Kann gesunde Ernährung Treibhausgase senken?
Eine auf das Ziel einer gesünderen Ernährung der Bevölkerung ausgerichtete Agrarpolitik würde die Sterblichkeit spürbar verringern, die Treibhausgas-(THG)-Emissionen jedoch nur relativ moderat sinken lassen.
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Das ist das Ergebnis von Modellrechnungen, die Dr. Marco Springmann von der Universität Oxford und Dr. Florian Freund vom Thünen-Institut für Marktanalyse vorgenommen haben. Maßgeblich für die Emissionssenkung wäre der verringerte Konsum von Fleisch- und Milchprodukten und von Grundnahrungsmitteln, der mit der Zunahme von Gartenbauprodukten einhergehen würde.
Keine erwähnenswerte THG Verbesserung in Sicht
Laut den Berechnungen würde eine Umschichtung der derzeitigen Agrarsubventionen in die Förderung von Nahrungsmitteln mit vorteilhaften Gesundheits- und Umwelteigenschaften in den Mitgliedsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu einer Produktionssteigerung von Obst, Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten um insgesamt 19 % führen, in den Nicht-OECD-Ländern wie China, Russland oder Indien um 3 %. Die THG-Emissionen würden in den OECD-Staaten dadurch aber insgesamt nur um 1,7 % und in den Nichtmitgliedstaaten sogar lediglich um 0,2 % zurückgehen.
Weniger ernährungsbedingte Tote
Der Verbrauch von Obst und Gemüse würde den Modellrechnungen zufolge aufgrund des veränderten Angebots jedoch spürbar steigen, und zwar um 10 % in den OECD-Ländern und um 5 % in Nicht-OECD-Ländern. Dies würde die ernährungsbedingte Sterblichkeit nach Angaben von Springmann und Freund um rund 440 000 Personen pro Jahr verringern.
Negative wirtschaftliche Folgen zu erwarten
Die Modellrechenergebnisse zeigen laut den beiden Studienautoren aber auch, dass es eine Reihe von Zielkonflikten gibt. Würden die Agrarsubventionen komplett abgeschafft, könnte das volkswirtschaftlich und ökologisch vorteilhaft sein, sich aber negativ auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken.
Die Umlenkung aller Subventionen auf die Produktion gesunder und klimaverträglich produzierter Lebensmittel würde die Gesundheit der Bevölkerung verbessern und die THG-Emissionen verringern, hätte aber negative wirtschaftliche Folgen.
Prämien-Kopplung kann zur Verbesserung beitragen
Am vielversprechendsten erwies sich den beiden Wissenschaftlern zufolge ein Ansatz, bei dem die Subventionen gleichmäßiger über alle Länder aufgeteilt und an den Anbau gesunder und klimaverträglich produzierter Nahrungsmittel gekoppelt werden. Aber auch wenn die derzeitigen Subventionsniveaus beibehalten und nur die Hälfte der Zahlungen gekoppelt würden, ergäbe sich einer Verbesserung der Gesundheit und Nachhaltigkeit.
Derzeit fließen laut Springmann und Freund jährlich gut 200 Mrd $ (177 Mrd Euro) in staatliche Leistungen für die Landwirtschaft. Nur ein knappes Viertel davon werde für Gartenbauprodukte verwendet. Im Vordergrund stünden vor allem die Stützung der bestehenden Agrarsysteme und der landwirtschaftlichen Betriebe.
Angesichts dessen, dass die Landwirtschaft inklusive Transport, Weiterverarbeitung und Vertrieb von Nahrungsmitteln für ein Drittel aller THG-Emissionen verantwortlich sei und sich viele schwere Krankheiten auf unausgewogene Ernährung zurückführen ließen, erscheine es lohnenswert, das bisherige System zu überdenken, so die beiden Wissenschaftler.