Umsatzminus auch bei Agrar

Im Segment Agrar verzeichnete die BayWa AG im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Umsatzrückgang um 19,2 % auf 1,2 Mrd. Euro. Ausschlaggebend dafür waren insbesondere preis- und mengenbezogene Effekte sowie die strategische Neuausrichtung des Portfolios zugunsten margenstärkerer Produkte. Die Erlöse im Segment Technik sanken um 14,0 % auf 972 Mio. Euro. Hier wirkte sich insbesondere der starke Absatzrückgang bei Neumaschinen negativ aus. Der Markt für landtechnische Maschinen habe im ersten Halbjahr 2025 generell eine deutlich abgeschwächte Dynamik gezeigt, so die BayWa.

Im Segment Regenerative Energien gab der Umsatz um 9,2 % auf 1,6 Mrd. Euro nach. Dies ist dem Konzern zufolge im Wesentlichen auf schwierige Marktbedingungen, den Rückgang der Geschäftstätigkeit in den Bereichen Energy Trading und Energy Solutions sowie auf vorgezogene Projektverkäufe zur kurzfristigen Liquiditätssicherung zurückzuführen.

Das Segment Global Produce, in dem sämtliche Aktivitäten des Konzerns im Bereich Obst- und Gemüseanbau zusammengefasst sind, kam auf Gesamteinahmen von 481 Mio. Euro, gestützt durch eine erfolgreiche neuseeländische Apfelernte. Auch der Abverkauf des deutschen Apfelsortiments der Ernte 2024 sei planmäßig verlaufen.

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