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Interview mit Hans-Benno Wichert

Unberechenbare Preispolitik

Der Schweinemarkt ist aktuell in Schieflage. Übermengen im Nordwesten drücken die Preise für alle. LBV-Vize Hans-Benno Wichert fordert im BWagrar-Interview Zuverlässigkeit.

von LBV erschienen am 13.10.2025
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Zur Person
Hans-Benno Wichert
Wichert ist Präsident des Schweinezuchtverbands und Vizepräsident des Landesbauernverbands
Warum ist der aktuelle Preiseinbruch am Schweinemarkt so dramatisch? Wichert: Der Preisrückgang von 15 Cent bei den Mastschweinen und 8,50 Euro bei den Ferkeln ist für unsere Betriebe ein sehr schwerer Schlag. Die Situation auf dem Markt in Baden-Württemberg unterscheidet sich von der im Nordwesten Deutschlands. Wir haben hier, aufgrund kleinstrukturierter Betriebe und eines niedrigen Selbstversorgungsgrades, eher ein ausgeglicheneres Angebot, während in anderen Teilen Deutschlands derzeit mehr Tiere produziert werden, als der Markt aufnehmen kann. Dennoch drücken diese Übermengen die Preise in ganz Deutschland. Solche hohen Preisrücknahmen wurden früher nur in tatsächlichen Ausnahmesituationen durchgesetzt. Die Preispolitik der abnehmenden Hand ist für uns Schweinehalter inzwischen unberechenbar. Um die regionale Fleischerzeugung zu erhalten, brauchen wir mehr Zuverlässigkeit. Welche Rolle spielen China und andere europäische Länder bei der aktuellen Entwicklung? Wichert: Der Handelsstreit zwischen EU und China belastet den Markt massiv. China hat Zölle auf europäisches Schweinefleisch eingeführt, was den innereuropäischen Handel stark stört. Vor allem Spanien – aber auch andere Länder – haben ihre Produktion stark ausgeweitet und sich auf den Export nach China verlassen. Jetzt können diese Mengen dort nicht mehr verkauft werden und fließen in den europäischen Binnenmarkt. Diese zusätzlichen Mengen erzeugen enormen Preisdruck – natürlich auch auf Deutschland, welches das Land mit dem zweitgrößten Schweinebestand in Europa ist.
„Die Preispolitik der abnehmenden Hand ist für uns Schweinehalter inzwischen unberechenbar.“ Hans-Benno Wichert
Was bedeutet die Situation für die Zukunft der Schweinehaltung in Baden-Württemberg? Wichert: Unsere Betriebe kämpfen schon seit einigen Jahren mit deutlich gestiegenen Produktionskosten. Die wirtschaftliche Situation unserer Betriebe hat sich dadurch verschärft und solche starken Preisrückgänge verunsichern die Betriebe enorm. Gleichzeitig verlangt die Gesellschaft mehr Tierwohl und höhere Standards. Das unterstützen wir ausdrücklich – aber unter diesen Bedingungen kann niemand investieren. Die Erlöse liegen weit unter den Produktionskosten, es fehlt jede Planungssicherheit. Gerade die Ferkelerzeuger leiden unter der Situation, da festgelegte gesetzliche Fristen zum Umbau des Deckzentrums und des Abferkelstalls vor der Tür stehen. Diese Fristen müssen aufgrund der Marktsituation und nicht zuletzt wegen des Wegfalls des Bundesprogramms Umbau Tierhaltung nach hinten verschoben werden. Von uns Landwirten kann nicht verlangt werden, Geld in einen Markt zu investieren, der uns keinen Gewinn bringt. Die junge Generation verliert in so einer Situation jegliche Perspektive. Wenn Politik und Markt jetzt nicht gegensteuern, wird es einen harten Strukturbruch in der Schweinehaltung geben, der ganz besonders die Familienbetriebe in Baden-Württemberg treffen wird.
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