Weniger Getreide - weniger Futtermittel?
Die Weltgetreideernte 2022/23 wird voraussichtlich kleiner ausfallen als bislang prognostiziert. Weiter soll sich durch die Ausbreitung von Tierkrankheiten und die Auswirkungen der Invasion Russlands in der Ukraine auf den Getreidemarkt die europäische Nachfrage für Mischfutter 2022 um 4 bis 5 Mio. t reduzieren.
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Der Internationale Getreiderat (IGC) hat seine Vorhersage um 24 Mio. t auf 2,251 Mrd. t Getreide nach unten korrigiert. Obwohl damit die Vorjahresmenge um 40 Mio. t verfehlt würde, wäre das aber immer noch die zweitgrößte Erntemenge aller Zeiten.
Den weltweiten Getreideverbrauch 2022/23 veranschlagt der Getreiderat aktuell auf voraussichtlich 2,279 Mrd t; im April war hier noch mit 23 Mio t mehr gerechnet worden. Die Schätzung für das Vorjahr beläuft sich auf 2,286 Mrd t. Damit wäre der globale Verbrauch von Getreide im Jahresvergleich zum ersten Mal seit 2015/16 wieder rückläufig. Ausschlaggebend dafür ist laut IGC vor allem der deutliche Anstieg der Getreidepreise, weshalb die Nachfrage nach Futtergetreide eingeschränkt werden dürfte.
EU-Mischfutterproduktion für 2022 rückläufig
Die European Feed Manufacturers' Federation (FEFAC) erwartet für 2022, dass der Schweine- und Geflügelsektor der EU seine Aktivitäten aufgrund der hohen Kosten für Futtermittel, der geringeren Marktnachfrage und der zunehmenden Ausbrüche der Vogelgrippe in mehreren Ländern reduzieren wird. Daher sinken die Schätzungen der FEFAC-Mitglieder um -4,2 % für Schweinefutter und -3 % für Geflügelfutter. Die Viehfutterproduktion wird voraussichtlich um -1,6 % zurückgehen. Insgesamt wird die industrielle Mischfutterproduktion gegenüber 2021 voraussichtlich um -2,9 % (d.h. 4,3 Mio. t) zurückgehen.
Aufgrund der anhaltenden russischen Aggression in der Ukraine bleiben die Marktunsicherheiten jedoch sehr hoch. Der unmittelbare Wegfall von Futtermais, Sonnenblumenschrot und anderen Futtermitteln aus der Ukraine und Russland konnte nur teilweise durch verstärkte Futtermittelimporte, hauptsächlich aus den USA und Kanada, kompensiert werden.